Das Mellrichstädter Jugendzentrum (JuZ) wirkt perfekt eingerichtet: zwei große Aufenthaltsräume mit Kicker und Billardtisch, eine komplett eingerichtete Küche, Büro, Abstellkammern, getrennte Toiletten für Männlein und Weiblein. Doch die Räume über dem „Treffpunkt“ und der Stadtbücherei in der Bauerngasse stehen leer. Bald soll dort wieder Leben einziehen.
Noch Anfang 2014 schien die Zukunft rosig. Eine Gruppe älterer Jugendlicher hatte sich dort eingerichtet. Da deren Mitglieder so langsam Beruf oder Studium angehen wollten, sollte die nächste Generation Heranwachsender nachrücken, Verantwortung im JuZ übernehmen.
Eine Gruppe jüngerer Jugendlicher stand bereit. Der städtische Jugendbeauftragte Hans-Georg Link versprach ihren neun Mitgliedern seine Unterstützung.
Doch die Gruppe erwies sich nur als teilweise tauglich. Link spricht von „vier, fünf Jungs, die sich permanent daneben benahmen“, von „Saustall“ und „einzelnen Hausverboten“.
Im Frühjahr mussten die Verantwortlichen den Treff schließen. Die auffälligen Jugendlichen hätten da schon „mehr als zehn Chancen nicht genutzt“. Auch ihre Eltern hätten sich nicht eingeklinkt.
Lucas Amberg und Helfer räumten auf, machten sauber, entsorgten nicht mehr brauchbare Möbel und Gebrauchsgegenstände. Seitdem ruht der Betrieb im Jugendzentrum.
Nutzung wird geteilt
Was nicht heißt, dass das so bleibt. Nach Links Worten brüten die Verantwortlichen über Ideen. Zum Beispiel über der, die Aktivitäten im JuZ zu teilen. Nachmittags könnten dort Zwölf- bis 14-Jährige unter Aufsicht ihre Hausaufgaben erledigen. An den Abenden sollen 16- bis 18-Jährige zum Kickern, Musikhören oder Fernsehschauen abhängen dürfen.
Auch wenn die Erfahrungen mit der letzten Gruppe schlechte waren: Die neuen Nutzer sollen ihre Räume wieder selbstständig bewirtschaften.
Allerdings wird die Hausordnung gerade etwas strenger gestaltet. Kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Drogen, auch nicht bei Feiern – das bleibt. Aber künftig wird stärker kontrolliert, die Eltern mehr eingebunden, nicht nur als Aufsichtspersonen. „Wer sich daneben benimmt, wird künftig sofort von den Eltern abgeholt“, sagt Hans-Georg Link.
Die Zahl potenzieller jugendlicher JuZ-Gänger ordnet der Jugendbeauftragte als eher klein ein, „15 bis 30 Leute etwa“. Link lobt in diesem Zusammenhang die Vereine, allen voran von Turn- und Sportverein, Mellrichstädter Karnevalsgesellschaft und Freiwillige Feuerwehr. „Die geben sich bei der Jugendarbeit richtig Mühe, legen viel Arbeit rein.“ Vor allem in den Ortsteilen seien Jugendliche gut versorgt, auch mit kleinen, selbst betriebenen Räumen.
Voraussichtlich noch dieses Jahr wird sich die Zahl potenzieller JuZ-Nutzer aber erhöhen. Asylbewerber und Flüchtlinge ziehen bald in die benachbarte Außenstelle der Jakob-Preh-Berufsschule in der Sondheimer Straße ein. Unter ihnen sicher ein paar Jugendliche.
Sie ins JuZ zu integrieren, sieht Link als eine der nächsten Herausforderungen an. In Mellrichstadt leben nach seinen Worten „wenige Jugendliche mit Migrationshintergrund“.
Der Jugendbeauftragte hat eine neue Gruppe an der Hand, die das JuZ eigenverantwortlich betreiben möchte. Er hofft auch auf diejenigen aus der Rüpeltruppe, die nicht über die Stränge geschlagen hatten. wer mitmachen möchte, kann sich bei Hans-Georg-Link melden unter Tel. (0 97 76) 66 15.
Bei den Jüngeren soll die Sache etwas anders laufen. In Verbindung mit der Volkshochschule werden sie laut Plan von einer bezahlten Aufsicht betreut. Über die Vhs könnten auch Zuschüsse für die Bezahlung des Betreuers fließen. „Über die Bindung der Kleinen könnten wir uns das Nutzerpotenzial der nächsten Jahre schaffen“, sagt Link. Die wüssten schließlich, wie es im JuZ laufe.
Die Einrichtung ist da, Möbel, Tresen, Lautsprecher und Nebelmaschine. Nur eine Stereo-Anlage fehlt. Aber sonst könnte der Betreib sofort wieder starten im Mellrichstädter JuZ.