Bleibt die Montessori-Schule in Sandberg oder zieht sie um. Bislang war angedacht, dass Montessori dasSandberger Schulgebäude kauft und die Gemeinde eine neue Grundschule baut. Doch daraus könnte nichts werden. Nachdem Montessori Überlegungen anstellt, in Lebenhan eine neue Schule zu bauen, hat Sandberg den Mietvertrag für die Schule gekündigt.
Dieser Vertrag zwischen dem Montessori-Förderverein und der Gemeinde über die Räumlichkeiten der Schule wurde 2004 geschlossen. Zu günstigen Konditionen, da die Gemeinde so einen Leerstand vermeide und einen Teil der eh anfallenden Kosten decken wollte.
Kauf und Neubau
In einem Schreiben des Vorstandes des Montessori-Fördervereins Rhön-Saale, dem neben Vorsitzender Sandra Frischke, auch Renate Molzberger und Thomas Happel angehören, das an die Mitglieder und Eltern gerichtet ist, wird die Vorgeschichte erläutert. So heißt es, "dass wir seit Amtsantritt von Frau Bürgermeisterin Reubelt wieder das Gefühl hatten, in Sandberg willkommen zu sein, was in den vielen Jahren davor nicht mehr der Fall war."
Ende 2017 sei erstmals über die Möglichkeit der Übernahme des Sandberger Schulgebäudes durch den Montessori-Förderverein gesprochen worden. Für die Sandberger Grundschule, die sich mit der Montessori-Schule das Gebäude teilt, visierte die Sandberg den Neubau einer Grundschule an. Nachdem diese Option in Raum stand, habe der Verein die Suche nach einem neuen Schulstandort eingestellt, auch da es zu diesem Zeitpunkt keine realistische Alternative zu einer Sanierung des Sandberger Schulgebäudes gab.
Ende Januar habe der Vorstand erfahren, dass das ehemalige Kloster- und Schlossgebäude in Lebenhan mit Grundstück zum Verkauf stehe. "Hierfür hatte sich der Verein schon interessiert, bevor die Schule 2004 nach Sandberg kam", heißt es in dem Schreiben. Nach Ortsterminen, zuletzt im Mai mit der Regierung von Unterfranken, habe sich abgezeichnet, dass Umbau und Sanierung der Schule in Sandberg zwar möglich, aber wirtschaftlich nicht sinnvoll wären. In den Pfingstferien sei es zum Kontakt mit einer regionalen Baufirma gekommen, die eventuell Interesse habe, das gesamte Areal in Lebenhan zu kaufen und ein Schulgebäude und einer Turnhalle für die Montessori-Schule zu bauen.
Nichts gewusst
Etwa zeitgleich habe Bürgermeisterin Sonja Reubelt dem Verein mitgeteilt, dass die Wirtschaftlichkeitsberechnung für den Neubau der Grundschule nach einem Jahr fertiggestellt sei. Reubelt bestätigte, dass die Berechnung für den Neubau so lange dauerte. Es sei ein kompliziertes Verfahren gewesen. "Ich habe von den Parallelplanungen zu einem möglichen neuen Standort in Lebenhan nichts gewusst und ging davon aus, dass der Montessori-Förderverein am Kauf unserer Schule nach wie vor interessiert ist." Natürlich kann Reubelt eine gewisse Ungeduld verstehen, doch vor dem Hintergrund der Bauhochkonjunktur und der Auslastung von Architekten und Ingenieuren sei keine schnellere Abwicklung möglich gewesen.
Am 17. Juli stellte der Förderverein in einer Mitgliederversammlung das Projekt in Lebenhan vor. Die Bürgermeisterin habe die Einladung dazu am 9. Juli bekommen und so von den neuen Plänen des Vereins erfahren. "Ich wusste, bis ich die Einladung sah, nicht, dass es auch eine andere Alternative gibt als die, die wir mündlich vereinbart haben, und das war der Kauf der Sandberger Schule durch den Montessori-Förderverein." Abstimmungsgespräche mit der Regierung habe es diesbezüglich schon im April 2018 gegeben.
"Wir akzeptieren natürlich, dass der Verein über den Standort der Schule entscheidet", betont Reubelt, jedoch machte sie auch deutlich, dass sie über die Art und Weise wie sie von den Plänen erfahren habe, sehr enttäuscht sei. Sie sei lediglich mit der kurzen E-Mail am 9. Juli informiert worden, dass der Verein voraussichtlich kein Interesse mehr am Kauf des Schulgebäudes habe. In einem Telefonat sei das noch klarer zum Ausdruck gebracht worden. "Vor diesem Hintergrund, haben wir uns entschieden, dem Mietvertrag mit dem Montessori-Förderverein vertragsgemäß zum 31. August 2020 zu kündigen", so Reubelt. "Ich bin nicht beleidigt, der Verein entscheidet wo sich die Schule befindet. Ich muss jetzt an meine Gemeinde denken."
