Ein Gerücht macht dieser Tage in der oberen Rhön gewohnt schnell die Runde: "Der Hillenberg schließt." Gemeint ist damit, dass die Schlossbergschänke im Weiler Hillenberg in einigen Tagen zum letzten Mal geöffnet sein wird. Das löst bei vielen größeres Erstaunen aus. Die Gaststätte oberhalb von Hausen nahe der Hochrhönstraße lief doch hervorragend, so der allgemeine Eindruck. Sie genoss sogar einen gewissen Kultstatus. Aber das Gerücht ist richtig. Das bestätigt Wirtin Bärbel Elsesser, die das Gasthaus mit ihrem Sohn Alfons betreibt. Noch bis einschließlich 19. August sind die Elsessers und ihr Team am Hillenberg für die Gäste da. Dann legen sie eine kurze Pause und übernehmen ab 4. September das Braustüble in Roth.
Einen Namen gemacht
Als die Elsessers die Schlossbergschänke vor zehn Jahren übernahmen, war das Gasthaus in der Rhön eher unbekannt. Doch die Gastronomen brachten einige Erfahrung mit, da sie bereits eine gutgehende Gaststätte im nahen hessischen Seiferts geführt hatten. Sie richteten die Küche und den Gastraum ein "und dann haben wir Tag und Nacht gearbeitet", erinnert sich die Seniorchefin an die Anfangszeit.
Damit setzten sie sich durch. Bald war die Schlossbergschänke mit ihrem ganz eigenen Charme eine bekannte Adresse in der Rhöner Gastronomie. "Wir haben uns hier einen Namen gemacht", sagt Bärbel Elsesser nicht ohne Stolz. Die Schlossbergschänke wurde zum Treffpunkt für Einheimische ebenso wie für Touristen. Jäger oder Mitarbeiter einer nahen Brauerei ließen sich hier ihr Bier ebenso schmecken wie hungrige Rhönwanderer den beliebten "Hahn im Korb". Im Internet entbrannte eine kontroverse Diskussion, ob denn die Windbeutel an der Thüringer Hütte oder auf dem Hillenberg die besseren seien. Jüngst erlebte hier Kabarettist und Tatort-Spurensucher Matthias Egersdörfer gar einen Vorgeschmack aufs Paradies, wie er nach einem Besuch in der Schloßbergschänke schrieb.
Gäste aus der ganzen Region
"Wir haben hier Gäste aus der ganzen Region", erklärt Bärbel Elsessser, nachdem sie einen älteren Herrn verabschiedet hat. Der sei Stammgast, über 90 Jahre alt und komme jeden Freitag aus Marktheidenfeld in die Rhön, um hier seinen "Hahn im Korb" zu essen. Auch für den vorerst letzten Freitag der Schlossbergschänke in dieser Woche habe er seinen Besuch am Hillenberg schon angekündigt. Wie er hätten schon viele Gäste, darunter auch der Landrat, ihr Bedauern über die anstehende Schließung zum Ausdruck gebracht, berichtet die Wirtin. Doch nun gelte es, den Blick in die Zukunft zu werfen.
"Es war eine schöne Zeit hier oben", zieht Bärbel Elsesser Bilanz. Doch nun gibt es ab 4. September in Roth einen Neuanfang. Das bewährte Speiseangebot soll dort weitergeführt werden. Dennoch weise das Braustüble von der Größe oder der Einrichtung der Küche eine ganz andere Struktur auf. Man müsse mal wieder etwas Neues machen, erklärt sie einem Gast, der nach dem Wechsel fragt. Das erscheint recht mutig. Auch wenn man es ihr so gar nicht ansieht. Die Gastronomin wird demnächst 79 Jahre alt, wie sie nach einigem Zögern verrät.
Mit einer Erklärung warum am 19. August Schluss ist, tut sich die bekannte Wirtin schwer. Sie möchte keinen unnötigen Schmutz aufwerfen. Offensichtlich sind Reibereien mit Verpächter Hubert Glotzbach in den vergangenen Wochen eskaliert. Der bestätigt, dass nicht alles rund gelaufen ist. Und kündigt an, dass es mit der Gastronomie auf dem Hillenberg weitergehen soll. Die Schlossbergschänke solle wieder verpachtet werden, erklärt Glotzbach auf Nachfrage.