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Bad Neustadt
Plötzlicher Herztod! Wie das Risiko reduziert werden kann: Ein Experte des Rhön-Klinikums Bad Neustadt klärt auf
Der plötzliche Herztod kommt zumeist völlig unerwartet. Auch wenn Warnsignale fehlen, ist er nicht immer unvermeidlich. Was kennzeichnet den Herzstillstand?
Die beste Vorbeugung gegen einen plötzlichen Herztod ist eine regelmäßige Untersuchung des Herzens, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Das sagt der Kardiologe Prof. Thomas Deneke. Das Foto zeigt den Arzt des Rhön-Klinikums bei der Arbeit im Herzkatheterlabor.
Foto: Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt/Daniel Peter | Die beste Vorbeugung gegen einen plötzlichen Herztod ist eine regelmäßige Untersuchung des Herzens, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Das sagt der Kardiologe Prof. Thomas Deneke.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 15.07.2024 16:25 Uhr

Plötzlicher Herztod. Was ist das? Ein plötzlicher Herztod tritt meistens völlig unerwartet auf. Nur jeder zehnte plötzliche Herztodesfall betrifft Risikopatienten, also solche mit bekannter Herzschwäche oder Erkrankungen der Herzkranzarterien. In Deutschland sterben zwischen 60.000 bis 80.000 Menschen pro Jahr am plötzlichen Herztod. Überwiegend sind ältere Menschen, allerdings auch jüngere Personen mit einer bisher nicht bekannten Herzerkrankung, davon betroffen.

Alljährlich im November finden die "Herzwochen" der Deutschen Herzstiftung statt. Dieses Jahr steht der plötzliche Herztod im Mittelpunkt des Aktionsmonats. Bundesweit informieren Expertinnen und Experten der Herzmedizin in Veranstaltungen über das Thema. Darunter auch das Rhön-Klinikum in Bad Neustadt. Prof. Dr. Thomas Deneke ist Chefarzt der Klinik für Kardiologie II am Campus. Im Interview gibt er Auskunft über den Herzstillstand, der für Betroffene scheinbar völlig überraschend kommt.

Frage: Herr Prof. Deneke, welche Gründe liegen einem plötzlichen Herztod zugrunde?

Prof. Dr. Thomas Deneke: Prinzipiell kann jede Herzerkrankung, die mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen einhergeht, zum plötzlichen Herztod führen. In der Regel ist ursächlich eine ventrikuläre Tachyarrhythmie – ein zu schneller Herzschlag der Herzkammern – verantwortlich. Allerdings tritt der plötzliche Herztod überwiegend bei Menschen mit bisher nicht bekannter Herzerkrankung auf, was die Prävention deutlich erschwert.

Prof. Dr. Thomas Deneke, Chefarzt der Klinik für Kardiologie II des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt.
Foto: Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt/Claudia Löwinger | Prof. Dr. Thomas Deneke, Chefarzt der Klinik für Kardiologie II des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt.
Warum ist dieser im Vorfeld so schwer zu erkennen?

Deneke: Der plötzliche Herztod tritt als "Sekundentod" oder unvermittelter Herzstillstand der Definition nach plötzlich, unerwartet und schnell auf, sodass Warnsignale häufig fehlen. Im Gegensatz zu anderen Herzproblemen gibt es somit keine Hinweise wie Brustschmerzen oder Atemnot oder auch ein verstärkt wahrgenommener oder unrhythmischer Puls.

Wenn es in seltenen Fällen dennoch Warnsignale gibt, welche können das sein?

Deneke: Warnsignale, die vereinzelt bei Betroffenen eines überlebten Herztodes wahrgenommen wurden, sind klassische Beschwerden, die auf eine Herzschädigung hinweisen. Hierzu zählen zum Beispiel Schmerzen in der Brust – vor allem auch unter Belastung –, Atembeschwerden beziehungsweise Luftnot, Schwindel und Bewusstlosigkeit, Herzrhythmusstörungen, Zeichen einer Herzschwäche wie Wassereinlagerungen, aber auch massive Blutdruckerhöhungen. Bei Auftreten solcher Beschwerden sollte kurzfristig ein Arzt kontaktiert werden.

Sind auch junge Menschen gefährdet?

Deneke: Etwa 40 Prozent aller plötzlichen Herztodesfälle betreffen Menschen unter 65 Jahren. Hierunter zählen auch die jungen Erwachsenen, die bedingt durch angeborene Herzerkrankungen beziehungsweise Herzrhythmusstörungen oder nach einer Herzmuskelentzündung plötzlich versterben. Auch Leistungssportler können bekanntermaßen dem plötzlichen Herztod zum Opfer fallen.

Kann jeder – auch ohne Anlass – sich auf das Risiko des plötzlichen Herztodes hin untersuchen lassen?

Deneke: Prinzipiell kann auch trotz negativer Herzuntersuchungsergebnisse ein plötzlicher Herztod auftreten. Also gibt es keinen sicheren Weg, das individuelle Risiko jedes Menschen zu klassifizieren. Dennoch existieren Risikofaktoren, die mittels unterschiedlicher Untersuchungen des Herzens identifiziert oder ausgeschlossen werden. Wichtig ist, dass jeder, der entsprechende Symptome oder Hinweise auf das Vorliegen einer Herzerkrankung hat, sich gezielt untersuchen lässt. 

Kann niederschwellig auch der Hausarzt mit seinen technischen Möglichkeiten Vorsorgeuntersuchungen dahingehend machen?

Deneke: Natürlich hat auch der Hausarzt Möglichkeiten, Herzerkrankungen zu diagnostizieren. Insbesondere ein EKG liefert bereits gezielte Hinweise für das Vorliegen einer Herzerkrankung. Speziellere Untersuchungen wie Herzultraschall oder andere bildgebende Methoden wie Computertomografie, Magnetresonanztomografie oder Herzkatheteruntersuchungen sind dann den entsprechenden Fachärzten vorbehalten.

Können Ersthelfer bei einem plötzlichen Herzkreislaufstillstand noch positiv eingreifen?

Deneke: Idealerweise sollte in so einem Fall sofort ein Notruf abgesetzt werden und dann anschließend mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Sofern vorhanden, sollte auch ein Defibrillator genutzt werden. Diese können durch die Defibrillation das Herz wieder in seinen normalen Rhythmus überführen. Wird ein plötzlicher Herzstillstand überlebt, ist entscheidend, wie schnell mit diesen Gegenmaßnahmen begonnen wurde, um möglicherweise auftretende Hirnschädigungen zu minimieren.

Was kann man tun, um das Risiko eines plötzlichen Herztodes zu verringern?

Deneke: Die Einschränkung aller möglichen Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, aber auch eine gesunde, ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Bewegung und die Behandlung von Bluthochdruck und eventuell auch Fettstoffwechselstörungen sind wichtige Möglichkeiten, das Auftreten von Herzerkrankungen zu reduzieren. Die beste Vorbeugung ist eine regelmäßige Untersuchung des Herzens, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Bei Patienten, bei denen ein erhöhtes Risiko lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen identifiziert wurde, können implantierbare Systeme, wie zum Beispiel ein Defibrillator (ICD) effektiv dem plötzlichen Herztod vorbeugen. Beim Auftreten oben genannter Symptome sollte schnell reagiert und ein Arzt aufgesucht werden.

 
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