Ein Erfolgsrezept der Breunigschen Fastenpredigt in Burglauer ist der scharfe Blick aufs Lokale. Bei der 16. Derbläggn-Auflage verband der Kabarettist aus Salz den Bundestagsabgeordneten Klaus Ernst kurzerhand mit der Rhön. Und das Zweifach.
Dessen Abgang von der Linken zu Sahra Wagenknecht kommentierte er, dass er sich schneller drehe wie eine Grillbratwurst am Dreiländereck. Und dass seine neue Partei BSW – Bündnis Sahra Wagenknecht – hierzulande eher als Abkürzung der Bayerischen Stahlgeschirrwerke, einem früheren Bad Neustädter Unternehmen, geläufig ist.
Bei der dieses Mal nicht anwesenden Dorothee Bär, die in einem Schattenkabinett als mögliche Landwirtschaftsministerin gehandelt wird, fragte Breunig den Bayerischen Bauernverband: "Habt Ihr scho a Kirch bestellt, dass des noch abgewendet wird?"
Warum die Stromtrasse unbedingt kommen muss
Auch die neu zu planende Stromtrasse P 540 nahm der Fastenprediger in den Fokus. Sie müsse kommen, weil der TSV Aubstadt als Fußball-Regionalligist auf Verbandsgeheiß eine energiefressende neue Flutlichtanlage bauen muss. Komme sie nicht, können sich die Männer in Großeibstadt nicht mehr rasieren, wenn die Aubstädter ihre Lichter anmachen.
Ein zweiter Grund für diese Trasse ist Münnerstadt. Diese Kommune hatte Breunig früher mal als "Kongo Unterfrankens" bezeichnet. Jetzt laufe unter dem neuen Bürgermeister Michael Kastl plötzlich alles viel ruhiger, lobte er. Zudem könnten die Planungen für ein großes Umspannwerk mehr Geld in die klammen Kassen spülen.
Das Boot-Verbots-Desaster auf der Saale
Dagegen müsse sich Bad Kissingens Landrat Thomas Bold fragen lassen, ob die Schilder mit dem Slogan "Hier geht's besser" an der Landkreisgrenze umgedreht werden müssten Richtung Rhön-Grabfeld nach dem Boot-Verbots-Desaster auf der Saale.
Von Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner wollte Breunig wissen, warum das Geländer für die Falaiser Brücke mit 860.000 Euro weitaus teurer sei, als die Brücken-Sanierung selbst, die "nur" 692.000 Euro koste.
Zudem nehme er immer größere Verrohung der Sitten wahr. Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus und Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling müssten aufpassen, weil sich dort Einbrüche und Geldautomaten-Sprengungen drastisch häuften.
Insgesamt sieht der Fastenprediger einen Verfall in allen Bereichen. "Selbst die Natur schlägt zurück. Seht Euch doch mal die Hangrutsche bei Schmalwasser und auf der A71 bei Eichenhausen an." Auch in Amerika gelinge es nicht, einen 64-jährigen, fähigen Politiker zu finden, der sich für das Präsidentenamt eignet.
"Dann mach' ich's", rief ihm Landrat Thomas Habermann launig zu. Der hatte schon von Oliver Tissot, dem modernen Hofnarr aus Nürnberg, vor der Fastenpredigt eine Quittung für seine 21-jährige Amtszeit bekommen: "Das ist juristisch gesehen zweimal lebenslänglich mit Sicherungsverwahrung!"
Das Problem: Die Politiker waren zufrieden
Beide, Fredi Breunig und Oliver Tissot, wurden hernach mit Lob überschüttet von den Politikern. Ludwig Hartmann von B90/Grünen, der zum ersten Mal in Burglauer war, sagte, er sei jetzt 15-mal nicht dagewesen, also müsse er zu den nächsten 15 Auftritten kommen. "Sehr gute Mischung im Programm, super Bier, super Stimmung, das hat Spaß gemacht."
Sandro Kirchner verglich die Fastenpredigt am Nockherberg mit der in Burglauer. "Hier war das viel angenehmer, weil Breunig die Themen mit Florett, nicht mit dem Säbel angesprochen hat." Das bestätigte auch Landrat Thomas Habermann. "Es war alles dabei, viel Humor, sehr viel gute Musik von den Lauertalern und Quetschgebläse. Das war meiner Ansicht nach die beste der 16 Fastenpredigten."
Einen Kritikpunkt mussten sich die Veranstalter aber doch einstecken. Birgit Reder-Zirkelbach, die grüne Kreisrätin, sah zwar das Bemühen um die Frauen. Die Bühne, die Transparente, alles war mit Politiker*innen gegendert. Nur nicht das Programm-Heft. "Das geht besser", gab sie den Veranstaltern mit auf den Weg.