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BRÜSSEL
Kommt das Aus für Plastik?
Für die Umwelt: Das Verbot von Plastikgabeln & Co. soll Geld sparen und der Umwelt helfen. Die EU nimmt den Kampf auf.
Detlef Drewes
Detlef Drewes
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:00 Uhr

In den Weltmeeren treiben bis zu 140 Millionen Tonnen Plastikmüll. Für die Beseitigung der Umweltschäden sind nach Angaben der EU-Kommission bis 2030 rund 22 Milliarden Euro nötig. Nun schreitet Brüssel ein und verordnet der Union einen weitgehenden Abschied von Einweg-Plastikprodukten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Kommt jetzt endlich ein Plastikverbot?

Ja und Nein. Die Brüsseler EU-Kommission sieht ihren Vorstoß eher als Bann, um Plastik zu ersetzen. Das dürfte bei den Produkten, die als Erstes betroffen sind, kein Problem sein.

Um welche Produkte geht es?

Im Mittelpunkt stehen zehn alltägliche Kunststoff-Erzeugnisse, die aber für rund 70 Prozent des Mülls an Stränden verantwortlich sind – darunter Wattestäbchen, Besteck, Teller, Trinkhalme und Luftballonhalter aus Kunststoff. Alle diese Gegenstände könnten durch umweltschonendere Materialien ersetzt werden – zum Beispiel Holz. Anders gesagt: nichts gegen einen Strohhalm, wenn er tatsächlich aus Stroh wäre. Die Hersteller sollen künftig an den Kosten für die Entsorgung dieser Gegenstände beteiligt werden: Behälter, Tüten und Folienverpackungen für Lebensmittel wie Obst, Gemüse oder Süßigkeiten, Getränkeflaschen und -becher, Tabakerzeugnisse (z. B. Zigarettenstummel), Feuchttücher, Luftballons und leichte Kunststofftragetaschen. Einweg-Plastikflaschen müssen bis 2025 zu 90 Prozent recycelt werden.

Werden auch die Kennzeichnungen geändert?

Ja. Hygiene-Einlagen, Feuchttücher und Luftballons müssen künftig Hinweise auf die Auswirkungen für die Umwelt haben, weil man den Verbraucher für das Risiko von Kunststoffabfall sensibilisieren will. Übrigens geht die Kommission auch gegen die Hersteller von Fischfanggeräten vor. Vor allem herrenlose Netze aus Kunststoff hat man hier im Visier. Die Hersteller sollen Vorgaben erhalten, um auch diese Produkte zu ersetzen. Alle Häfen müssen nach Inkrafttreten Entsorgungsanlagen für unbrauchbar gewordene Netze vorhalten.

Bringen solche Vorschriften denn wirklich was?

Die Kommission verweist auf den Erfolg ihrer Kampagne gegen Plastiktüten, die man häufig beim Einkauf bekam. Seit Inkrafttreten dieser Verordnung ging der Verbrauch in der EU um rund 50 Prozent zurück.

Warum ist Plastik denn so gefährlich?

Das hat vor allem mit der Tatsache zu tun, dass Kunststoff langlebig ist. Eine dünne Plastiktasche für Obst beispielsweise wird nur ein paar Minuten genutzt, landet danach aber in feinen Partikeln für die nächsten 500 Jahre im Meer. Da viele Fische diese Reste aufnehmen, landet das Plastik am Ende wieder in der Nahrungskette. Die genauen gesundheitlichen Risiken, die dieser Kreislauf mit sich bringt, sind noch nicht genug erforscht.

Im Vorfeld war von einer Plastiksteuer die Rede? Kommt so etwas jetzt?

Es geht nicht um eine Steuer, sondern um einen Anreiz, die Vermeidung von Plastikmüll engagierter anzugehen. Der für den Haushalt verantwortliche EU-Kommissar Günther Oettinger hatte das Instrument vorgeschlagen, nicht nur um die EU-Einnahmen zu erhöhen, wie er gestern betonte, sondern um den Verbrauch an Einweg-Kunststoffen zu senken. Sein Vorschlag sieht vor, dass ein Mitgliedsstaat, der die Recyclingquoten für Plastik verpasst, 80 Cent pro Kilo nicht wiederverwertetem Kunststoff an die EU-Kasse zahlt. Dies könnte, so rechnet man im Umfeld Oettingers, zwischen vier und acht Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen erbringen, die aber weniger werden sollen.

Ist es nicht ein bisschen lächerlich, wenn sich die EU-Kommission nun auf Trinkhalme aus Plastik stürzt?

Zum einen ist der Trinkhalm sicherlich ein Symbol. Zum anderen aber stellt er tatsächlich ein gravierendes Umweltproblem dar. In den 28 EU-Staaten werden pro Jahr sage und schreibe 26,4 Milliarden solcher Halme hergestellt. Rein rechnerisch benutzt also jeder EU-Bürger im Jahr 71 Halme. Da diese anschließend im Müll und viele davon im Meer landen, handelt es sich durchaus um eine gravierendes Belastung des Wassers und anschließend eben auch für den Menschen.

 
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