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Bad Königshofen
Nach zwei Bränden von Strom-Speichern: So reagiert BSH in Bad Königshofen auf die Probleme seines Lieferanten Senec
Der Photovoltaik-Spezialist BSH setzt auf Stromspeicher von Senec. Diese machen wegen zweier Brände Schlagzeilen. Eine Bad Königshöfer Familie fühlt sich alleingelassen.
Ärger mit Senec-Stromspeichern. Nach zwei Bränden von Stromspeichern wurden baugleiche Geräte in einen "Schon-Betrieb" versetzt. Das sorgt bei Betroffenen für Verdruss. Auch der Bad Königshöfer Photovoltaik-Anbieter vertreibt Stromspeicher des Herstellers Senec.
Foto: Gerhard Fischer | Ärger mit Senec-Stromspeichern. Nach zwei Bränden von Stromspeichern wurden baugleiche Geräte in einen "Schon-Betrieb" versetzt. Das sorgt bei Betroffenen für Verdruss.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 30.12.2023 02:52 Uhr

Die Vorstellung ist ein Traum: Mit Photovoltaik die Energie der Sonne tagsüber anzapfen – und sie für den späteren Verbrauch am Abend und in der Nacht auch noch speichern. Stromspeicher machen dies möglich. Wer sich eine Photovoltaik-Anlage anschafft, bestellt solche Speicher zumeist gleich mit.

Auch die junge Familie T. (Name von der Redaktion geändert) aus Bad Königshofen hat dies getan – und sich Ärger eingebrockt. Denn ausgerechnet der Hersteller, auf den der Bad Königshöfer Photovoltaikanlagen-Bauer BSH setzt, ist in die Schlagzeilen geraten. Es handelt sich dabei um das Leipziger Unternehmen Senec. Das hatte in jüngster Zeit zwei Brände seiner Stromspeicher zu beklagen.

Menschen sind nicht zu Schaden gekommen

Menschen kamen durch die Brände glücklicherweise nicht zu Schaden, teils standen die Stromspeicher auch in Garagen. Aber Vertrauen schaffen solche Zwischenfälle freilich nicht. Zwei Senec-Modelle sind nach aktuellem Stand betroffen, das Modell Senec V2.1 und das Modell V3 Hybrid. Letzteres hatte auch die Familie T. erworben für ihren Neubau in Bad Königshofen. "Am Tag, als der Speicher bei uns eingebaut wurde, habe ich von Bekannten von den Brand-Problemen mit diesen Speichern erfahren", erzählt Helene T.     

Das sei schon das erste Ärgernis. Denn von dritter Seite über ein Sicherheitsproblem informiert zu werden, sei schon bedenklich gewesen. Familie T. verweigerte kurzerhand die Abnahme des aufgestellten Speichers. Er steht seit gut sieben Wochen ungenutzt im Technikraum des Einfamilienhauses.

Keine Einspeisung ins Netz möglich

Problem Nummer zwei folgt auf dem Fuß. Das gewählte Hybridmodell des Speichers hat den Wechselrichter fest eingebaut, der für die Umwandlung des Gleichstroms der Solaranlage in Wechselstrom für die Netzeinspeisung umwandelt. Wenn aber der Stromspeicher nicht läuft, weil er noch nicht abgenommen ist, bleibt auch die Sonnenenergie ungenutzt, die erst durch den Wechselrichter muss, bevor sie zum Beispiel in ein öffentliches Netz gespeist wird. 

Michaela und Rainer Bötsch sind die Chefs der Firma BSH Energie GmbH in Bad Königshofen. Rainer Bötsch findet, dass die Firma Senec auf die vereinzelten Probleme mit ihren Stromspeichern angemessen reagiere.
Foto: Archiv Regina Vossenkaul | Michaela und Rainer Bötsch sind die Chefs der Firma BSH Energie GmbH in Bad Königshofen. Rainer Bötsch findet, dass die Firma Senec auf die vereinzelten Probleme mit ihren Stromspeichern angemessen reagiere.

Die sonnigen September- und Oktoberwochen haben der Familie T. energietechnisch also nichts gebracht. Und was den rund 10.000 Euro teuren Stromspeicher betrifft, so ist nicht abzusehen, ob er jemals seine volle Leistung erbringen wird. Denn seit die Brände dokumentiert sind, hat Senec die Leistungsaufnahme der betroffenen Geräte auf 70 Prozent beschränkt. Brände gab es nur bei Speichern, die zwischen 70 und 100 Prozent geladen waren. Aus Sicherheitsgründen wurden deshalb die Speicherkapazitäten beschränkt, dieser Sparmodus nennt sich Konditionierungsbetrieb.

Gehen die Speicher jemals wieder komplett ans Netz?

Der Sparmodus ist ärgerlich für die Besitzerinnen und Besitzer, die ja mit der vollen Leistung kalkuliert haben. "Wenn unsere Kinder älter sind, werden sie absehbar auch mehr Strom benötigen", blickt Helene T. in die Zukunft. "Ich gehe eigentlich davon aus, dass die Bundesnetzagentur aus Sicherheitsgründen nur noch den Teillastbetrieb genehmigt", schätzt die Mutter.    

Was sie am meisten enttäuscht: "BSH weiß seit 2022 von den Problemen, verkaufen die Modelle aber weiter" fühlt sich Helene T. hintergangen. Auch auf der Facebook-Seite des Grabfelder Unternehmens lassen viele Kommentatorinnen und Kommentatoren ihrem Unmut freien Lauf über den Konditionierungsbetrieb. "Hauptsache fleißig verkaufen. Aber die Kunden, deren Speicher seit Wochen konditioniert ist … da passiert nichts. Am liebsten würde ich den ganzen Schrott einfach zurückgeben. Einfach nur ärgerlich", schreibt ein besonders verärgerter Kommentator.

Landgericht Münster: Urteil gegen einen Händler

Ein ganz aktuelles Gerichtsurteil vom Landgericht Münster lässt nicht nur die Verbraucher, sondern gewiss auch die Händler aufhorchen. Ein Senec-Händler wurde demnach zur Kaufpreiserstattung des Photovoltaik-Heimspeichers verurteilt (Az. 212 068/32). Eine Kundin hatte den Rücktritt vom Kaufvertrag und die Erstattung des Kaufpreises von ihrem Händler verlangt und schließlich eingeklagt. Die Klägerin war aber auch deshalb erfolgreich, weil der betroffene Photovoltaik-Händler einen Fehler in seiner Widerrufsbelehrung gemacht hatte.  

BSH-Geschäftsführer Rainer Bötsch rechnet gegenüber dieser Redaktion vor, dass bei rund 130.000 installierten Systemen nur zwei Brandfälle bekanntgeworden sind, das sind nur 0,0007 Prozent. Senec habe mit dem Konditionierungsbetrieb sofort Schutzmaßnahmen ergriffen, so Bötsch. BSH setzt eigentlich auf Senec-Speicher in seinen Photovoltaik-Paketen. Senec ist zu 50 Prozent an BSH beteiligt. Senec wiederum ist eine Tochter des Energieriesen EnBW, klärt der Grabfelder Unternehmer Bötsch auf. "Derzeit bieten wir aber bei Stromspeichern auch andere Modelle an, die nicht von Senec sind", ergänzt der BSH-Chef. Es soll ja zu keinem Stillstand bei neuen Aufträgen kommen.

BSH-Geschäftsführer Bötsch verteidigt Senec

Der empfindet die Ausfallentschädigung, die Senec den betroffenen Kunden zahlt, als sehr kulant. Er nennt einen rechnerischen wöchentlichen Verlust von rund 2,88 Euro vor, Senec zahle aber 7,50 Euro. "Wir haben rund 6000 Anlagen mit den betroffenen Speichern installiert", rechnet der BSH-Geschäftsführer vor.  BSH wurde 2004 gegründet, bis 2023 wurden über 12.000 Anlagen installiert, rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind deutschlandweit im Einsatz. 

