Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus hat ein offenes Ohr für die Jugend in der Stadt. Eine Gruppe junger Leute wünscht sich einen Jugendraum, um sich einen Treffpunkt einzurichten. "Ich habe mir schon mehrere Räume angeschaut. Es ist nicht einfach, etwas Geeignetes zu finden", hatte der Stadtchef in der jüngsten Stadtratssitzung auf Anfrage des Jugendbeauftragten Christian Seyfarth informiert. Zuletzt hatte sich eine Lösung abgezeichnet, die der Bürgermeister für geradezu ideal hält, wie er nun auf Anfrage dieser Redaktion verrät.
Ein Treffpunkt für die Jugend fehlt in der Stadt. Die Jugendlichen müssen sich bislang privat treffen. Im Sommer finden sich da Möglichkeiten, in der kalten Jahreszeit wissen die jungen Leute nicht wohin. "Zuletzt haben mir Jugendliche erzählt, dass sie zum Jugendtreff nach Stockheim fahren", berichtet Michael Kraus. Er möchte den jungen Leuten aus der Stadt entgegenkommen und hat mit ihnen nach Lösungen gesucht. "In nahezu jedem Stadtteil gibt es einen Treff für die Jugend, nur in der Kernstadt nicht. Das soll sich nun ändern", verspricht der Bürgermeister.
Was in den Stadtteilen funktioniert, fehlt in der Kernstadt
Vor knapp 15 Jahren war Mellrichstadt einmal Vorreiter in puncto Jugendtreff. Im Treffpunkt in der Bauerngasse hatten Jugendliche das Dachgeschoss für sich hergerichtet. Immer wieder zogen neue Jugendgruppen ein. Doch nach ein paar Jahren gingen die Türen stets wieder zu. Zuletzt war 2015 ein neuer Anlauf genommen worden, die Räume mit Leben zu füllen. Doch auch dieses Vorhaben währte nicht lange. Während etwa in Bahra der Container und in Sondheim die Bude zu angesagten Treffs für junge Leute wurden, fehlte in den letzten Jahren solch ein Angebot in der Stadt. Nun steht wieder eine Gruppe junger Leute, einige davon über 18, in den Startlöchern, um die Lücke zu füllen. Michael Kraus will ihnen den Wunsch gern erfüllen. "Also haben wir uns mal umgesehen, was geeignet ist."
Die ehemaligen Räume im Treffpunkt in der Bauerngasse waren das nicht. Kraus nahm Kontakt zum Roten Kreuz und auch zu Vereinen in der Stadt auf, und auch die Jugendlichen machten sich auf die Suche. Am Ende wurde man fündig. Die Mitglieder der Brieftaubenreisevereinigung Mellrichstadt mit ihrem Vorsitzenden Ferdinand Sauer haben ihr Domizil im ehemaligen THW-Gebäude im Malbachweg und zeigten sich offen für eine gemeinsame Nutzung des Vereinsheims. Und auch die angrenzenden Nachbarn stehen dem Projekt Jugendraum aufgeschlossen gegenüber. Der Stadtchef freut sich über die Bereitschaft, die jungen Leute mit offenen Armen zu empfangen. "Ich bin guter Dinge, dass das Miteinander prima funktionieren wird." Auch mit Blick auf den angrenzenden Wohnmobilstellplatz sieht Kraus keine Probleme. "Vielleicht schauen die Gäste ja auch mal bei den Jugendlichen vorbei und man kommt ins Gespräch?"
Jugendliche sollen Treff eigenverantwortlich betreiben
In der nächsten Zeit soll es ans Eingemachte gehen. Geplant ist, dass die jungen Leute, ähnlich wie beim Container in Bahra, einen Verein gründen und dann eigenverantwortlich den Jugendraum betreiben, der für alle Altersgruppen zugänglich sein soll. Der Vorstand regelt die Belange des Vereins selbst und steht in engem Kontakt zum Jugendbeauftragten der Stadt, Christian Seyfarth, und natürlich zum Bürgermeister. Michael Kraus schwebt dazu eine Art Beirat vor, der ebenfalls in engem Austausch mit den jungen Leuten steht. Von den beiden Pfarrern Thomas Menzel und Andreas Werner wie auch von Vhs-Leiter Florian Schmitt habe es für diesen Vorschlag bereits positives Feedback gegeben, so Kraus.
Der Stadtchef will sich dafür einsetzen, dass die Pläne so schnell wie möglich umgesetzt werden. Sofern die Corona-Pandemie dies zulässt. Im November sind Zusammenkünfte in Gruppen ohnehin nur eingeschränkt möglich. Doch im Hintergrund können die Vorbereitungen weitergehen. So etwa, um einen Regelkatalog für den neuen Jugendtreff in der Stadt auszuarbeiten. "Da sind dann die Gründungsmitglieder des neuen Vereins gefordert", macht der Bürgermeister deutlich. Er freut sich, dass sich die Jugendlichen eifrig einbringen und schon jetzt voller Ideen und Tatendrang stecken.
Bereicherung für das Mellrichstädter Vereinsleben
Im Gespräch mit dem Stadtchef haben die jungen Leute ihre Pläne unterbreitet, im kommenden Frühjahr am Bolzplatz neben dem Vereinsheim ein Fußballturnier zu veranstalten oder interessierte Bürger zu einem Umtrunk im Freien einzuladen, um sich kennenzulernen. Das ist ganz im Sinne von Michael Kraus. Er wünscht sich, dass sich die jungen Leute am Stadtleben beteiligen und der neue Jugendclub eine Bereicherung für das Mellrichstädter Vereinsleben wird.
Der Bürgermeister ist sich sicher, dass die Eigenverantwortlichkeit der Jugendlichen funktionieren wird. "In anderen Gemeinden klappt das doch auch, warum also nicht in Mellrichstadt", sagt er. Kraus hat Vertrauen in die jungen Leute, dass sie ihre Belange selbst regeln. "Die Jugendlichen wollen ein Domizil, wo sie unter ihresgleichen sind, und da kommen wir ihnen gern entgegen."