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GROßEIBSTADT
Pauschalurteil verärgert die Landwirte
Ärger über pauschale Urteile: BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel und Baurat Simon Mengen vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen besprechen die aktuellen Untersuchungsergebnisse am Haubach.
Foto: Regina Vossenkaul | Ärger über pauschale Urteile: BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel und Baurat Simon Mengen vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen besprechen die aktuellen Untersuchungsergebnisse am Haubach.
Redaktion
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:09 Uhr

Zu einem Pressegespräch hatte BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel ins Haubachtal bei Großeibstadt eingeladen, mit dabei war der für den Landkreis Rhön-Grabfeld zuständige Baurat Simon Mengen vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. Die pauschale Verurteilung der Landwirtschaft bezüglich der Wasserqualität von Hausbrunnen, wie sie von einem Wassertester ausgesprochen und in einem Zeitungsartikel veröffentlicht wurde, wollte Klöffel so nicht stehen lassen.

Wasser von 60 Hausbrunnen getestet

Im August hatte Dipl. Phys. Harald Gülzow, stellvertretender Vorsitzender des Vereins „VSR-Gewässerschutz“ (erste Vorsitzende ist Ehefrau Susanne Bareiß-Gülzow) in Bad Königshofen Wassertests für Hausbrunnen angeboten, was auch von rund 60 Privatleuten in Anspruch genommen wurde.„Wir sind ein Umweltverband, der langfristige Lösungsstrategien entwickelt. Unsere Stärke sind unsere Wasseranalysen…“, heißt es in der Homepage des Vereins. Die Gießwasser-Untersuchung kostet 19 Euro, die Garten-/Brauchwasser-Untersuchung 39 Euro und die Trinkwasser-Untersuchung 79 Euro.

Die veröffentlichten Nitratwerte lagen laut Gülzow weit über dem für Trinkwasser zugelassenen Wert von 50 mg/l (Milligramm pro Liter). Spitzenreiter war ein Brunnen in Sulzdorf mit 300 mg/l. Es handle sich hier nicht um ein anerkanntes Institut, darauf macht Klöffel aufmerksam, sondern um einen Verein, der anscheinend eine Verdienstmöglichkeit nutzt und auf seiner Homepage zusätzlich um Spenden bittet.

Verärgerung über stereotype Begründung

Der Verein scheint für die hohen Nitratwerte nur einen Verursacher zu kennen: die intensive Landwirtschaft mit ihrer Massentierhaltung, Kunstdünger und Gärresten aus Biogasanlagen, wie Klöffel kritisiert. Allerdings gebe es hier weder Massentierhaltung noch eine übermäßige Dichte an Biogasanlagen mit Maisanbau-Monokulturen. Die stereotype Begründung, die der Verein an die Kunden weitergibt, ärgert die Landwirte, die sich viel Mühe geben, Pufferstreifen anzulegen, die Düngegaben so gering wie möglich zu dosieren, den Viehbestand in einem gesunden Verhältnis zum verfügbaren Land zu halten und durch Zwischenfruchtanbau im Herbst überschüssiges Nitrat abzubauen.

„Wir haben hier eine tolle, durchdachte Biogasstruktur, gehören zu den Gegenden mit der geringsten Viehdichte und haben einen wesentlich höheren Anteil an Bio-Bauernhöfen als in anderen Gegenden Deutschlands“, so Klöffel. Für ihn sind die Äußerungen Gülzows „pauschale, unseriöse Behauptungen“, die mit den Gegebenheiten, mit denen die Landwirte hier zu kämpfen haben, wie geringe Niederschläge und damit auch geringe Verdünnungsfaktoren sowie die geringe Filterwirkung der Böden, nichts zu tun haben.

Brunnen zeigen niedrige Werte an

Eine „zu kurze Kausalkette“ bemängelt auch Simon Mengen hinsichtlich der Rückschlüsse, die aus den Hausbrunnenproben gezogen werden. Man müsse die Einzelfälle betrachten. Befindet sich der Hausbrunnen in der Nähe eines (ehemaligen) Misthaufens, eines undichten Kanals oder an einem überdüngten Hausgarten? Er zeigt eine Tabelle mit ganz anderen Werten, die beweisen, dass trotz der ungünstigen Ausgangslage wegen des Wetters die Brunnen der Wasserzweckverbände für die Trinkwasserversorgung äußerst geringe Werte aufzeigen.

Eine Ausnahme ist der Brunnen 1 im Haubachtal, der auch Oberflächenwasser zieht und zuletzt 45,9 mg/l aufzeigte, im Vorjahr waren es noch 52 mg/l. Auch die Nitratwerte beim Brunnen 2 im Haubachtal haben sich verbessert von 31,5 mg/l im Jahr 2017 zu 20,4 ml/l im Jahr 2018. Mit genau 1 mg/l, gemessen im September 2018, zeigen die Brunnen 5 im Haubachtal, Brunnen 2 und 4 in Irmelshausen und Brunnen 2 in Rothausen beste Werte. Weitere Brunnen in der Umgebung liefern zwischen 1,4 mg/l und 11,9 mg/l. Hier gibt es Wasserschutzgebiete in Zusammenarbeit mit den Landwirten, für die Hausbrunnen dagegen nicht.

Verantwortung liegt beim Brunnennutzer

Manfred Endres vom Landratsamt weist auf Anfrage darauf hin, dass für alle rund 60 privaten Brunnen im Landkreis, die der Trinkwasserversorgung dienen, regelmäßig Untersuchungen durch ein zugelassenes und akkreditiertes Labor durchgeführt werden müssen. "Auffällig hohe Nitratbefunde – wie in dem Zeitungsartikel erwähnt – sind uns nicht bekannt", so Endres auf Anfrage. Andere Brunnen dienen lediglich zum Gartengießen und ähnlichem. Sie unterliegen nicht der Überwachung durch die Gesundheitsbehörden, die Verantwortung liege beim Brunnennutzer.

 
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