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MELLRICHSTADT
Pfarrer stört Einbrecher im Pfarrhaus
Schaden behoben: Andreas Thomas von der Schreinerei Gottwalt hat am Dienstag das Fenster, das der Täter beim Einbruch ins katholische Pfarrhaus in Mellrichstadt aufgehebelt hat, repariert. Pfarrer Thomas Menzel (rechts) hat den Einbrecher am Sonntag überrascht.
Foto: Simone Stock | Schaden behoben: Andreas Thomas von der Schreinerei Gottwalt hat am Dienstag das Fenster, das der Täter beim Einbruch ins katholische Pfarrhaus in Mellrichstadt aufgehebelt hat, repariert.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:39 Uhr

„Es ist ein komisches Gefühl, zu wissen, dass jemand im Haus war.“ Auch wenn Pfarrer Thomas Menzel den Einbruch ins katholische Pfarrhaus in Mellrichstadt äußerlich recht gelassen verkraftet hat, ein beklemmendes Gefühl bleibt. „Sonst trifft es immer die anderen, diesmal war ein Übeltäter bei uns zugange.“

Zu kurz gepredigt

Thomas Menzel hat den Einbrecher am Sonntagvormittag überrascht, als er vom Gottesdienst nach Hause kam. „Offensichtlich habe ich zu kurz gepredigt“, scherzt der Pfarrer. Denn der Unbekannte war noch im Haus, als Menzel die Polizei alarmierte. Er hatte sich versteckt und war durch ein Fenster geflüchtet.

Einbrecher hat sich verkalkuliert

Dabei hatte der Sonntag ganz normal angefangen. Um 8 Uhr hatte der Geistliche das Pfarrhaus verlassen. Thomas Menzel, Leiter der Pfarreiengemeinschaften Franziska Streitel und Fladungen-Nordheim, hielt um 8.30 Uhr die Messe in Mittelstreu, um 10 Uhr dann in Hendungen. In der Stadtkirche St. Kilian, direkt gegenüber vom Pfarrhaus, wurde ebenfalls ab 10 Uhr Gottesdienst gefeiert. Zeit, die der Einbrecher wohl nutzen wollte. Doch er hat sich verkalkuliert.

Blumentopf am Boden: Bei diesem Anblick wurde Pfarrer Thomas Menzel am Sonntag stutzig. Ein Einbrecher war im Haus.
Foto: Thomas Menzel | Blumentopf am Boden: Bei diesem Anblick wurde Pfarrer Thomas Menzel am Sonntag stutzig. Ein Einbrecher war im Haus.

Scherben am Boden

„Kurz nach 11 Uhr war ich wieder in Mellrichstadt, da kamen die Gottesdienstbesucher gerade aus der Kirche“, erinnert sich Menzel. Nach einem kurzen Plausch in der Bauerngasse mit Schwester Meinrada ging er im Pfarrhaus in die Teeküche, um sich einen Kaffee zu kochen – und erblickte eine offene Balkontüre im Besprechungsraum, die am Morgen sicher verschlossen war. „Ich habe im ersten Moment gar nicht an einen Einbruch gedacht“, so Menzel, erst als er die Scherben am Fußboden bemerkte, wurde er stutzig. „Das Fenster war aufgehebelt worden, zwei Blumentöpfe lagen am Boden“, erinnert sich der Geistliche. „Da habe ich realisiert: Hier waren Einbrecher am Werk.“

Gefährliche Situation

Dass er sich in einer gefährlichen Situation befinden könnte, war dem Pfarrer in diesem Moment nicht bewusst. „Ich habe mein Büro und das des Verwaltungsleiters inspiziert und war erleichtert, dass nichts verwüstet oder gestohlen wurde.“ Im Sekretariat war ein Schrank aufgebrochen, doch alles stand noch auf seinem Platz.

Fenster stand offen

Der Geistliche weiß, dass das Fenster im Büro des Verwaltungsleiters zu diesem Zeitpunkt geschlossen war. Menzel ging in sein Büro und rief die Polizei. Als die Beamten kurz darauf eintrafen, stand das Fenster im Verwaltungsbüro weit offen. „Da wurde es mir dann doch etwas mulmig.“

Der Einbrecher hat am Fenster deutliche Spuren hinterlassen.
Foto: Simone Stock | Der Einbrecher hat am Fenster deutliche Spuren hinterlassen.

