
Wer am Donnerstagmorgen die verlassene Tankstelle in Bad Neustadts Schweinfurter Straße passierte, war möglicherweise überrascht: Erstmals seit Monaten, nein Jahren, herrschte auf und um das Grundstück emsiges Treiben. Ein Traktor samt Anhänger rangierte vor und auf dem Gelände, fünf Arbeiter in orangen Warnwesten hantierten mit Gestrüpp.
Wird die verlassene Tankstelle nun doch plötzlich seitens der Eigentümerin weiterentwickelt? Wurden möglicherweise von Behördenseite Sicherheitsmaßnahmen veranlasst? Und was bedeutet das für den Obdachlosen Anton R. (Name geändert), der zeitweise nach wie vor in der Tankstelle lebt, und über dessen Schicksal diese Redaktion kürzlich berichtete?
Auftraggeber der Arbeiten ist der Eigentümer des Nachbargrundstücks
Auf Anfragen dieser Redaktion stellte sich schnell heraus: Weder die Stadt Bad Neustadt noch das Landratsamt Rhön-Grabfeld hatten die Arbeiten veranlasst, sondern der Eigentümer des Nachbargrundstücks, Werner Krzok, gebürtiger Bad Neustädter, mittlerweile in Niederlauer zu Hause.
Blickte man genauer hin, wurde außerdem klar: Gearbeitet wurde nicht direkt auf dem Gelände der verlassenen Tankstelle, sondern auf Krzoks Grundstück, das sich direkt im Anschluss rechts daneben befindet. Um mit den Arbeitsgeräten auf sein Grundstück zu gelangen, musste Krzok Grund und Boden der Tankstelle passieren. Darüber habe er auch ordnungsgemäß im Vorfeld die Tankstellen-Eigentümerin informiert und das Vorgehen mit Bad Neustadts Ordnungsamt abgestimmt, so Krzok.
Was Werner Krzok mit dem Grundstück vorhat
Er selbst habe vor sieben Jahren das Grundstück von seiner Mutter geerbt. "Zu meiner Kindheit war das ein sehr schöner Garten", erinnert er sich. Die wiederum hatte es von seinen Großeltern erhalten und schon nur noch punktuell genutzt. Vor sechs Jahren hatte Krozk bereits einige über 20 Meter hohe Fichten entfernen lassen, denen der Borkenkäfer schlimm zugesetzt hatte.
Damit war es nicht getan: Im Laufe der Jahre wucherte das Gestrüpp immer mehr Richtung Straße. "Jeder, der vorbeiläuft, schmeißt seinen Müll rein." Als er zuletzt entdeckte, dass der Zaun des Grundstücks niedergetrampelt war, und Unbekannte das Gartenhaus vermüllt hatten, entschied er zu handeln und beauftragte eine Firma aus Fulda mit den Aufräumarbeiten. Ist das Grundstück gesäubert, soll es neu eingezäunt werden und eine Einfahrt entstehen: "Und dann schauen wir mal, was wir damit machen", lässt Krzok vorerst alles bezüglich der künftigen Nutzung offen.
Weshalb der Obdachlose Anton R. Hoffnung hegt
Wie geht es dem Obdachlosen Anton R., der derweil nach wie vor wenige Meter weiter in der Tankstelle Schutz sucht? Der Lärm habe ihn geweckt, scherzt der 67-Jährige auf Anfrage dieser Redaktion. Offenbar verbringt er die Nächte nach wie vor immer wieder in dem verlassenen Gebäude, allerdings mit Hoffnung auf Änderung. Noch an diesem Donnerstag, erzählt er, habe er einen Besichtigungstermin für eine Wohnung in Bad Neustadt. Ein neuer Hoffnungsschimmer für Anton R.
