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Wülfershausen
Wülfershausen sucht händeringend einen neuen Hausarzt
Zum 1. Juli schließt die Hausarzt-Praxis Lurz nach 20 Jahren. Eine Nachfolge ist weit und breit nicht in Sicht. Die Patienten sind nur schwer woanders unterzubringen.
Händeringend sucht Wülfershausen nach einer Nachfolge für die örtliche Hausarztpraxis. Die schließt zum 1. Juli. Für die Patientinnen und Patienten ist es gar nicht leicht, in anderen Arztpraxen (Symbolbild) unterzukommen.
Foto: DPA/Karl-Josef Hildenbrand | Händeringend sucht Wülfershausen nach einer Nachfolge für die örtliche Hausarztpraxis. Die schließt zum 1. Juli.
Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 09.02.2024 08:48 Uhr

Wülfershausen Etwas überraschend kam vor allem für die betroffenen Patienten die Nachricht, dass in Wülfershausen die Gemeinschaftspraxis von Dr. Beate Lurz und Rainer Lurz zum 1. Juli schließt. Private Gründe gibt die Ärztin als ausschlaggebend dafür an, dass das Ehepaar die Praxis zwei Jahre vor dem üblichen Renteneintrittsalter aufgibt.

Da kein direkter Nachfolger für die seit 20 Jahren bestehende Praxis verfügbar sei, müssen die umliegenden Ärzte die Versorgungslücke für den Patientenstamm von etwa 1000 Personen füllen. So sei es mit betroffenen Kollegen etwa in Saal und Bad Königshofen abgesprochen, erklärte Dr. Beate Lurz.

Nachbar-Praxen fangen Patienten auf

Das wird schwierig werden, denn die in Frage kommenden Praxen haben nur noch begrenzte Kapazitäten frei, bedauert etwa Carsten Baltzer in Saal. Er könne jedenfalls nur einen kleinen Teil auffangen, wie fast wortgleich aus der zweiten Praxis am Ort zu vernehmen ist. Auch in der Praxis von Dr. Herman Dietrich kann nur ein kleines Kontingent übernommen werden. Karin Dietrich meint, dass vornehmlich Patienten aus dem Raum Saal/Wülfershausen berücksichtigt werden.

Bürgermeister Wolfgang Seifert war sogar durch persönliche Kontakte auf Arztsuche in der Berliner Charité.
Foto: Christian Seifert | Bürgermeister Wolfgang Seifert war sogar durch persönliche Kontakte auf Arztsuche in der Berliner Charité.

Betroffene aus den anderen umliegenden Ortschaften müssten sich im Bereich Bad Neustadt, Mellrichstadt oder Bad Königshofen orientieren, wobei sie dort ebenfalls nur begrenzte Aufnahmemöglichkeiten erwartet. Das bestätigt auch Dr. Ulla Mack-Ziegler. Die Hollstädter Hausärztin bedauert, dass sie keinen Patienten neu aufnehmen kann. Schon jetzt erhalte sie vermehrt Anfragen, muss dann aber stets die Anrufer vertrösten und an andere Ärzte verweisen. In der Gemeinschaftspraxis von Wollbach wurde eine Aufnahme kategorisch abgelehnt. Nur noch Neubürger aus dem Dorf selbst könnten berücksichtigt werden, erklärt eine Mitarbeiterin.

Ein weiterer Rückschlag

Für Dr. Martin Wünsch, Sprecher des Kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes im Landkreis Rhön-Grabfeld, ist die Schließung ein weiterer Rückschlag für eine flächendeckende medizinische Versorgung. Den Bereitschaftsdienst aufrecht zu halten, werde nun noch schwieriger. Gesetzlich seien die niedergelassenen Ärzte zu einer Teilnahme verpflichtet, aber die Dienste werden auf immer weniger Schultern verteilt, und in den nächsten Jahren deuten sich weitere Praxisaufgaben an. Schon jetzt leisten die Kollegen deutlich mehr Dienste als Ärzte in den Städten. Mehrere Ärzte seien auch längst im Rentenalter, praktizieren aber immer noch.

Mit der Schließung eröffnet sich für Wünsch aber noch ein weiteres Problem in puncto Covid-19-Impfung. Patienten, die schon bei dem Ehepaar geimpft worden sind, dürfen die zweite Spritze nur von einem niedergelassenen Arzt erhalten. Das Impfzentrum dürfe nicht einspringen, sei ihm mitgeteilt worden.

Sogar in der Charité geworben

Wülfershausens Bürgermeister Wolfgang Seifert ist vor allem über die späte Mitteilung der Schließung enttäuscht. Er habe erst vor wenigen Tagen von der Entscheidung erfahren, obwohl die wohl schon im Vorjahr gefallen sei. Hätte er früher davon Kenntnis genommen, hätte er vielleicht mehr in Hinsicht auf eine Nachfolge erreichen können. So habe er zwar gleich versucht, alle Hebel in Bewegung zu setzen, jedoch bald die Sinnlosigkeit des Vorhabens eingesehen, da es vielen ländlichen Kommunen ähnlich ginge.

In seiner Not habe er sogar die persönliche Verbindung eines Bekannten zur Berliner Charité genutzt. Bei einem Besuch der Bundeshauptstadt habe er die Gelegenheit zu einem informellen Gespräch mit mehreren Ärzten der berühmten Einrichtung genutzt. Das Ergebnis sei allerdings sehr ernüchternd gewesen, „als Hausarzt aufs Land will niemand“.

 
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