Verwüstungen wie nach einem Kriegsgeschehen, praktisch weggeschwemmte Friedhöfe, Tränen der Rührung über die Hilfe aus Rhön-Grabfeld, vor allem aber traumatisierende Bilder der Zerstörung: Die Eindrücke, die 13 ehrenamtliche Einsatzkräfte des Bayerischen Roten Kreuzes aus Rhön-Grabfeld von einem viertägigen Einsatz mit zurückbrachten, werden sich wohl tief in das Gedächtnis der Helferinnen und Helfer eingraben.
"Ein alter Mann hat mir erzählt, dass die Verwüstung schlimmer war als nach dem Zweiten Weltkrieg", sagt Thomas Hermann, einer von ihnen. Als die Helfer aus Rhön-Grabfeld am Samstag in das Krisengebiet kamen, erfuhren sie vor Ort, dass das Wasser einmal bis zu acht Meter in den betroffenen Ortschaften stand. "Wir waren so ziemlich die ersten, die in die Ortschaft kamen und haben natürlich auch mit unseren Kenntnissen als Rotkreuzler sofort unterstützt", fügt Maximilian Metz an.
Amphibienfahrzeug der besonderen Art
"In Altena war eine Rettungssanitäterin mit ihrem Rettungsrucksack unterwegs, die in Tränen ausbrach, als sie durch uns Unterstützung bekam", fügen Tristan und Florian Söder am Dienstagabend ermüdet von ihrem kräftezehrenden Einsatz. Mit einem besonderen Amphibienfahrzeug, dem "ARGO 8x8", waren die Hilfskräfte auch die ersten, die Lebensmittel und Medikamente sowie Hilfeleistungen brachten. "Die Menschen dort waren von der Außenwelt abgeschnitten", sagt Thomas Hermann.
Ein Bild, das die BRK-ler wohl nicht so schnell vergessen, sind vom Wasser verwüstete Friedhöfe, die oftmals regelrecht ausgeschwemmt waren. Andernorts war von einem zehn Meter langen Autobahntunnel war nichts mehr zu sehen. Stefan Pfeiffer zeigt beim Gespräch mit dieser Redaktion Häuserzeilen, die völlig zerstört waren, abgerutschte Hänge und mehrstöckige Häuser, an denen man noch erkennen konnte, dass das Wasser fast bis zum Dach stand. Überall Schlamm und Wasser. "In einem Ort, den wir erkundeten, stand das Wasser an den Häusern einmal bis zu 10 und 15 Metern hoch", erinnert sich Pfeiffer.
Ein Mann rettet die Nachbarin
Die Bilder auf ihren Handys zeigen die völlig zerstörten Ortschaften. Aber es sind auch oft die ganz persönlichen Geschichten, die unter die Haut gehen. So erzählen die Rotkreuzler von einem Mann der durch das Wasser, das ihm bis zur Brust stand, watete, um die Nachbarin zu retten. In der Zwischenzeit wurde sein eigenes Haus vom Hochwasser zerstört und die Tochter von den Wassermassen mitgerissen. Sie konnte sich an einem Rebstock festklammern und wurde von dort per Hubschrauber gerettet.
Steffen Pfeiffer, Tristan und Florian Söder, Maximilian Metz, Thomas Hermann und Stefan Bergmann müssen die Eindrücke aus dem Katastrophengebiet erst noch verarbeiten. Sie waren mit der Spezial-Einsatz-Gruppe (SEG) Transport des BRK-Kreisverbandes Rhön-Grabfeld seit Samstag direkt in den besonders betroffenen Gebieten und kamen am Dienstagnachmittag zurück. Ebenso Uwe Kippnich, Timo Schmähling und Lena Wagner mit dem Mannschaftswagen mit Verpflegung.
Dank an Rettungskräfte
Nur wenige Stunden hatten alle seit dem Abrücken am vergangenen Samstag schlafen können. Kein Wunder, dass ihnen die Müdigkeit und das Erlebte anzusehen war. So war die Begrüßung durch BRK-Kreisgeschäftsführer Ralf Baumeister, Kreisbereitschaftsleiter Bernd Roßmanith und dem Katastrophenschutzbeauftragten Alexander Klamt denn auch recht kurz. Bernd Roßmanith: "Es ist Wahnsinn, was ihr geleistet habt und wir haben nur lobende Worte aus den Krisengebieten von Euch gehört." Sein Dank ging auch an Uwe Kippnich, der die Verbindung zwischen den Rettungskräften in Rheinland-Pfalz und Bayern herstellte.
Wichtig sei, dass alle wieder gesund zurückgekommen sind, stellten Ralf Baumeister und Alexander Klamt fest. Sie boten ihre Unterstützung bei der Verarbeitung der Eindrücke an und überbrachten die Grüße und ein Dankeschön für den Einsatz von Landrat Thomas Habermann.
Die Nächte waren lang, meist war es weit nach Mitternacht, bis die Helfer der Feldküche ins Bett kamen. Am Montagabend wurden 6.000 Essen verteilt, erzählt Stefan Bergmann. Die Feldküche des BRK Rhön-Grabfeld ist ausgelegt für 250 Essen in der Stunde, wenn sie von vier Köchen betrieben wird. Dreihundert waren es am Montag. Neben den 6000 warmen Essen kamen noch 300 Lunchpakete dazu.
Ausgehungerte Menschen
Am Abend gab es dann noch 200 Burger für die Helfer der Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, DRK und BRK. Außerdem wurden am Montag rund 500 Liter Kaffee gekocht. Eigentlich war die Feldküche des BRK Rhön-Grabfeld für die Versorgung der Hilfskräfte am Nürburgring vorgesehen. Allerdings wurde das Team sofort nach Neuwied verlegt, weil hier das Hilfskontingent stationiert war. Am Montag stand die Feldküche des BRK Rhön-Grabfeld dann direkt im Katastrophengebiet Bad Neuenahr am Marktplatz, ungefähr 800 Meter von der Ahr entfernt. "Dort steht nichts mehr, das ist nicht vorstellbar, da gibt es gar nichts mehr", erinnert sich Stefan Bergmann.
Er ist überwältigt von den Emotionen, als er von Menschen erzählt, die berichteten, dass sie seit Tagen nichts mehr Warmes gegessen hatten. "Die Motivation für uns war die Hilflosigkeit in den Augen und den Gesichtern der Menschen", so Bergmann. Dann erzählt Stefan Bergmann von einem Erlebnis, das ihn ganz besonders emotional bewegte: "Da kam ein Mädchen zur Feldküche, das von uns einen Burger bekam. Es war in diesem Augenblick, glaube ich, das glücklichste Kind, wie es so da stand mit dem Burger in der Hand.
Am Dienstag wurde die SEG Verpflegung aus Rhön-Grabfeld von den Hilfsorganisationen aus Ober- und Mittelfranken abgelöst.