Mit der Schließung der Hausarztpraxis Lurz in Wülfershausen zum 1. Juli standen die Patienten vor einem Problem: Sie mussten sich einen anderen Doktor suchen, was angesichts der begrenzten Kapazitäten in anderen in der Umgebung befindlichen Praxen auf die Schnelle nicht einfach war und in vielen Fällen auf absehbare Zeit sogar unmöglich sein dürfte. Auch die Familie Reß ist immer noch auf der Suche nach einem neuen Hausarzt. "Wir haben schon in etlichen Praxen nachgefragt, ob sie uns als Patienten aufnehmen würden", sagt René Reß. Bislang habe es immer Absagen gegeben. Immerhin habe ein Arzt signalisiert, dass es bei ihm vielleicht in einem halben Jahr die Chance geben könnte, als Patienten aufgenommen zu werden.
Bis dahin bleibt bei akuten gesundheitlichen Problemen oder der Ausstellung von Rezepten wohl nur der Weg zum ärztlichen Bereitschaftsdienst. Das bleibt den betagten Eltern von Barbara Balling immerhin erspart. Während die Wülfershäuserin von der Praxis-Schließung nicht betroffen ist, standen ihre Mutter und ihr Vater, beide schon über 80 Jahre alt, zunächst auch ohne hausärztliche Versorgung da. "Wir haben für meine Eltern nach einer anderen Praxis gesucht und haben jetzt zum Glück in Bad Königshofen eine gefunden", erzählt Barbara Balling. Sie hätte sich gewünscht, dass alle Patienten früher von der Praxisschließung erfahren hätten. "Dann hätte man mehr Zeit gehabt, sich nach einem anderen Arzt umzusehen."
Aussichtsloses Unterfangen
Auch Bürgermeister Wolfgang Seifert ist nicht glücklich darüber, dass er so spät über die Schließung der Praxis informiert wurde (wir berichteten). Der Wülfershäuser Rathauschef setzte sofort alle Hebel in Bewegung, um einen Praxis-Nachfolger zu finden – ein aussichtsloses Unterfangen, wie er schnell feststellen musste.
Immerhin gibt es seit wenigen Tagen die Hoffnung, dass es in Wülfershausen schon bald wieder eine medizinische Versorgung, wenn auch in abgespeckter Form, geben könnte. Seifert steht in Gesprächen mit einem Praxis-Betreiber aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld, der bereit wäre, unter bestimmten Voraussetzungen Sprechstunden in Wülfershausen zu organisieren. Laut Seifert würde die Gemeinde die Räumlichkeiten samt der Möglichkeit der Telemedizin zur Verfügung stellen, im Gegenzug würde sich dann medizinisches Fachpersonal direkt vor Ort um die Patienten kümmern.
Noch einige Fragen offen
"Unter Dach und Fach ist das aber noch nicht", betont der Bürgermeister. So müssten noch viele Details und auch einige rechtliche Fragen geklärt werden. Er sei aber davon überzeugt, dass dies eine praktikable Lösung auch für andere Gemeinden im Landkreis Rhön-Grabfeld sein könnte, in denen es keine Hausarztpraxis mehr gibt. "Wenn auch die kassenärztliche Vereinigung mitspielen sollte, stehen die Chancen jedenfalls gut, dass es in Wülfershausen bald wieder Sprechstunden geben könnte."