Einmal benutzen – und weg damit! Nachdem die zuständige EU-Kommission seit 2015 gegen Plastiktüten agiert hat, soll nun ein Vermarktungsverbot für Wattestäbchen, Einweggeschirr, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff folgen. Im Visier sind die zehn Einwegprodukte aus Kunststoff, die in Europa am häufigsten an den Stränden und in den Meeren gefunden werden. Sie gelangen letztendlich – zu Mikroplastik zerfallen – in die Nahrungskette. Was sagen die Bürger dazu? In einer Zufallsumfrage sprachen sich alle Teilnehmer für geeignete Maßnahmen aus.
Höchste Zeit für politische Maßnahmen
Dieter Jetschni, Vorsitzender des Ortsverbands Bund Naturschutz Bad Königshofen, sagt, es sei höchste Zeit, dass sich die große Politik des Themas annimmt. „Durch die Berichterstattung in den Medien verändern vielleicht doch einige Menschen ihr Konsumverhalten. Es ist schade, dass es wahrscheinlich auch in diesem Bereich nur über Verbote und nicht über die Einsicht geht. Die Initiative der EU kann nur ein Anfang sein. Wir selbst vermeiden bei unseren Einkäufen wo es geht Kunststoffverpackungen. Auf die Produkte, die die EU verbieten möchte wie Einweggeschirr und ähnliches, können wir leicht verzichten, da sie in unserem Alltag sowieso keine Rolle spielen. In vielen Bereichen gibt es aber zurzeit keine sinnvollen Alternativen – viele Hygieneprodukte. Hier ist die Kreativität der Hersteller gefragt.“
Müllflut eindämmen
Kindergärtnerin Helga Dietz aus Bad Königshofen kann sich noch gut an die Zeit mit wenig Verpackungsmüll erinnern. „Grundnahrungsmittel wurden beim Lebensmittelhändler abgewogen und in Papiertüten oder mitgebrachte Behältnisse gefüllt. Aber dann nahmen die fertig verpackten Angebote immer mehr zu. Ich finde es gut, dass das Thema Plastikmüll durch die Verbotsankündigungen der EU wieder in den Fokus gerückt wird. Ich denke aber, in Deutschland sind wir durch die Mülltrennung und hohe Recycelrate noch ganz gut aufgestellt im Gegensatz zu Ländern wie Indien, wovon ich mich bei einer Reise selbst überzeugen konnte. Vor allem die Verpackungshersteller, aber auch die Verbraucher sind aufgefordert, die Müllflut einzudämmen.“
Tropfen auf dem heißen Stein
Karl-Heinz Fuchs, Ruheständler in Bad Königshofen, hält die geplanten EU-Maßnahmen für einen Tropfen auf den heißen Stein. „Es gibt viel zu viel Verpacktes, auch beim Obst und Gemüse, das ist zwar hygienischer, aber der Müllberg wird immer größer. Wir kaufen möglichst regional und unverpackt, aber vieles bekommt man nicht ohne Plastikhülle wie Nudeln oder Süßigkeiten. Fernsehberichte über die Länder, an deren Küsten der Plastikmüll angeschwemmt wird, haben mich schockiert. Sogar die Strände sind schon mit Mikroplastik verseucht. Die Müllflut muss unbedingt durch geeignete Maßnahmen eingedämmt werden, da reichen kleine Verbote nicht aus.“ Lobend erwähnt er die Geschäfte, die inzwischen ganz auf Plastiktüten verzichten und nur noch Papiertüten herausgeben.
Bewusster einkaufen
Monika Hasenpusch, Hausfrau aus Waltershausen, sieht in den von der EU angekündigten Verboten einen guten Anfang. „Mir liegt vor allen das Verbot von Plastikgeschirr am Herzen, davon wird täglich eine Menge weggeworfen. Ich freue mich, dass einige Verbraucher schon bewusster einkaufen, zum Beispiel loses Gemüse, ohne es in eine Plastiktüte zu stecken. Für kleine Haushalte ist es schwierig unverpackte, nicht haltbare Waren einzukaufen, weil man alles wegwerfen muss, was nicht schnell genug verbraucht werden kann. Ich sehe vor allem die Verpackungs-Hersteller in der Pflicht, sie sollten sich was Besseres einfallen lassen.“
Bewusstsein schon bei Kindern schaffen
Ingeborg Fliegauf aus Ipthausen hält die geplanten Plastikverbote für „besser als nichts“. „Das Bewusstsein für die Müllvermeidung sollte schon bei den Kindern geschaffen werden,“ sagt die ehemalige Lehrerin. „Ich frage mich, warum der Plastikmüll überhaupt so achtlos in die Meere entsorgt wird und es in Großverbraucher-Ländern wie den USA keinerlei Bestrebungen gibt die Verpackungsflut endlich einzudämmen. Ich selbst vermeide beim Einkaufen möglichst Verpackungen und habe oft ein schlechtes Gewissen, wenn es nicht gelingt. Es sollte viel mehr Geschäfte geben, die Unverpacktes verkaufen.“
Infos unter ec.europa.eu