
Seit Anfang 2016 ist Rhön-Grabfeld Ökomodellregion. Der Ökolandbau in der Region soll gefördert werden, erklärt Corinna Ullrich. Dabei habe man immer zuerst die Landwirtschaft im Kopf, so die Projektmanagerin, die seit April 2018 für den Landkreis tätig ist. "Es ist aber wichtig, dass man da nicht nur an Erzeuger denkt, sondern auch an Verarbeiter", sagt sie. Da komme die Gastronomie ins Spiel.
Verarbeitung der Bio-Lebensmittel
Die Landwirtschaft sei offen für den Ökolandbau, aber die Produkte müssten auch verarbeitet und gegessen werden. Der Anteil an Gastronomiebetrieben, die Bio-Lebensmittel auf der Karte stehen haben, sei generell gering. "Es ist immer noch die absolute Ausnahme, dass man Bio findet", so die Projektmanagerin. Das beziehe sich ebenfalls auf Kantinen, Bäckereien und Metzgereien.
Deshalb gebe es im Landkreis eine Förderrichtlinie für die Biozertifizierung. Kleine und mittelständische Unternehmen, die Bio-Lebensmittel anbieten, können einen Zuschuss von 50 Prozent an den Kosten für die Zertifizierung beantragen, erklärt Ullrich. "Wir wollen den Verarbeitern das Gefühl geben, dass sie nicht allein dastehen", sagt sie. Die Bio-Lebensmittel sollen möglichst aus der Region kommen.
Einzelne Gerichte in Bio-Qualität
Die Gastronomen müssen nicht komplett auf Bio umstellen. Es sei möglich, einzelne Gerichte oder Komponenten in Bio anzubieten, so Ullrich. Zwar können Betriebe auch so Bio-Produkte verarbeiten, auszeichnen dürfen sie sie aber nur, wenn sie das Zertifikat haben. Erst dann darf Bio auf der Speisekarte stehen. Ausnahmen seien lediglich abgepackte Bio-Getränke, informiert sie.
Landwirtschaftliche Betriebe mit Biozertifikat werden einmal pro Jahr kontrolliert, erklärt Ullrich. Ebenso werden die zertifizierten Gastronomiebetriebe regelmäßig von staatlich zugelassenen Kontrollstellen überprüft. Das funktioniere über ein bis zwei Stichproben im Jahr, bei denen die Betriebe besucht werden, sagt die Projektmanagerin.
Förderrichtlinie im Kreistag beschlossen
Die Förderrichtlinie wurde im Herbst 2018 im Kreistag beschlossen, sagt die Projektmanagerin. Bisher haben drei Gastronomiebetriebe, ein Bäcker, eine Brauerei und ein Obst- und Gemüsehändler die Förderung in Anspruch genommen, erzählt Ullrich.
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"Wir versuchen auch ein bisschen in die Schulverpflegung reinzukommen", zeigt Ullrich auf. Das gehe über den Kontakt zu Caterern oder über Infoveranstaltungen für Schulen und Kindergärten, erzählt sie. Die nächste soll im Herbst stattfinden.
Schrittweise auf Bio umstellen
Der Projektmanagerin ist durchaus bewusst, dass sich kleinere Gasthäuser an ihren Stammkunden orientieren müssen. Man könne die Leute langsam mitnehmen. "Ich berate da wirklich gerne. Man kann da schrittweise reingehen, zum Beispiel mit zwei Zutaten anfangen", so Ullrich.
Auch bei der Organisation von Festen wünscht sie sich Bio-Angebote. Sie weiß, dass die Organisatoren meist ihre alteingesessenen Kooperationspartner haben, aber ein Anbieter mit Bio-Lebensmitteln sei vielleicht trotzdem eine Option.
Genug Rindfleisch in der Rhön
Natürlich koste Bio ein bisschen mehr, erklärt Ullrich. Vor allem das Fleisch sei teurer. Das liege daran, dass ein Bio-Tier länger brauche, bis es die Größe und das Gewicht eines Tieres in konventioneller Haltung erreiche. Zudem haben die Tiere mehr Platz und bekommen teureres Futter, so die Projektmanagerin.
Negativ sieht Ullrich den Import von Rindfleisch: "Wir haben sowieso schon Schwierigkeiten unser eigenes Rindfleisch zu essen, zu vermarkten, zu verbrauchen", sagt sie.
"Wir haben so viele tolle Produkte hier, vor allem im Fleischbereich", erzählt Ullrich. Neben dem Rind seien das beispielsweise Schaf oder Ziege. Letztere kämen in Rhön-Grabfeld noch selten auf den Teller. Daneben gibt es im Landkreis zum Beispiel Geflügel, Eier, Kartoffeln und Nudeln in Bio-Qualität. "Nur Obst und Gemüse ist noch ein bisschen mau", sagt sie. Aber das könne sich ja noch ändern.