zurück
Bad Neustadt
Plötzlich ist die Krise da: Der Förderstopp für E-Autos trifft Bad Neustadts Autohaus Vorndran "vehement"
Die Politik muss nachbessern, fordert Geschäftsführer Guido Vorndran. Seit die Kaufprämie gestrichen wurde, verzeichnete sein Autohaus keine Kaufzusage mehr.
Und das kurz vor Weihnachten! Guido Vorndran und sein Team vom Autohaus Vorndran in Bad Neustadt trifft der abrupte Förderstopp für Elektroautos immens.
Foto: Ines Renninger | Und das kurz vor Weihnachten! Guido Vorndran und sein Team vom Autohaus Vorndran in Bad Neustadt trifft der abrupte Förderstopp für Elektroautos immens.
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:26 Uhr

Guido Vordran, Geschäftsführer des Bad Neustädter Autohauses Vorndran, ist fassungslos. Zwei außerplanmäßige Krisensitzungen mit seinen Verkäufern hat er diesen Dienstag bereits hinter sich. Das ein oder andere Interview mit Journalisten auch, zahllose Kundengespräche sowieso. Alles in der Woche vor Weihnachten! Die abrupt gestrichene staatliche Kaufprämie für E-Autos treffe sein Haus "vehement", erzählt der Geschäftsführer offen. 

Guido Vorndran war einer der Pioniere im Handel mit Elektroautos. Im Spätherbst 2011 hatte er das erste E-Auto auf dem Hof des Bad Neustädter Autohauses stehen. Zwischenzeitlich zählte er zu den führenden deutschen Renault-Händlern im E-Auto-Bereich. Aktuell haben 85 Prozent aller von seinem Autohaus verkauften Autos, erwerben kann man dort Modelle von Renault und Dacia, einen Elektromotor.

Förderung über Nacht gestoppt: "Wie ein Taschenspielertrick"

In der Zeit um Weihnachten schreibt sein Autohaus normalerweise Best-Zahlen. Hauptverkaufszeit sei "zwischen den Jahren", so Vorndran. Doch seit zwei Tagen registrierte Vorndran "keine Kaufzusage" mehr. Der Grund sind die Haushaltskorrekturen des Bundes. Über Nacht hatte das Bundeswirtschaftsministerium die Förderung für Elektroautos gestoppt. "Wie ein Taschenspielertrick", beschreibt Vorndran diese Vorgehensweise: "Mit Seriosität hat das nichts zu tun."

Mit Ablauf des 17. Dezembers konnten plötzlich keine neuen Umweltbonus-Anträge mehr eingereicht werden. Ursprünglich wollte die Bundesregierung noch bis Jahresende eine Kaufprämie für Neuwagen von bis zu 4500 Euro gewähren. Zum 1. Januar 2024 sollte die dann auf 3000 Euro gesenkt werden und Ende 2024 auslaufen. 

Die Hersteller springen ein: Ein Teil der Kunden kann aufatmen

Besonders problematisch ist, dass dieser Bonus erst ausgezahlt wird, wenn ein Fahrzeug zugelassen ist. "Sehr viele" seiner Kunden hätten bei ihm also noch jüngst einen Kaufvertrag im Glauben an diese Bonuszahlung abgeschlossen. Während sie auf die Auslieferung warteten, wurde am Wochnenende die Förderung gestrichen. Entsprechend verärgert reagierten die Kunden am Montag. Zahlreiche traten vom Kauf zurück.

Etwas Entspannung trat für Vorndran glücklicherweise Montagabend ein: Da sei von Herstellerseite verlautbart worden, dass alle bis 17. Dezember gekauften Modelle von Renault und Dacia, die noch in diesem Jahr zugelassen würden, trotz staatlicher Streichung die 4500 Euro-Prämie erhalten. Vor dem 17. Dezember gekaufte Fahrzeuge, die bis 31. März zugelassen werden, könnten trotz allem mit der 3000 Euro-Prämie rechnen.

Wer am Ende zu welchen Teilen für die ursprünglich staatliche Zahlung in die Bresche springt, ob Hersteller oder Autohändler, werde derzeit hinter den Kulissen ausgehandelt, so Vorndran. Dem Kunden könne es egal sein: Wer im Vertrauen auf die Prämie gekauft habe, werde sie nun auch erhalten.

Plötzlich kommt das E-Auto mehrere Tausend Euro teurer

Guido Vorndrans Hauptproblem löst das nicht: Die Tatsache, dass das Elektroauto nun durch Wegfall der Förderung "auf einen Schlag" mehrere Tausend Euro mehr kostet, bestünde nach wie vor. Vorndran rechnet deshalb mit einer "Durststrecke", einem Einbruch der Absatzzahlen. 

Er will nicht falsch verstanden werden. Prinzipiell, erklärt der Geschäftsführer, finde er es gut, dass die E-Auto-Förderung auf null zurückgefahren werde. Denn Vorndran glaubt ans Elektroauto. Das sei inzwischen durchaus konkurrenzfähig. "Es braucht die Subventionen nicht mehr." In der Anschaffung koste ein E-Auto zwar aktuell immer noch mehr als ein Verbrenner. Blicke man aber auf Steuererleichterungen, Kundendienst, Strom und Spritkosten, sei das E-Auto "in Summe das günstigere Fahrzeug", ist Vorndran überzeugt.

Nichtsdestotrotz sagt er: Kunden hätten nicht vor "vollendete Tatsachen gestellt werden dürfen". Ein Förderstopp hätte einen "ordentlichen Vorlauf" gebraucht. Aktuell hofft Guido Vorndran noch, dass die Politik nachbessert. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich so ein Blödsinn durchsetzt." Wenn doch? "Ich glaube, dann müsste ich auswandern."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Neustadt
Ines Renninger
Autohaus Vorndran
Autohäuser
Automobilkaufmänner
Bundesministerium für Wirtschaft
Elektroautos
Neuwagen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Roland Albert
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Dietmar Eberth
    Es wird nicht lange dauern, dann werden die Autohäuser mit ihren Mitarbeitern auf die Straße gehen. Ansonsten wird es zu einem grossen Sterben von Autohäusern kommen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Christof Bretscher
    "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich so ein Blödsinn durchsetzt." Wenn doch? "Ich glaube, dann müsste ich auswandern." Herr Vorndran muss also auswandern. Aber er irrt sich: Der Blödsinn war eher die sinnlose Milliarden-Verschwendung unserer Steuergelder für E-Autos. Dass jetzt dafür kein Geld mehr da ist, hätte schon viel früher passieren müssen. Was die Autobauer bisher abgegriffen haben, zahlen sie jetzt selbst und müssen sich endlich der Realität und dem Markt stellen. Übrigens: Fördergelder gab es schon immer - aber wie hier bei den E-Autos auch wusste man nie, wann der Topf leer oder zu ist. Ein Auto zu bestellen, ohne es aus eigenen Mitteln zu finanzieren, ist schon krass. Erleichterungen durch Subventionen sind willkommen, können aber nicht die Basis für einen Kauf sein. Nicht mal der Dieselskandal ist beendet: Mercedes muss wohl mehr als 100000 Fahrzeuge zurückrufen…
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten