
Ein Hauch von Glamour lag beim Venezianischen Maskenball der Mellrichstädter Karnevalsgesellschaft (MKG) in der Luft. Die Veranstaltung zum Faschingsauftakt ist mehr als ein Ereignis für Tanzbegeisterte. Im Laufe des Abends steigt die Spannung, denn zu fortgeschrittener Stunde wird traditionell das Prinzenpaar der neuen Session vorgestellt – bis dahin ein wohl gehütetes Geheimnis. Groß war die Neugier, überall wurde getuschelt und gerätselt.
Julia II. und Johannes II. (Klüber) verabschiedeten sich als ausscheidende Regenten vom Narrenvolk und machten neugierig auf ihre Nachfolger. Alle Augenpaare blickten gespannt auf den Eingangsbereich, wo diese erwartet wurden. Flankiert durch die Große Garde und unter tosendem Beifall zogen Theresa und Daniel Dittmar mit lauten Helau-Rufen ein. MKG-Präsident Volker Gue begrüßte sie inmitten der Elferräte und des Präsidiums. Nach einer kurzen Ansprache übernahmen die neuen Tollitäten das Narrenzepter.
Mellrichstädter Prinzenpaar hatte eigentlich andere Pläne
"Es ist für uns eine Ehre, wir sind stolz und dankbar und wir haben das Amt mit Respekt angenommen", erklärten die frisch gekürten MKG-Repräsentanten Theresa II. und Daniel II. strahlend.
"Wie üblich hatten wir kurzfristig angefragt. Deshalb mussten rund erstmal zwei Stunden warten, bis Theresa nichtsahnend vom Elternabend im Kindergarten nach Hause kam", erklärt Volker Gue. Er war zusammen mit Vizepräsident Ralf Heuß bei Familie Dittmar vorstellig geworden, traf jedoch nur die männliche Hälfte des designierten Prinzenpaares an.
Nachdem beide erst vor wenigen Wochen ins Eigenheim umgezogen sind, hatten sie eigentlich ganz andere Pläne. "Grundsätzlich wollten wir schon gerne, nur nicht gerade jetzt", sagt Daniel Dittmar im Gespräch mit dieser Redaktion. Doch bei ihnen sei der Fasching allgegenwärtig, da Theresa als MKG-Gardetrainerin im Dauereinsatz ist. Rund sechzig Minuten sollte es dauern, dann war auch sie überzeugt. Das Präsidium brauchte also Geduld und Sitzfleisch.
Während Daniel, geboren in Frankfurt am Main, von klein auf hinter den Kulissen der Fastnacht –unter anderem als Adjutant –aktiv war, stand seine Frau früh auf der närrischen Bühne. Mit rund sechs Jahren hielt sie ihre erste Büttenrede, schwang später nach und nach in allen Garden der MKG das Tanzbein.
Der Fasching wurde beiden in die Wiege gelegt
Daniels Mama Marina Thiele (heute Dittmar) war 1977/1978 Jahre Faschingsprinzessin, Theresas Eltern Petra und Thomas Dietz regierten 1996/1997 das Mellerschter Narrenvolk. Kein Wunder also, dass der Nachwuchs in deren Fußstapfen trat. "Bei uns zuhause hat Fasching immer eine große Rolle gespielt", meint Daniel.
Das Paar arbeitet bei der Reich GmbH und kennt sich durch den gemeinsamen Freundeskreis. Irgendwann traf Amors Pfeil mitten ins Herz. Neben der Familie gehört Daniels Leidenschaft dem Handball. Als "Cluberer" hält er dem 1. FCN die Daumen. Weil Theresa als Trainerin viel Zeit investiert, hält ihr ihr Mann während der fünften Jahreszeit so gut es geht den Rücken frei, um für die Söhne (5 und 3 Jahre) da zu sein.
Besonders wichtig ist der jungen Mutter deshalb, die Kinder – soweit möglich –einzubeziehen. "Bei Auftritten am Tag nehmen wir unsere Jungs mit." Wenn Mama und Papa abends den Faschingsthron besteigen, werden sie von Oma und Opa betreut.
Jetzt, nach der Inthronisation, freut sich das Paar, dass die Geheimniskrämerei ein Ende hat. Nun könne man offen und in Ruhe über das Sessionsmotto nachdenken, denn es soll niemandem etwas aufgezwungen werden. Eines steht für das Paar fest: "Wir lassen es krachen, also macht euch bereit, wir wünschen allen Närrinnen und Narren und uns als Familie eine schöne Zeit", versprechen die neuen MKG-Regenten.