Brachiale Gewalt

Laut Polizei wurde das ebenerdig gelegene Fenster im Besprechungsraum mit brachialer Gewalt aufgebrochen. Nach der Bestandsaufnahme rief Thomas Menzel seine Eltern an und berichtete vom Einbruch. „Meine Mutter war ganz aufgeregt. Stell dir vor, wenn dir der Täter etwas über den Kopf gezogen hätte“, habe sie gesagt. Woraufhin sein Vater keck geantwortet habe: „Da hätte er sich aber ganz schön strecken müssen.“ Wohlgemerkt: Pfarrer Menzel misst stolze 2,04 Meter.

Freunde waren besorgt

Am Sonntag und Montag standen das Telefon im Mellrichstädter Pfarrhaus und Menzels Handy nicht mehr still. Viele Freunde und Bekannte waren besorgt und wollten sich vergewissern, dass es ihm gut geht. Und auch bei den Mitarbeitern im Pfarrbüro war die Aufregung groß. „Wie schön, dass Ihnen nichts passiert ist“, diese Worte hat Pfarrer Menzel in den letzten Tagen oft gehört – und sich gefreut.

Kaum Bargeld im Haus

Wie es scheint, hatte es der Einbrecher auf Geld abgesehen. Doch Bares ist hier kaum zu finden: „Wir bringen das Klingelbeutelgeld und das Geld für Gottesdienste gleich zur Bank“, sagt Thomas Menzel. „Das, was sich im Tresor befindet, reicht vielleicht gerade einmal, um eine Pizza essen zu gehen“, macht er deutlich.

Blumentopf am Boden: Bei diesem Anblick wurde Pfarrer Thomas Menzel am Sonntag stutzig. Ein Einbrecher war im Haus.
Foto: Thomas Menzel | Blumentopf am Boden: Bei diesem Anblick wurde Pfarrer Thomas Menzel am Sonntag stutzig. Ein Einbrecher war im Haus.

Sicherheitsmaßnahmen ergreifen

Dennoch: Der oder die Täter hatten bei ihrem Treiben leichtes Spiel. Die Büroräume im Pfarrhaus sind ebenerdig zu erreichen, der Pfarrgarten ist von der Straße nicht einzusehen. „Wir werden uns jetzt schon über Sicherheitsmaßnahmen Gedanken machen“, so der Pfarrer. Noch einmal möchte er solch einen Schrecken nicht erleben.

Zweiter Einbruch

Zumal es der zweite Einbruch in ein Pfarrhaus in der Region innerhalb von zwei Wochen ist. Am 24. Februar war ein Einbrecher während der Vorabendmesse ins Stockheimer Pfarrhaus eingestiegen und hatte mehrere hundert Euro Bargeld erbeutet. Ob es sich hierbei um denselben Täter oder dieselbe Tätergruppierung handelt, kann Klaus-Dieter Sopp, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Mellrichstadt, nicht sagen. Weitere Einbrüche waren im Dienstbereich nicht gemeldet worden.

Fenster wieder repariert

Im Mellrichstädter Pfarrhaus soll nun wieder Normalität einkehren. Am Dienstag waren die Schreiner vor Ort und haben das kaputte Fenster, das sich nach dem Einbruch nicht mehr schließen ließ, repariert. Der Schaden wird mit etwa 2000 Euro beziffert. Ein Handwerker habe anklingen lassen, dass mit Blick auf die massiven Schäden vielleicht sogar zwei Täter nötig waren, um das Fenster aufzuhebeln, sagt Menzel.

Zeugen gesucht

Die Polizei sucht Zeugen, denen in der Zeit von 8 bis 11 Uhr am Sonntag verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Bereich um Kirche und Pfarrhaus, am Großenberg oder an der Streuwiese aufgefallen sind. Thomas Menzel ist gespannt, ob der Täter erwischt wird. „Wie im Krimi.“

 
Gesplitterter Rahmen, herausgebrochene Scharniere: Das Fenster im hinteren Bereich des Pfarrhauses wurde mit brachialer Gewalt aufgehebelt.
Foto: Thomas Menzel | Gesplitterter Rahmen, herausgebrochene Scharniere: Das Fenster im hinteren Bereich des Pfarrhauses wurde mit brachialer Gewalt aufgehebelt.
 
 
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