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Bad Königshofen
Plastik einsparen auch in der Metzgerei
Wurst und Fleisch in eigene Behälter einpacken zu lassen, setzt sich immer mehr durch, wie hier am Stand der Metzgerei Arnold.
Foto: Regina Vossenkaul | Wurst und Fleisch in eigene Behälter einpacken zu lassen, setzt sich immer mehr durch, wie hier am Stand der Metzgerei Arnold.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:02 Uhr

Seit Plastiktüten beim Einkauf Geld kosten, ist der Verbrauch drastisch zurückgegangen. Ausgenommen vom allgemeinen Kampf gegen die Plastikflut waren bisher die kleinen Plastiktüten, die an den Fleisch- und Wursttheken für Hygiene sorgen. Aber auch dort ändert sich das Verbraucherverhalten – zumindest in kleinen Schritten. Immer mehr Käufer bringen ihre eigenen Behältnisse mit, um Wurst, Fleisch, Fisch oder fertige Salate nach Hause zu tragen.

"Hier dürfen sie ihre mitgebrachten Schüsseln für den Einkauf abstellen – der Umwelt zuliebe!" steht auf einem Zettel, der an der Frischfleischtheke des Tegut-Marktes in Bad Königshofen angebracht ist. In einer Lücke zwischen den Glasfronten werden die Behälter platziert, denn es gab bisher hygienische Bedenken, die durch einfache Maßnahmen ausgeräumt werden können. Kein mitgebrachtes Behältnis darf über die Theke gehen und eventuell auf die Waage gestellt werden. Das lässt sich in der Praxis gut umsetzen. "Die Leute ärgern sich teilweise sogar, wenn sie ihren Behälter zu Hause vergessen haben", bestätigt eine Verkäuferin aus dem Edeka. Es spreche sich herum, dass man auch beim Metzger Plastikverpackungen einsparen kann.  

Hygienevorschriften müssen eingehalten werden.
Foto: Regina Vossenkaul | Hygienevorschriften müssen eingehalten werden.

Die Metzgerinnung hatte ein Rundschreiben herausgegeben, wie sich die Verkäufer zu verhalten haben. Manuela Seifert, Chefin der Metzgerei Merker, fasst es zusammen: "Ich fasse den Behälter gar nicht an. Die Kunden stellen ihn auf ein Tablett, ich gebe die Ware hinein und der Kunde macht den Deckel selbst drauf – so ist das erlaubt." Seit vier Monaten hat sie ein Schild angebracht, das darauf hinweist. "Das ist eine gute Geschichte", sagt Seifert. Täglich können viele Plastiktüten eingespart werden. Als Nebeneffekt sieht sie, dass sich Käufer wieder daran erinnern, wie sie früher eingekauft haben, frisch vom Metzger statt der "in Plastik eingegasten Scheiben" aus dem Supermarktregal. Vielleicht gehen die Verbraucher zukünftig wieder öfter in ein Fachgeschäft, meint sie.

Einige Kunden bringen schon ihre eigenen Behälter mit

Auch in der Metzgerei Kneuer in Bad Königshofen und Neugebauer in Großeibstadt bringen schon einige Kunden eigene Behälter mit. "Der Gedanke entwickelt sich immer mehr", bestätigt Metzgermeister Marco Neugebauer. Hauptthema in den Diskussionen sei jedoch derzeit der Listerien-Skandal der Firma Wilke. "Die Verbraucher besinnen sich immer dann, wenn etwas passiert, wie damals beim Pferdefleischskandal, auf die Metzgereien vor Ort", so Neugebauer. In seinem Betrieb werden Plastiktüten sehr sparsam verwendet, allerdings gibt es auch Papier mit einer dünnem Plastikbeschichtung, das sich im Gegensatz zur Wachsbeschichtung bewährt hat. Papier und Plastik lassen sich trennen und können so der Wiederverwertung zugeführt werden.  

Im Mai 2019 haben sich die Fleischerinnungen Schweinfurt und Haßberge und die Metzgerinnungen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Kitzingen zur "Metzgerinnung Main-Rhön" mit Sitz in Haßfurt zusammengeschlossen. Die 77 Mitgliedsbetriebe gaben sich eine neue Satzung, die Geschäftsstelle und Geschäftsführung der Innung befindet sich in den Räumen der Fleischerring eG in Schweinfurt. Seit 1990 hätten viele Handwerksmetzgereien wegen des harten Wettbewerbs mit dem Lebensmitteleinzelhandel oder wegen fehlender Fachkräfte ihren Geschäftsbetrieb eingestellt, heißt es in einer Pressemitteilung. Dadurch sei die Zahl der Innungsmitglieder in diesem Zeitraum um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Ob ein neues Bewusstsein der Verbraucher den Abwärtstrend stoppen kann, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.

Manche Metzgereien stellen schon Mehrwegbehälter zur Verfügung

Vorstandsmitglied Anton Koob mit seinem Betrieb in Brendlorenzen steht hinter dem Einsparen von Plastikverpackungen. "Dass etwas gemacht werden muss ist klar, im Großen und Ganzen ist das der richtige Weg." Einige Metzgereien stellen inzwischen auch eigene Mehrwegbehälter zur Verfügung, die dann beim nächsten Einkauf wieder abgegeben und in der Metzgerei gereinigt werden. Die Fachgeschäfte hätten schon immer versucht, möglichst wenig Verpackungsmüll zu produzieren, sagt Koob. "Man kann nur hoffen, dass das Umdenken anhält und jeder seinen Teil zum Vermeiden beiträgt."

 
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