Unterdessen teilt das Unternehmen Senec in Leipzig auf seiner Internetseite mit, dass der Konditionierungsbetrieb für die betroffenen Geräte noch im November beibehalten werde. Die Analysen, wie es zu den Bränden in der Vergangenheit gekommen sei, seien "nun weitgehend abgeschlossen", heißt es aus Leipzig. "Zudem haben wir zusammen mit den Experten eine nachhaltige und dauerhafte Lösung entwickelt, die unseren Kunden wieder die volle Speicher-Kapazität bei gleichzeitig maximaler Sicherheit zur Verfügung stellen soll", heißt es in dem Senec-Schreiben. Zu den Brand-Ursachen selbst äußert sich Senec jedoch nicht.

Juristen diskutieren das Thema ausgiebig im Netz

Das Thema wird auch auf juristischen Internetseiten wie "anwalt.de" diskutiert. Demnach wünsche sich eine Mehrheit der Betroffenen lieber einen kompletten Austausch des Systems anstelle eines weiteren Batteriemoduls im Speicher. Dieses könnte nämlich den Verlust durch den 70-Prozent-Betrieb rein kapazitätsmäßig wieder ausgleichen. 

Nach monatelanger Ungewissheit scheint sich nun bei Senec aber etwas zu tun: "Nach der derzeitigen Planung können wir in der zweiten Hälfte des Novembers weitere Umsetzungsdetails mitteilen. Ebenso werden wir dann auch einen Ausblick geben, wie lange die Umsetzung voraussichtlich dauern wird", so Senec weiter. Bis dahin verbleiben die Speicher im Konditionierungsbetrieb.

Nachtrag: In einer aktuellen Mitteilung (vom 24. November) kündigt die Firma Senec ab Mitte 2024 den kostenfreien Austausch der betroffenen Batteriemodule an. Die neuen Module, so die Mitteilung, basieren auf Lithium-Eisenphosphat (LFP)-Batterietechnologie und sind "auf Basis neuester Erkenntnisse und Standards in Bezug auf Lebensdauer, Performance und Sicherheit entwickelt worden".  Nach dem Austausch stehe allen Kunden wieder die vollständige Speicherkapazität zur Verfügung, heißt es bei Senec.

In einer früheren Version dieses Artikels war von einer Ausfallpauschale von 7,50 Euro am Tag die Rede, die Senec betroffenen Kunden bezahlt. Tatsächlich ist es eine wöchentliche Entschädigung. Nach der Erstveröffentlichung wies BSH-Geschäftsführer Rainer Bötsch die Redaktion darauf hin, dass BSH derzeit auch Stromspeicher anderer Hersteller anbietet. Diese Information fehlte in der ersten Version.


 
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Kommentare
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  • Andreas Majer
    Bei Facebook gibt es 2 Gruppen
    BSH GmbH & CO.KG - Geschädigte
    Und
    Senec Sammelklage!

    Kann ich den betroffenen nur empfehlen
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  • Gemeinde Grettstadt
    Die Kommentarfunktion steht nur mit Klarnamen zur Verfügung.
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  • Otmar Gloeckner
    Ich habe meine Anlage nicht bei BHS gekauft aber sie ist von Senec. Wir wurden bereits 3 Mal abgeschaltet oder in den Konditionierungsbetrieb versetzt. Beim ersten Fall wurde der Speicher von März bis November komplett abgeschaltet. Dabei sind natürlich die vorhanden Akkus tiefentladen worden und wurden von Senec als defekt behandelt. Deshalb bekam ich auch von August bis November keine Kulanzzahlung mehr. Auch mehrmalige Kontaktaufnahme durch meinen Fachhändler änderte nichts daran. Der Support ist einfach unterirdisch wie die Firma und deren Produkte. Wie gesagt, wir sind nun das dritte Mal betroffen und können laut Anwalt nichts mehr dagegen tun.
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  • Das ist ja furchtbar, und dann kosten die Speicher ja auch ein heiden Geld…
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  • Stefan Flessa
    Thema Geld: genau das ist das Problem, dass BSH überteuerte Technik, die nicht funktioniert verkauft.

