Seit einigen Wochen befindet sich auf dem Dach von Gardner Denver in Bad Neustadt eine große Photovoltaik-Anlage mit circa 2800 Paneelen. "Unseres Wissens handelt es sich um die größte Industrieanlage" auf dem Dach einer Firma in Bad Neustadt, sagt das Unternehmen selbst. Gardner Denver, Teil des Ingersoll-Rand-Konzerns, hat seine Werkshalle im Industriegebiet "Affenberg" in Bad Neustadt. Das Ziel der Firma: Die Gasverbraucher auf Elektro umzustellen. Man wolle komplett energieautark werden.
Der produzierte Strom soll nicht nur selbst genutzt werden, sondern ein Teil davon auch verkauft werden. 1,13 MW in der Spitze könne die PV-Anlage liefern. 11.000 Megawattstunden Strom will das Unternehmen damit im Jahr erzeugen. Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt Standortleiter Jürgen Schneyer, dass die Anlage 500 Tonnen CO₂ einspare. "Wir sind jetzt CO₂-neutral", sagt er. Mit der Industrieanlage auf dem eigenen Firmendach möchte man auch ein Zeichen setzen. Dem Unternehmen sei es nämlich wichtig, zu zeigen, Solaranlagen nicht auf Grünflächen zu bauen.
Die PV-Anlage hat Gardner Denver circa eine Million Euro gekostet – was nicht die einzige Investition in die Nachhaltigkeit des Standorts Bad Neustadt ist. In Bad Neustadt habe man bereits 40 Prozent Strom eingespart, in dem unter anderem alle Lampen auf LED umgerüstet worden sind, Tore und Gebäudetechnik modernisiert sowie ein neuer Kompressorraum installiert wurde. "Wir haben sehr viel Geld investiert", erklärt Standortleiter Schneyer. Ingersoll Rand habe die klare Strategie Nachhaltigkeit.
Seit 20 Jahren am Standort
Gardner Denver ist seit 20 Jahren am Standort in Bad Neustadt aktiv und stellt Seitenkanalverdichter her. 2002 hat sich das Unternehmen von Siemens abgespalten und am Affenberg das Firmengebäude gebaut. Gardner Denver produziert mit 180 Mitarbeitenden in Bad Neustadt, davon 120 Angestellte in der Produktion und 30 in der Entwicklungsabteilung.
Das Unternehmen gehört zum US-amerikanischen Konzern Ingersoll Rand, einem Mehrmarkenkonzern. Elmo Rietschle ist eine der Marken des Konzerns. Dabei ist Ingersoll Rand nicht nur mit mehreren Werken in Deutschland vertreten, sondern auch in den USA, Japan, China und Indien aktiv. Das Unternehmen Gardner Denver liefere seine Produkte an andere Industrieunternehmen, so Schneyer.
Wie kleine Schnellboote: Was ist das Erfolgsrezept?
"Wir entwickeln aktuell neue Produkte", erklärt Jürgen Schneyer, der nicht nur für das Werk in Bad Neustadt verantwortlich ist. Sein Unternehmen sei sehr daran interessiert, in Deutschland zu produzieren. Eine Stärke des Unternehmens: "Wir sind in der Lage, uns sehr schnell auf die Marktlage einzustellen", sagt der Standortleiter. "Es gibt kein normal mehr", sagt Schneyer. Er meint damit die Herausforderung von Über- und Unterarbeit, also sich auf teils große Schwankungen einstellen zu müssen.
Der Manager des Bad Neustädter Standorts lebt dabei die Firmenphilosophie von Ingersoll Rand. Dazu gehört auch das "Du", denn man sei eine amerikanische Firma. Im Gespräch mit dieser Redaktion wird deutlich, dass Gardner Denver auf Investitionen setzt. Auf der einen Seite in die Angestellten, auf der anderen Seite in Technik, wie den neuen Kompressor-Raum. "Dort haben wir unsere eigenen Produkte eingebaut", erklärt Schneyer.
Werkleiter Schneyer steht derweil zum Standort Bad Neustadt. "Nur Investition bringt uns weiter." Aber was unterscheidet sein Unternehmen beziehungsweise den Konzern von anderen? "Wir sind wahnsinnig agil aufgebaut, wie kleine Schnellboote", sagt er. Andere Firmen würden wie Tanker agieren.