Von weither schon sichtbar war am Freitagabend ein großes Feuer neben dem Schafstall der Weidegemeinschaft Rhönschaf in Ginolfs. Fast erinnerte es an ein Sonnwendfeuer. Im Stall selbst hatten sich etliche Weidetierhalter, Landwirte und deren Sympathisanten - ebenfalls von weither - versammelt, um ein Zeichen zu setzen.
Die Wolfspolitik müsse sich dringend ändern, so die Forderung der Organisatoren Julian Schulz und Verena Heidenreich vom Förderverein deutsche Schafhaltung und Schäfer Julian, die kurzfristig diese "Mahnwache" ins Leben gerufen haben. Diese Aktion gibt es alljährlich am 11. November, in Ginolfs war es die Premiere.
Man fordere nichts weiter, als dass die Wolfspopulation auf ein erträgliches Maß reduziert werde, der Herdenschutz zumutbar bleibe und dass Wölfe in der Nähe von Weidetieren oder Wölfe, die sich dem Menschen oder seinen Siedlungen nähern, schnell und effektiv geschossen werden dürfen.
Keine Mühe hatten die beiden gescheut, um den Ginolfser Schafstall für diese Mahnwache herzurichten. Die Kulisse bildeten gestapelte Heuballen. Auf diesen klebten Fakten zur aktuellen Ausbreitung, Population und Problematik der Wölfe in Deutschland sowie erschreckende Bilder von gerissenen Schafen, die dem Wolf zum Opfer fielen.
Fünf Übergriffe in fünf Tagen
"Wir sind hier, um ein Signal zu senden, dass es so nicht weitergeht. Fünf Übergriffe innerhalb von fünf Tagen sind einfach zu viel!", sagte Julian Schulz stocksauer. Seine Herde war erst jüngst wieder zweimal hintereinander zur Wolfsbeute geworden. "Wo kommen wir noch hin und wie soll es denn weiter gehen?", fragte Julian Schulz das applaudierende Publikum.
Bei der spürbar wütenden Rede von Alois Wehner aus Windshausen kam deutlich die Kritik hervor, dass die Meinung der Naturschutzverbände mehr zähle als eine ausgewogene und alle Interessen abwägende Politik im Umgang mit dem Wolf. Wehner spielte hier auf die Entscheidung des Kasseler Verwaltungsgerichts sowie auf die einstweilige Aussetzung der Vollziehung der Abschussgenehmigung durch das Würzburger Verwaltungsgericht an.
"Der Wolf, der eine Tonne Futter im Jahr braucht, wird in Deutschland wie nirgendwo anders so hofiert", so der Redner. "Wir sind doch nicht Futterlieferanten für die Wölfe!" Angesicht der "Macht der Naturschützer" stellte er grundsätzlich den Sinn der Jagd, der Weidetierhaltung und der Flächenpflege angesichts der aktuellen Umstände für die Zukunft infrage.
Manche Tierhalter halten sich aus der Diskussion heraus
Auch die Politik selbst war zu dieser Veranstaltung eingeladen. CSU-Kreisvorsitzender Christof Herbert betonte in seiner Ansprache den hohen persönlichen Einsatz, den Landrat Thomas Habermann mit fachlich fundierter Argumentation und vor allem im Gespräch und in Kooperation mit dem Bund Naturschutz in dieser Sache geleistet habe. Letztlich habe dies zur von der Regierung von Unterfranken erteilten Abschussgenehmigung wesentlich beigetragen.
Traurig sei dann, dass kleine Interessenverbände ohne ganzheitlichen Ansatz wie ein Freundeskreis frei lebender Wölfe mit einer Klage dann durchkommen. "Da ist ein Schlag ins Gesicht für euch", erklärte Herbert und fügte an: "Wir lösen Probleme nicht, wenn wir einseitig denken wie dieser Verein und nicht einen ganzheitlichen Lösungsansatz anstreben."
Noch bis tief in die Nacht standen die Rhöner Weidetierhalter am großen Feuer. Auch der Regen ließ irgendwann etwas nach. Aufgefallen ist jedoch, dass sich längst nicht alle an der spontanen Mahnwache beteiligten, sogar nahm eher der Großteil nicht teil. Dies kann einerseits an der Kurzfristigkeit des Termins liegen, andererseits halten sich etliche Tierhalter bewusst in dieser Diskussion heraus.
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