    Senec 12,6 kWh - ~ 26.000€
    Huawei 15 kWh - 13.000€, Wechselrichter fehlt

    https://solar24.shop/senec/senec.home-4-hybrid-12-6kwh

    Und das Schlimme ist: der Speicher von Huawei hat LiFePo Zellen, die nicht brennen können, so wie das beim Senec das Problem ist.

    Kurz: Senec ist - wenn man sich diese Zahlen anschaut- Abzocke!
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  • Florian Muck
    Ich hatte auch mit der Fa. BSH zu tun. Da rühmt man sich mit Expertenwissen und einem Netzwerk aus Technikern, Steuerberatern usw. Heute ist mir klar, dass das von BSH angebotene Modell an meinem Standort bzw. mit meiner Hardware überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Diese Firma ist für mich sehr suspekt
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  • Peter Koch
    Laut bundesanzeiger.de beschäftigte BSH im Jahr 2022 insgesamt 177 Mitarbeiter. Wie daraus plötzlich 500 werden ist mir ein Rätsel. Suspekt ist das auf jrden Fall.
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  • Jürgen Huller
    Aufgemerkt:

    2 Stk von 130.000 sind 0,001538 %, nicht 0,0007 %

    Nur falls mal jemand fragen sollte... -Klugscheißmodus aus-
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  • Es haben mehr als 2 Speicher gebrannt. 2022 waren es 3, dann 2023 nachdem die erste Sicherheitsabschaltung/-reduktion aufgehoben wurde nochmal 2. Das erhöht den Prozentsatz dann nochmal UND um einordnen zu können, ob das wirklich „wenige“ Systeme sind, die brennen, bräuchte man die Zahlen anderer Hersteller im Vergleich. Dass noch keine Menschen zu Schaden gekommen sind, dürfte pures Glück sein.
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  • Alexander Philippi
    Die genannten Speicher verwenden NCA oder NMC Technologie. Das sind klassische Lithium-Ionen-Akkus. Dass die gerne mal brennen sieht man auch durch diverse Berichte über abgefackelte E-Autos. Ich kann jedem Käufer von PV-Anlagen nur raten, auf LithiumEisenPhospat (LiFePO4, LFP) zu bestehen, da diese im Fehlerfall thermisch nicht durchgehen
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  • Peter Wolf
    Auch ich habe eine PV-Anlage über BSH gekauft (Bestellung im November 2022). Dabei wurde die neueste Speicherversion V4 Hybrid beworben und schließlich Anfang Juli 2023 geliefert. Wegen angeblicher Lieferproblemen bei den Speichermodulen stand das leere Gehäuse fast 2 Monate im Keller ohne dass ich die kräftig scheinende Sonne nutzen konnte. Seit Mitte September sind die Module ergänzt worden, allerdings auch hier mit dem eingeschränkten Konditionierungsbetrieb von max. 70%. Insofern betrifft es alle Speichermodelle von SENEC. Dies wurde auch von der SENEC-Hotline bestätigt. Eine Entschädigung wurde mir bisher nicht angeboten.
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  • Hubertus Kiesel
    Der Fehler wurde 10.16 Uhr berichtigt, ohne es uns Lesern mitzuteilen.
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  • Hubertus Kiesel
    In dem Bericht steht, dass Senec 7,50 € pro Tag erstattet. Das stimmt so nicht. Es sind nur 7,50€ pro Woche. Die Einspeissung und die Entnahme vomin Speicher ist ab 50 % auch gedrosselt. Dies gerade in den wenigen Sonnenstunden jetzt im Herbst Auswirkungen auf die Einsparung.
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  • Ralf Zimmermann
    Danke für den Hinweis, die Stelle am Text wurde angepasst.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management
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