Keine Entscheidung getroffen
Der Vorstand des Montessori-Fördervereins hierzu: 75 Prozent der bei der Mitgliederversammlung anwesenden Mitglieder (95 von insgesamt 129 Stimmen) haben beschlossen, dass der Vorstand legitimiert wird, in Zusammenarbeit mit den Banken ein aussagekräftige Finanzierungskonzept für einen möglichen Neubau zu erarbeiten. "Eine endgültige Entscheidung für oder gegen den Standort Sandberg wurde nicht getroffen." Dennoch sei am Tag nach der Mitgliederversammlung dem Vorstand die vorbereitete Kündigung des Mietverhältnisses und die Rücknahme des Verkaufsangebotes des Schulgebäudes Sandberg übergeben worden. Der Vorstand sieht diese Kündigung als ungerechtfertigt an und kündigte an, dass "selbstverständlich Widerspruch" eingelegt werde.
Die Bürgermeisterin sieht sich dagegen gegenüber ihren Bürgern und der Gemeinde in der Pflicht, diese Kündigung auszusprechen. "Die Geringschätzung mir und meiner Gemeinde gegenüber, obwohl die Schule finanziell und organisatorisch von Anfang an unterstützt wurde, kann ich nicht hinnehmen. Es kann nicht sein, dass die Schule auf Kosten der Gemeinde Sandberg betrieben wird." Das Vorgehen des Vorstandes, der vor dem 9. Juli kein Gespräch gesucht habe, werde den umfangreichen Anstrengungen Sandbergs nicht gerecht, die seit 2004 für die Montessori-Schule erbracht worden sein.
Die Bürgermeisterin wandte sich in einem offenen Schreiben an die Mitglieder des Fördervereins und die Eltern, um über die tatsächlichen Leistungen der Gemeinde für die Montessori-Schule aufzuklären. Demnach zahlt der Förderverein eine "nicht mal die Nebenkosten deckende Miete". Jährlich übernehme die Gemeinde etwa 20 000 Euro an Nebenkosten, die über die Miete nicht abgedeckt werden. Hinzu kämen allein in den vergangenen acht Jahren Reinigungskosten in Höhe von 56 000 Euro, die die Gemeinde für die Montessori-Schule übernommen habe. "Faktisch musste der Förderverein für die Nutzung und Abnutzung des Gebäudes also keine Miete zahlen und trug auch nicht einmal alle selbst verursachten Nebenkosten." Diese Regelung sei vor dem Hintergrund einer langfristigen Zusammenarbeit, wie auch die Übernahme des Schulgebäudes in Kauf genommen worden.
Neuer Handlungsbedarf
Als Bürgermeisterin könne sie nun nicht anders handeln, als den Mietvertrag zu kündigen. Dies geschehe nicht willkürlich, sondern auf vertraglicher Basis. Die Kündigungsfrist betrage sechs Monate zum Schuljahresende. "Sandberg ist keine Notlösung. Ich übe ein mir vertraglich eingeräumtes Recht aus. Es besteht von Seiten der Gemeinde keine Verkaufsbereitschaft mehr. 13 Monate hat der Förderverein nun Zeit, eine Lösung zu finden."
Aus Sicht der Gemeinde Sandberg sei es nicht möglich, dass die Montessori-Schule solange in Sandberg bleibe, bis möglicherweise ein neues Gebäude in Lebenhan bezugsfertig sei. Die Gemeinde habe durch die Entwicklung neuen Handlungsbedarf. Es müsse ein Konzept zur Nachnutzung und Sanierung aufgestellt werden.
Die Kündigung habe zur Folge, dass bereits für das Schuljahr 2019/2020 die günstigen Miet- und Nebenkostenregelung nicht mehr greifen und der Förderverein die tatsächlichen Kosten zu tragen habe. Zudem werde die Gemeinde über den vertraglichen geschuldeten Umfang hinaus keine Leistungen mehr erbringen, dies betreffe vor allem Hausmeistertätigkeiten. Reubelt: "Wir hätten die Montessori-Schule gerne in Sandberg behalten, aber nur in gegenseitiger Wertschätzung und Offenheit. Wir haben gedacht, der Standort Sandberg ist für beide Seiten ein Gewinn, wenn das nicht der Fall ist, müssen wir uns von Montessori lösen."
Jede Schule kostet eine Gemeinde Geld, egal welche Ausrichtung. Sehr viel Geld. Und jede Gemeinde ist froh, wenn sie ein Schulgebäude komplett nutzen kann, nicht nur zum Teil. Andere Gemeinden stellen Räume Vereinen kostenfrei zur Verfügung, nur damit die Schule nicht leer steht. Hier scheinen eher persönliche Befindlichkeiten und Enttäuschungen im Vordergrund zu stehen. Andere Gemeinden wird es freuen. Die Eltern und Kinder weniger.
Es ist zwar legitim vom Vorstand auch andere Lösungen zu suchen - nur ist unterste Schublade wie das gegenüber der Gemeinde Sandberg geschehen ist.
Ist das etwa die Pädagogik die Montessori vermittelt?