"Das kann ja nicht so schwierig sein", dachte ich am Anfang, "die meisten Lebensmittel kann ich bestimmt unverpackt einkaufen und Haarseife statt Shampoo habe ich schon einmal ausprobiert." Doch als ich mich zuhause umgeschaut habe, fiel mir auf, dass ich mehr in den Gelben Sack geworfen habe als nur Joghurtbecher und Shampooflaschen: Zum Beispiel die Zahnpastatube oder den Deckel meines Deos. Backpapier, das mit Plastik beschichtet ist, Konservendosen, die innen oft eine Kunststoffschicht haben, Spülmittel in der Plastikverpackung: Für all das musste ich in den drei Wochen Ersatz finden:
Plastikmüll kann verheerende Folgen haben: Wenn er nicht richtig entsorgt wird, landet er in der Natur und gibt beim Zerfall giftige und hormonell wirksame Stoffe ab, wie das Umweltbundesamt berichtet. Der Abbau des Mülls dauert Jahrhunderte. Außerdem werden nur rund 50 Prozent des Mülls aus dem Gelben Sack recycelt, der Rest wird verbrannt, erklärt Sonia Grimminger vom Umweltbundesamt: "Alle Verpackungen, die mit einem hohen energetischen Aufwand produziert werden, dann nur einmal benutzt und wieder entsorgt werden, sind schlecht für die Umwelt." Darunter fallen zum Beispiel auch Konservendosen.
Nicht nur Plastikverpackungen können schädlich für die Umwelt sein, sondern auch sogenanntes Mikroplastik. So werden Kunststoffteilchen bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Sie entstehen beim Zerfall von Plastik oder werden industriell hergestellt, um zum Beispiel einen Peeling-Effekt zu erzielen. Die Produkte gelangen in den Abfluss und in die Kläranlage. Da die Teilchen sehr klein sind, können sie nicht herausgefiltert werden und landen im Meer, in Fischen und schließlich wieder im Menschen.
Wie viel wissen Sie über die Gefahren von Plastikmüll?
Es gibt also viele Gründe, auf Plastik zu verzichten. Mit meinem Experiment war ich zum Glück nicht alleine: Drei meiner Würzburger Mitbewohnerinnen haben sich dafür entschieden, mitzumachen.
- Der Blog: So fühlt sich Leben ohne Plastikmüll an
Eine stieg allerdings nach einer Woche aus: "Ich schaffe das nicht, mich in der Klausurenphase noch darauf zu konzentrieren", sagte sie. Und hat Recht: Vor allem am Anfang musste ich genau planen, was ich wo einkaufe. Zum Beispiel bei meinem Besuch im Unverpackt-Laden.
Susanne Waldmann erklärte mir, dass die Produkte in ihrem Laden alle bio sind und meistens von regionalen Händlern stammen. Geliefert werden sie zum Beispiel in großen Pfand-Eimern, die zurück geschickt und wieder befüllt werden können. Andere Produkte kommen in Papierverpackungen oder in Plastiktüten, zum Beispiel Cornflakes. "Das ist natürlich schade, aber es fällt trotzdem weniger Verpackungsmüll an als beim Kauf im Supermarkt", erklärt sie.
Einkaufen im Unverpackt-Laden ist einfach: Mitgebrachte Behälter oder Gläser aus dem Geschäft müssen zuerst gewogen werden. Das Gewicht wird auf einem Klebestreifen (also nicht plastikfrei) auf dem Glas notiert. Danach können die Behälter nach Wunsch befüllt werden. An der Kasse werden sie noch einmal gewogen und das Gewicht des Behälters abgezogen. Ich habe bei meinem Besuch nur Nudeln, Linsen und Natron gekauft. Die 100-Gramm-Preise sind teurer als im Supermarkt, aber da ich nur für mich alleine einkaufe, ist der Preisunterschied nicht so groß.
Es kämen viele Kunden von außerhalb, die Erledigungen in Würzburg machen müssten und im Unverpackt-Laden dann größere Mengen einkaufen, sagt Waldmann. So macht es auch Bloggerin Nadine Schubert aus dem Landkreis Haßberge, die das Buch "Besser leben ohne Plastik" geschrieben hat. "Ich bin nur ungefähr alle drei Monate in einem Unverpackt-Laden, aber dann kaufe ich eben fünf Kilo Nudeln", sagt sie. Ihr "eigentlicher" Unverpackt-Laden sei der Bäcker im Nachbarort: "Dort bekomme ich zum Beispiel Milch, Joghurt, Salz und Pfeffer günstiger als im Supermarkt", erklärt sie und empfiehlt, mit dem eigenen Bäcker vor Ort zu reden – vielleicht kann er auch Produkte unverpackt weiterverkaufen.
