Der 69-Jährige war zeitweise als Druide namens „Burgos von Buchonia“ in Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) unterwegs. Als eine Art Miraculix von Franken wurde er durch die Medien gereicht. Jetzt soll er im russischen sozialen Netzwerk VK - einer bei Neonazis beliebten Internetplattform- zum Mord an politischen Gegnern aufgerufen haben. Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe prüft neue Ermittlungen.
Ermittlungen wegen Terrorverdacht gegen den Druiden
Gegen den früheren Handelsvertreter Karl Burghard B. hatte die Bundesanwaltschaft bereits 2017 wegen Terrorverdachts ermittelt. Sie hatte ihre Ermittlungen gegen ihn und fünf mutmaßliche Komplizen wegen Bildung einer rechtsterroristischen Vereinigung aber nicht weiterverfolgt, weil sich der Terrorismus-Verdacht damals nicht belegen ließ.
Stattdessen gab sie das Verfahren ab an die Karlsruher Staatsanwaltschaft. Die erhob im Februar Anklage beim Landgericht Mannheim wegen Verstößen gegen das Waffengesetz und wegen Volksverhetzung. Ob die Anklage zugelassen wird, steht nach Angaben eines Gerichtssprechers noch nicht fest.
Aufruf zu weiteren Morden
Laut "Spiegel" hieß es vergangene Woche in einem unter dem Namen des Druiden verfassten Beitrag: Es sei "die Zeit der aktiven Notwehr gekommen", und "Täter und Helfer, Beschützer und Nutznießer" einer angeblichen "Invasion " krimineller Einwanderer nach Deutschland müssten "sucsessive getötet werden". Im Juni hatte "Burgos von Buchonia" schon über VK den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke begrüßt und zu Angriffen auf Kommunalpolitiker, deren Familien sowie Journalisten aufgerufen.
Der angebliche keltische Druide soll zu seiner Lebensgefährtin nach Brandenburg gezogen sein. Als Druide und „Neffe des vor 2500 Jahren verstorbenen Zauberers Merlin“ hatte Burghard B. eher Spott geerntet, als er vor etwa zehn Jahren in Bischofsheim aktiv war. Unter anderem bot der als Druide gewandete Mann damals Führungen durch die Rhön an.
Skurriler Einzelgänger
Burghard B. ließ sich damals für Feste engagieren, erzählte dabei Geschichten aus der Rhön, machte mit den Gästen Axtwerfen oder Bogenschießen; er bot Kräuterwanderungen an und Sitzungen in einem Räucherzelt.
Doch dann zeigte sich B. von seiner weniger schrulligen Seite: "Wir benötigen eine Säuberungsaktion stalinistischen Ausmaßes", schrieb er 2013 auf Facebook beispielsweise und fordert "die umgehende Vertreibung - und mehr - der Personen, die Deutsche Traditionen, Sitten und Gebraueche zu Gunsten von hier fremden Bittstellern verhindern und abschaffen wollen." Kritik an der EU war mit unverhohlenem Judenhass durchzogen: "Wann werden alle Bürger begriffen haben, dass die 12 Sterne Israels auf der EU Fahne ihren Untergang bedeuten?" Für Burgos den Druiden waren Grünen-Politiker "Toleranzbestien, die fremde Unkulturen hier etablieren wollen" und der Christopher Street Day ein "Tanz um ihr schwules Kalb".
Volksverhetzende Beiträge im Internet
Auf der russischen Seite VKontakte wurde er noch deutlicher, dort werden volksverhetzende Beiträge nicht gelöscht. Am 7. Juni 2016 postete er dort: "Wer hat Interesse am aktiven Widerstand?" Tage später meldete er: "Es sind einige, die mit dem Widerstand begonnen haben."
Zu dieser Zeit hat dann wohl auch der Verfassungsschutz begonnen, Burghard B. und die anderen Mitglieder der "Deutscher Widerstand" genannten Vereinigung zu beobachten. Burgos von Buchonia postete ununterbrochen weiter seine Gewaltfantasien gegen Ausländer und Juden. Am 19. Februar 2016 schrieb er zunächst "Und seid gewiss: Juden sind keine Menschen", anschließend verkündete er sogar stolz: "WIR HABEN MIT DEM TÖTEN BEGONNEN."
B.s Verteidiger wollte jetzt weder etwas zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft sagen noch zur Frage, ob sein Mandant die aktuellen Mordaufrufe im Internet verfasst hat. Mit Blick auf das laufende Verfahren wolle man sich derzeit nicht äußern.