Der 31. Oktober 2021 war für die vielen Fans des Kultlokals "Extrablatt" kein guter Tag: Nach über 30 Jahren wurde die von der Familie Escherich am Marktplatz in Bad Königshofen im April 1990 eröffnete Wirtschaft geschlossen. Dass sich die Betreiberfamilie zum Aufhören entschlossen hatte, traf vor allem die vielen Stammgäste des Lokals, angefangen von Stammtischbrüdern und -schwestern über Fußballfans, die sich im "Extrablatt" Spiele live ansehen konnten, bis hin zu den Musikschülern. Auch sie trafen sich gerne in einer Kneipe, die auch wegen ihrer familiären Atmosphäre so beliebt war.
Die Hoffnung nicht aufgegeben
Die Schließung des Lokals war auch für den Hauseigentümer Dominique Shah keine gute Nachricht. Der Bad Königshöfer hatte das über 100 Jahre alte Anwesen auf der westlichen Marktplatzseite, in dem vor dem "Extrablatt" über viele Jahre das Café Brünner ansässig war, erst 2018 erworben. Nach der Mitteilung der Pächterfamilie, die Wirtschaft nicht über den Oktober 2021 hinaus betreiben zu wollen, war guter Rat teuer. In schwierigen Pandemie-Zeiten einen neuen Betreiber oder eine Betreiberin zu finden, schien zunächst aussichtslos.
"Tatsächlich war die Suche nach einen geeigneten neuen Pächter alles andere als einfach", so Dominique Shah, der als Ingenieur für Fahrzeugtechnik in einem Betrieb in Schweinfurt arbeitet und sich seit vielen Jahren in seiner Heimatstadt im kulturellen Bereich engagiert. "Doch ich wollte die Kultkneipe unbedingt für Bad Königshofen retten und hatte immer die Hoffnung, dass es irgendwann mit der Wiedereröffnung klappen würde."
Deutsche und rumänische Küche
Vor wenigen Tagen war es nun soweit. Sehr zur Freude der vielen Fans des "Extrablatts" wurde das Lokal mit seinen rund 80 Sitzplätzen im Innenbereich und mehreren Dutzend draußen wiedereröffnet. Das neue Betreiberehepaar stammt aus Rumänien und lebt schon seit einigen Jahren in Bad Königshofen.
"Wir freuen uns sehr auf die große Herausforderung", sagt Tina Firescu. Die Krankenschwester, die in ihrem Heimatland bereits gastronomische Erfahrung gesammelt hat, hat wie ihr Ehemann Nicku, der von Beruf Lkw-Fahrer ist, ihren Beruf aufgegeben. Die beiden wollen sich nun voll auf die Bewirtschaftung des Lokals am Bad Königshöfer Marktplatz konzentrieren, unterstützt von einem Koch und einigen weiteren Service-Kräften, die je nach Bedarf abgerufen werden können. Wie früher werden typische deutsche Speisen angeboten, dazu aber auch einige Gerichte der traditionellen rumänischen Küche.
Charakter blieb erhalten
Verpächter Dominique Shah ist zuversichtlich, dass wieder richtig Leben einkehren wird in der Wirtschaft. "Mit Tina und Nicku habe ich die gute Hoffnung, dass das Lokal wieder zu einem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt wird." Shah ist auch deshalb optimistisch, weil der Charakter des Lokals praktisch komplett erhalten blieb. "Wir haben mit Bedacht renoviert mit dem Ziel, die unverwechselbare Atmosphäre dieser Königshöfer Institution zu bewahren." Zudem habe man die Küchen-, Schank- und Kühltechnik und die Heizung auf den neuesten Stand gebracht. "Jetzt hoffen wir, dass vor allem die vielen Stammgäste von früher wieder ins Extrablatt zurückfinden."
Auch andere Gastwirte freuen sich
Dass wieder Leben eingekehrt ist in der Kultkneipe, darüber freuen sich auch Mitbewerber aus der Gastronomie. "Ich finde es toll, dass das Lokal wieder eröffnet wurde", so Herbert Häcker, Betreiber des gleichnamigen Cafés in der Martin-Reinhard-Straße und Vorstandsmitglied in der Bad Königshöfer Werbegemeinschaft. Für den Tourismus in Bad Königshofen sei es sehr wichtig, dass es eine möglichst große Anzahl an Einkehrmöglichkeiten gibt. So hätten in den vergangenen drei Jahrzehnten auch viele Wohnmobilisten Gefallen an der Kneipe gefunden. "Die neuen Betreiber haben großen Mut und ich wünsche ihnen Durchhaltevermögen."
Auch Schlundhaus-Wirt Christian Fischer sieht die Wiederinbetriebnahme des nur einen Steinwurf von seiner Gaststätte entfernt gelegenen Lokals positiv. "Ich freue mich wirklich über die neuen Kollegen und habe kein Problem mit dem neuen Mitbewerber." Für die Stadt, ihre Bürger und auch die Touristen sei das eine gute Sache. "Vor allem jüngere Leute wie zum Beispiel die Schülerinnen und Schüler der Musikschule werden sich über die Wiedereröffnung des Extrablatts freuen."
Das "Extrablatt" hat ab sofort wieder Dienstag von 17 bis 24 Uhr, Mittwoch und Donnerstag von 11 bis 24 Uhr, Freitag von 11 bis 1 Uhr, Samstag von 17 bis 1 Uhr und Sonntag von 10 bis 23 Uhr geöffnet. Montag ist Ruhetag.