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Ostheim/Würzburg
Nach Unfall mit verletztem Jungen in der Rhön: Wo sind Kinder auf dem Fahrrad sicherer – im Kindersitz oder im Anhänger?
Anhänger, Kindersitz oder Lastenrad: Wer Kinder mit dem Rad transportiert, hat diverse Möglichkeiten. Experten zeigen aus aktuellem Anlass, wie sicher sie sind.
Bequem und sicher: Kinder in solchen Lastenrädern zu transportieren, ist neben Kindersitz und Anhänger eine gängige Möglichkeit. Doch jede Variante hat Vor- und Nachteile, was die Sicherheit angeht. Das Bild zeigt Teilnehmer einer Familien-Fahrraddemo 2021 in Würzburg.
Foto: Silvia Gralla | Bequem und sicher: Kinder in solchen Lastenrädern zu transportieren, ist neben Kindersitz und Anhänger eine gängige Möglichkeit. Doch jede Variante hat Vor- und Nachteile, was die Sicherheit angeht.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 22.09.2023 03:11 Uhr

Ein Fahrradfahrer stürzt, sein zweijähriger Sohn im Kindersitz prallt mit dem Kopf auf die Straße und wird dadurch verletzt: Dieser Unfall vor wenigen Tagen in Ostheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) wirft die Frage auf, wie sicher mitfahrende Kinder auf dem Rad sind.

Immerhin hatte der verletzte Junge in Ostheim einen Helm auf. Dennoch ergeben sich in puncto Sicherheit viele Aspekte, wie Fachleute auf Anfrage dieser Redaktion erklären.

Fahrradanhänger, Kindersitz vorne oder hinten, Lastenrad: Was ist am sichersten?

Dazu gibt es keine klaren Antworten. "Es ist vieles abzuwägen", meint Landesgeschäftsführerin Petra Husemann-Roew vom Fahrradklub ADFC in München. Trotz einiger Einschränkungen halte sie generell den Fahrradanhänger für die sicherste Variante, Kinder zu transportieren.

Das sieht man beim ADAC ähnlich. Im Vergleich zum Kindersitz sei im Anhänger die Fallhöhe und damit das Verletzungsrisiko geringer. Abgesehen von der Sicherheit seien mehr Komfort sowie der Schutz vor Regen weitere Vorteile des Anhängers. Er eigne sich eher für längere Fahrten.

Allerdings sei das Fahren mit Anhänger zumindest am Anfang gewöhnungsbedürftig, schreibt der ADAC weiter. Zudem brauche man beim Abstellen mehr Platz.

Das Polizeipräsidium Unterfranken hält sich mit einer Empfehlung zurück. Wer Fahrrad fährt oder auf dem (Lasten-)Fahrrad mitfährt, habe so oder so keine Knautschzone, betont Sprecher Maximilian Basser.

Was spricht für den Kindersitz auf dem Fahrrad?

Er sei günstiger und einfacher zu handhaben als ein Anhänger, so der Hinweis des ADAC. Kindersitze hinten seien als sicherer einzustufen als solche, die am Lenker montiert werden.

Das sieht auch der Fahrradklub ADFC so. Die meisten Kindersitze seien bis zu einem Körpergewicht von 22 Kilogramm zugelassen. Der Sitz müsse zu Größe und Gewicht des Kindes passen. Eine Sitzfläche mit Höcker sowie Dreipunkt- oder Hosengurte trügen dazu bei, dass das Kind zum Beispiel bei heftigem Bremsen im Sitz gehalten wird.

Beide Organisationen weisen darauf hin, dass ein Fahrrad mit Kindersitz grundsätzlich instabiler sei als ein Rad mit Anhänger oder ein Lastenrad. Das werde zum Beispiel beim Auf- und Absteigen relevant.

Wie ist es bei Lastenfahrrädern mit der Sicherheit für mitfahrende Kinder?

Diese Transportmöglichkeit sei von allen Varianten die sicherste, teilte der ADFC auf Anfrage mit. Die gerade als Elektrovariante populär gewordenen Lastenräder seien besonders stabil, das Gewicht werde gleichmäßig verteilt. Außerdem habe der Fahrer oder die Fahrerin die Kinder immer im Blick, weil sie vorne sitzen.

Wie sind Fahrradanhänger einzuordnen?

Wer mit seinem Rad einen Anhänger hinter sich herzieht, muss laut ADFC gerade in Kurven besonders behutsam fahren. Wer sie zu eng und vor allem zu schnell nehme, laufe Gefahr, dass der Anhänger umkippt. Das Bremsen sei in Kurven zudem besonders heikel.

Der Fahrradklub weist darauf hin, dass bei Elektrorädern Anhänger nur bei Pedelecs erlaubt seien. Das sind im Volksmund als E-Bike bezeichnete Fahrräder, deren Elektromotor bis maximal Tempo 25 das Treten unterstützt.

Grundsätzlich eigneten sich Anhänger für Kinder bis sechs Jahre. Dabei sei das zugelassene Gesamtgewicht des Anhängers zu beachten. Fährt nur ein Kind mit, sollte es laut ADFC im Anhänger mittig sitzen.

Abgesehen von der Transportart: Was ist beim Fahrradfahren mit Kindern generell zu beachten?

Regel Nummer eins: "überdurchschnittlich umsichtige Fahrweise" und in allen Fällen Helme tragen, so Polizeisprecher Basser. Und: Wenn es Radwege gebe, sollten sie benutzt werden.

Die Straßenverkehrsordnung schreibe vor, dass auf Rädern oder in Anhängern Kinder bis sieben Jahre mitgenommen werden dürfen. Das gelte nicht für die Beförderung von Kindern mit Behinderung, so Basser.

Wer ein Kind auf dem Rad oder im Anhänger transportiert, muss den Angaben zufolge mindestens 16 Jahre alt sein. Fahrrad, Kindersitze und Anhänger sollten technisch "in einem einwandfreien Zustand" sein.

 
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Kommentare
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  • Jo Schmitt
    @Harald Goreis
    Wenn das Fahrrad unsicher ist:

    Wa schlagen Sie als Alternative zum Fahrrad vor? Etwas das Auto?
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  • Dominik Temming
    @Jo Schmitt: Ich weiss, für Leute wie sie mag das sehr unangenehm sein und ich vermute jedes Argument pro Auto fühlt sich für sie an wie ein Schlag in die Magengrube aber ja, das Auto ist sehr sehr sicher. Ich würde NIEMALS mit einem Kind auf / am / im Anhänger hinter dem Fahrrad eine öffentliche Straße benutzen. Wer sowas macht, der lässt seine Kleinkinder wohl auch unbeaufsichtigt baden.
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  • Harald Goreis
    Bei dem aktuellen, vor allem innerstädtischen Verkehrsaufkommen gehört das Fahrrad sicherlich zu den unsichersten Transportmitteln für Kinder. Meiner Meinung nach fast schon unverantwortlich, Kinder auf dem Fahrrad mitzunehmen, egal ob mit oder ohne Anhänger.
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  • Peter Koch
    Kinder sind nur im grösstmöglichen SUV sicher, aber auch nur so lange der in der heimischen Garage steht.
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