Alles plastikfrei – außer Käse?
Um zu testen, ob das in Main-Spessart funktioniert, habe ich bei einigen Bäckern und Metzgern im Landkreis angerufen: Ist es möglich, dass sie Fleisch, Hefe oder Mehl in die eigene Brotzeitdose legen? Alle, mit denen ich gesprochen habe, meinten "Klar, das geht!" Dass Kunden eigene Behälter mitbringen, komme aber nur vereinzelt vor, sagt Gudrun Fuchs von der Metzgerei Ehehalt in Karlstadt. So empfindet es auch Aniello Sorrentino von der Bäckerei Sorrentino in Gräfendorf. Bei ihm fragen manche Kunden nach Hefe, die er dann in die mitgebrachten Dosen legt. "Da wir sie nicht mit hinter die Theke nehmen, werden die Hygienevorschriften eingehalten", sagt er.
Bei kleinen Betrieben funktioniert plastikfreies Einkaufen also – wie sieht es in den Supermärkten aus? Die Käsestücke an den Frischetheken in Marktheidenfeld waren überall in Plastik eingeschweißt, die kann ich also nicht kaufen. Bei Kupsch bekam meine Kollegin Fleisch in ihre Box abgepackt. "Es kommt eher selten vor, dass Kunden ihre eigenen Behälter mitbringen", sagt die Verkäuferin. Auch hier gilt: Die Box müsse auf der Theke stehen bleiben und dürfe von ihr nicht mit hinter die Theke genommen werden. Bei Tegut musste ich meine Dose auf ein Tablett stellen, das dann wieder gereinigt wurde. Seit Sommer werde diese Möglichkeit angeboten, sagt eine Verkäuferin, "das kommt super an, viele Kunden bringen ihre eigenen Behälter mit".
Kein Frischkäse, keine Tomatensauce, keine Chips
Nachdem ich herausgefunden hatte, in welchem Geschäft ich welche Lebensmittel plastikfrei einkaufen kann, hat das Kochen ganz gut funktioniert. Auf Frischkäse, Tomatensoße oder Chips musste ich leider verzichten – das hätte ich natürlich alles selbst machen können, wenn ich genug Zeit (oder besser: Lust) gehabt hätte. Diese Gerichte habe ich unter anderem gegessen:
Nicht nur in der Küche, auch im Bad musste ich mehr selbst machen und mich an manche Produkte gewöhnen:
Vielleicht klingt der Artikel bisher, als hätte das Experiment problemlos funktioniert. Es lief auf jeden Fall besser, als ich am Anfang dachte – an manchen Punkten bin ich aber tatsächlich "gescheitert": Zum Beispiel hatte mein Apfel einen kleinen Plastik-Aufkleber und im Café kam mein Latte Macchiato mit Plastikstrohhalm. Außerdem habe ich Tee aus Teebeuteln getrunken, die, wie mir später aufgefallen ist, meistens zu einem Teil aus Kunststoff bestehen: Dadurch wird der Beutel hitzebeständig und kann bei der Herstellung in Form gepresst werden. In Zukunft sollte ich also besser losen Tee kaufen, den gibt es zum Beispiel in Unverpackt-Läden. Noch schockierender fanden meine Kollegen und ich aber die Tatsache, dass Kassenzettel mit dem Weichmacher Bisphenol A beschichtet sind, der auch in Plastik vorkommt. Da der giftige Stoff beim Recycling ins Grundwasser gelangen kann, sollten Kassenzettel in den Restmüll geworfen werden - oder man nimmt sie gar nicht erst mit.
Bei manchen Produkten bin ich froh, sie nach den drei Wochen nicht mehr unbedingt benutzen zu müssen. Mit meiner Mitbewohnerin habe ich ein kurzes Fazit gezogen:
Versuchen Sie, auf Plastik zu verzichten? Wenn ja, in welchen Lebensbereichen?
bald das Kommando. Eine realistische Einschätzung mit Bodenhaftung ! Bravo