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Saal
Prognosen können danebenliegen, wie das Beispiel Saal zeigt: Entgegen allen Vorhersagen wuchs die Bevölkerungszahl deutlich
Beschwerden über Verkehrslärm und rücksichtsloses Verhalten der Autofahrer prägen die Bürgerversammlungen. Was tut sich bei der abgelehnten Umgehungsstraße?
Der Gemeinderat will wegen der abgelehnten Umgehung die neue Bundesregierung kontaktieren.
Foto: Michael Petzold | Der Gemeinderat will wegen der abgelehnten Umgehung die neue Bundesregierung kontaktieren.
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 21.04.2025 02:37 Uhr

Mit Prognosen ist das so eine Sache. Sie können stimmen oder auch nicht. Bezüglich der Entwicklung der Einwohnerzahl von Saal lagen die Propheten von "Demographie Bayern" gehörig daneben. Für das Jahr 2024 war ein Rückgang auf rund 1470 Einwohner vorhergesagt worden, erklärte Bürgermeisterin Cornelia Dahinten bei der Bürgerversammlung in der Saaler Festhalle mit einem Schmunzeln. Die tatsächliche Gesamtbevölkerung von Saal und dem dazugehörigen Waltershausen lag Ende 2024 aber bei 1595.

18 Interessierte für das neue Baugebiet

Bis nach Würzburg zur Regierung von Unterfranken war die erfreuliche Entwicklung nicht vorgedrungen und so musste sich die Gemeinde rechtfertigen, warum sie das Baugebiet "Östlich Bildhäuser Weg" ausweisen wollte, ging man in der Bezirkshauptstadt doch noch von einem Bevölkerungsschwund aus. Ein Baugebiet, für das sich, lange bevor an einen Spatenstich zu denken ist, schon 18 Personen interessieren.

Geplant sind 16 Einfamilienhäuser, drei Mehrfamilienhäuser und sechs Tiny-Häuser. Entwicklungen, die auch der Altersstruktur der Gemeinde guttun. So ist die Gruppe der 31- bis 40-Jährigen stark angewachsen, was nachweislich auch an Zuzügen liege, so Cornelia Dahinten. Trotzdem kam aus den Reihen der Versammlungsteilnehmer Kritik auf, es gebe aktuell zu wenige Bauplätze in Saal. Cornelia Dahinten erinnerte daran, dass es noch viele private brachliegende Bauflächen gebe.

Schleppende Auszahlung der Zuschüsse

Die Bürgermeisterin streifte in ihrem länger als zweistündigen Vortrag alle Felder der Gemeindepolitik. Ein wichtiger Punkt waren die Finanzen. Auf gut 900.000 Euro zugesagter Zuschüsse für fertiggestellte Projekte, wie den Platz am Elfenweg oder die Forchsbrücke, wartet die Gemeinde, wobei es noch keine Auszahltermine gibt.

Stets müsse die Gemeinde mit Krediten zwischenfinanzieren, so Cornelia Dahinten. Dazu komme die im Vergleich zu 2024 um 90.000 Euro höhere Kreisumlage und immer mehr Aufgabenbereiche ohne ausreichende Förderung. Wie beim Betrieb von Kindergärten. Hier summiert sich der jährliche Beitrag der Gemeinde auf fast 300.000 Euro.

Regelrecht ausgebremst wurde die Gemeinde im Hinblick auf den kommunalen Wärmeplan. Kurz bevor der Auftrag erteilt werden sollte, habe die damalige Koalition die Förderung gestoppt. "Jetzt hoffen wir auf die neue Bundesregierung", sagte Cornelia Dahinten. Unabhängig davon gibt es das Vorhaben, ein kleines Nahwärmenetz nur für Gemeindegebäude zu etablieren.

Auch die Grüngutsammelplätze von Saal und Walterhausen genügen nicht mehr den Anforderungen an solche Einrichtungen. Allerdings gab es wenig Verständnis in der mit über 100 Teilnehmern gut besuchten Bürgerversammlung für die geforderte Ausstattung des künftigen gemeinsamen Platzes mit einem Dach und einer 400 Quadratmeter großen asphaltierten Fläche zwischen den beiden Orten.

Rückblick von Quartiersmanagerin Hanna Kirchner

Ausführlich fiel der Rückblick von Quartiersmanagerin Hanna Kirchner aus, die seit zwei Jahren in Saal und Wülfershausen wirkt. Sie versteht sich als erste Ansprechpartnerin für ältere Menschen in den verschiedensten Belangen, wie altersgerechtes Wohnen oder bei diversen Anträgen. Die Arbeit von Hanna Kirchner wird in Saal sowie in Waltershausen in besonderem Maße geschätzt, wie aus Beiträgen von Besucherinnen deutlich wurde. Für die Zukunft plant die Quartiersmanagerin, deren Vertrag noch zwei Jahre läuft, unter anderem die Etablierung einer Nachbarschaftshilfe.

Eine ganze Reihe von Wortmeldungen gab es bei den Bürgerversammlungen in Waltershausen und Saal. Keine Hoffnung auf Erfolg machte Cornelia Dahinten dem Anwohner der Bundesstraße, der gehofft hatte, wegen des Schwerlastverkehrs vor seiner Haustüre eine Entschädigung für Schäden an seiner Hausfassade zu erhalten.

Ein erwachsener Schülerlotse aus Waltershausen beschwerte sich über rücksichtslose Autofahrer, ein Bewohner von Saal fühlt sich von betrunkenen Besuchern der Beach-Party belästigt und wieder ein Waltershäuser ärgerte sich über zugeparkte Gehwege nahe der Gasstätte.

Mit Applaus wurde jener Saaler bedacht, der darum bat, wegen der abgelehnten Umgehung noch einmal aktiv zu werden. Cornelia Dahinten versprach, bei der künftigen Bundesregierung vorstellig zu werden.

 
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Kommentare
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  • Norbert Dümpert
    Da dürfen sich die Saaler aber beeilen, denn lange wird diese Regierung sicher nicht an der Macht sein. Siehe AMPEL. Außerdem wurde eben erst neu geteert, also gibt es in den nächsten 20 Jahren eh keinen Zuschuß für eine Umgehungstrasse.
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