Die Aufgabe unserer vorhergehenden Folge des Sommerrätsels "Rhön und Grabfeld aus der Vogelperspektive" hatte es wieder in sich gehabt. Es gab nur wenige Anhaltspunkte, die Orientierung boten. Der Hinweis auf die Topografie und das schmale Gewässer, das durch das Dorf fließt, hat wohl viele Teilnehmer auf die richtige Fährte gebracht und sie richtigerweise mutmaßen lassen, dass es sich bei der abgebildeten Ortschaft um Schmalwasser handelt.
Schmalwasser ist eins der fünf Walddörfer, unterscheidet sich aber durch die Lage im Tal deutlich vom Rest der Gemeinde Sandberg. Das Dorf liegt am Übergang der parkartigen Landschaft um den Kreuzberg zum dicht bewaldeten Salzforst.
Spaziergang durch das Schmalwassertal
Ein Spaziergang durch die von Hecken gesäumten Hänge und das noch sehr natürlich wirkende Schmalwassertal enthüllt den lieblichen Reiz der Umgebung – und gewährt den Blick auf eine Reihe von Holzbildhauerarbeiten, die auf das Konto von Robert Holzheimer geht.
Der 83-Jährige hat sich längst zur Ruhe gesetzt. "Es lohnt sich nicht mehr, die Nachfrage für Heiligenfiguren oder Krippen ist nahezu zusammengebrochen." Und so beschränkt sich der gelernte Holzbildhauer auf Arbeiten, auf die er Lust hat – wie den meist aus Wurzeln hergestellten lustigen Tierfiguren, die er rund um das Dorf verteilt hat.
Die Bevölkerung war eins bettelarm
Das Dorf ist nicht gerade reich an künstlerischen Artefakten. "Die Bevölkerung war einst bettelarm", erinnert sich Holzheimer. Unter schwierigsten Verhältnissen lebte das Gros der Einwohner. Die Landwirtschaft auf den kargen Böden reichte gerade zur Eigenversorgung.
Die meisten Mitbewohner verdienten sich ihr Geld im Wald oder gingen als Saisonarbeiter in den Frankfurter Raum. Die Wilderei war verbreitet, und es hat sogar Tote unter den Förstern gegeben. Die Not war schließlich so groß, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung um 1900 herum nach Amerika ausgewandert ist, erzählt der Senior, der die schweren Zeiten noch am eigenen Leib erlebt hat.
Die Not schweißte aber auch zusammen und sorgte für einen engen Zusammenhalt. Nur gegenwärtig löst sich die Gemeinschaft etwas auf, weil viele zur Arbeit nach Bad Neustadt fahren. Außerdem lockte die schöne Landschaft zahlreiche Auswärtige an, die sich meist nicht im Dorf integrieren.
Segen und Fluch zugleich
In Schmalwasser hatte sich auch der ehemalige deutsche Botschafter im Irak und Chile niedergelassen, der auch noch ein Namensvetter des Bildhauers war. Mit ihm unterhielt er eine freundschaftliche Beziehung, sodass er manches über die Zustände in den politisch äußerst brisanten Zeiten des Schahs von Persien und des diktatorischen Pinochet-Regimes erfuhr, schildert Holzheimer.
Die abgeschiedene Lage ist für Holzheimer einerseits ein Nachteil, aber andererseits auch ein Segen. So hat Schmalwasser viel von seiner Ursprünglichkeit behalten, und die herrliche Landschaft ist nur wenig verändert. Er könnte sich keinen anderen Ort denken, an dem er leben möchte.
Hier ist das neue Rätsel
Vielleicht in dem Dorf, das heute gesucht wird? Der Ort scheint so gar keine Struktur zu besitzen. In der Mitte thront die Kirche mit ihrem ungewöhnlichen Turm. Die Ein- und Ausfallstraßen zeigen in die vier Himmelsrichtungen, eine davon führt geradewegs nach Thüringen.