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RHÖNBLICK
Schiefer Turm nur schräge Idee?
Attraktion oder Touristenschreck? Am schiefsten Turm der Welt, der auf der Hohen Geba in der thüringischen Rhön gebaut werden soll, scheiden sich die Geister.
Foto: Biessmann+Büttner | Attraktion oder Touristenschreck? Am schiefsten Turm der Welt, der auf der Hohen Geba in der thüringischen Rhön gebaut werden soll, scheiden sich die Geister.
Georg Stock
 |  aktualisiert: 28.01.2014 16:55 Uhr

Ein besonderes Wahrzeichen für die thüringische Rhön, gar ein Leuchtturmprojekt? Oder einfach nur eine schräge Idee? Auf der Hohen Geba in der Gemeinde Rhönblick könnte in den nächsten zwei Jahren ein spektakuläres Aussichts- und Erlebniszentrum entstehen – mit dem schiefsten Gebäude der Welt. Und stolze 14 Millionen Euro soll diese Investition teuer werden. Darüber hatte diese Zeitung in der Ausgabe am Samstag, 25. Januar, berichtet.

Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen plant, gemeinsam mit den Anrainer-Kommunen, auf dem 751 Meter hohen Tafelberg einen mehr als 70 Meter hohen Aussichtsturm, auf dem man über die Hügel der Rhön blicken kann. Das Bauwerk würde sich um 23,5 Grad neigen. Im Guinness-Buch der Rekorde ist das Capital Gate in Abu Dhabi mit 18 Grad als schrägstes Gebäude vermerkt.

Macht dieses Vorhaben die Rhön nun wirklich attraktiver? Beileibe nicht jeder findet Gefallen an den Plänen für den Turmbau samt Erlebniszentrum mitten im Land der offenen Fernen. Auffällig ist, dass sich unter den Kommentaren zum Artikel „Die Rhön will den schiefsten Turm der Welt“ kein einziger Leser für das Projekt ausspricht, alle Kommentatoren halten vielmehr mit ihrer Kritik an dem Vorhaben nicht hinterm Berg. Positive Reaktionen? Bislang Fehlanzeige.

Walter Jahn aus Ostheim zählt zu den Naturliebhabern, die ihre Stimme gegen dieses Projekt erheben. Er, der mehr als 30 Jahre die archäologische Arbeitsgruppe Rhön-Grabfeld geleitet hat, lässt im Online-Portal dieser Zeitung an seiner ablehnenden Haltung keinen Zweifel: „Da ich in der Rhön lebe und die Geba zu meinen Lieblingsbergen zählt, unter anderem wegen der bis jetzt ungestörten Aussicht, möchte ich die Schlagzeile ergänzen: 'Die Rhön will den schiefsten Turm der Welt nicht'.“ Und dabei „nicht“ dick unterstrichen!

Im Online-Forum dieser Zeitung wird über das Vorhaben heftig diskutiert. „Zu viel Soli übrig?“, fragt ein Online-Leser und schreibt: „Die sollen mal in sich gehen und überlegen, wer es ihnen ermöglichte, dass sie auch dahin dürfen, was sie von dort aus sehen. Wenn zu viel Soli übrig ist, dann können die ja gerne darauf verzichten! Wer Geld für solchen Schwachsinn hat, braucht keine weiteren Hilfszahlungen mehr.“ Ein anderer User ergänzt: „Ist doch super, wenn mit unseren Solidaritätsbeiträgen eine unberührte Naturlandschaft zerstört wird .“

„Für unsere Spaßgesellschaft“, so kommentiert ein weiterer Leser, „braucht es wohl so einen Quatsch. Baumwipfelpfad im Steigerwald, 'Aussichtsröhren' in den Alpen und so fort. Müssen denn alle unsere (noch) schönen Ecken für jeden Halbschuh-Touristen erschlossen werden?“ Ein User betrachtet „das Ganze als etwas verfrühten Aprilscherz. Aber der kostet uns Steuerzahler etliche Millionen, und von daher kann ich hier nicht lachen.“

„Was soll denn der Quatsch?“, fragt ein Naturliebhaber in die Runde. „Da oben ist die Natur am schönsten, da braucht's keine Konkurrenz zu Abu Dhabi oder Pisa. Man kann jetzt schon rundumschauen, wenn man etwas seine Haxen bemüht.“

„Schwachsinn.“ Mit diesem Wort reagiert ein Leser auf die Pläne zu einem Wahrzeichen auf der Hohen Geba. „So einen Schwachsinn wie dieses Projekt gibt es nur selten. An jedem Windradl üben die Lokalpolitiker den Aufstand. Aber kaum kommt ein windiger Investor daher und will ihnen den Größten und Längsten im Land aufstellen, dann finden sie das megageil.“ Und ersetzt in seiner weiteren bissigen Kommentierung den schiefen Turm durch den Begriff „schiefes Scheusal“.

 
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  • C. B.
    Da frag ich mich ernsthaft wie so etwas mit noch mit Naturschutz und Biosphärenreservat vereinbar ist.
    Nichts gegen einen Aussichtsturm (wie im schwarzen Moor) aber das hier ist zu viel des Guten.
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