An Wochenenden herrscht derzeit erhöhte Alarmbereitschaft bei der Bergwacht in der Rhön. Wanderer, Radfahrer, Mountainbiker und viele Spaziergänger wollen ihre Freizeit im Mittelgebirge genießen. Kein Wunder, dass es an einigen Stellen eng wird. Am Kreuzberg (Lkr. Rhön-Grabfeld) beispielsweise. "Mehr Touristen heißt auch mehr Unfälle", sagt Oliver Scheuplein, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Bischofsheim, lapidar.
Der besondere Reiz für Mountainbiker
Aufgefallen sind an den beiden vergangenen Wochenenden allerdings Mountainbiker, die offensichtlich fast an derselben Stelle schwer gestürzt sind. Dort gibt es eine Abfahrt vom Berg, die mit engen Pfaden, Hindernissen, ausgebauten Kurven und Wellen gerade für Mountainbiker einen besonderen Reiz ausübt. "Die beiden jüngsten Unfälle waren aber jeweils nicht im Flowtrail, wie es in den Meldungen zu lesen war, sondern auf einem Weg bergab Richtung Unterweißenbrunn", erklärt Bergretter Scheuplein auf Nachfrage.
Andi Rohe, der Beauftragte für den von der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB) zertifizierten Flowtrail am Kreuzberg in der Nähe des Neustädter Hauses, konkretisiert: "Diese Unfälle wurden zwar immer mit dem Flowtrail in Verbindung gebracht, waren aber gar nicht auf der ausgewiesenen Strecke!" Der Flowtrail, übrigens mit etwa zwei Kilometern Länge der längste in ganz Bayern, endet an einer Brücke und einem kleinen Schotterplatz in der Nähe des Irenkreuzes, einem Parkplatz zwischen Bischofsheim und Sandberg.
MTB-Guide Andi Rohe erklärt, dass die beiden Unfälle an einer Bodenwelle auf dem Weg vom Irenkreuz hinunter nach Unterweißenbrunn passiert sind. "Wir haben in dieser Woche noch einen Termin mit dem Bischofsheimer Bürgermeister vor Ort, um uns das genau anzusehen." Stadtchef Georg Seiffert will schnell Maßnahmen ergreifen, die die Unfallgefahr dort minimieren sollen. "Wir sehen zu, dass wir die Stelle entschärfen. Das machen wir von der Stadt in Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen des RWV Haselbach. Schließlich zählt der Flowtrail zu den Attraktionen unserer Ferienregion." Das sehe man gerade an den Wochenenden, wenn viele Mountainbiker aus Hessen und Franken mit den Bussen hoch zum Neustädter Haus fahren, so Seiffert.
Für den Trail braucht es eine gute Fitness
Bischofsheims Bürgermeister, der selbst schon streckenweise auf dem Trail gefahren ist ("Eher auf Großvater-Art, die Sprünge hab' ich ausgelassen!"), freut sich einerseits über den Reiz des Flowtrails, weiß aber auch, dass es eine gute Fitness braucht, um die Strecke möglichst gefahrenfrei zu genießen. "Ich könnte mir vorstellen, dass nach dem eigentlichen Trail die Konzentration nachlässt. Dann passieren solche Unfälle."
Diese Einschätzung teilt auch Andi Rohe. Er sei seit drei Jahren nahezu täglich am offiziellen Flowtrail. Einen richtig schweren Unfall habe er noch nicht erlebt. "Die Strecke ist zertifiziert, wird immer überprüft, weil sie so pflegeintensiv ist." Dass mittlerweile auch vielfach E-Bike-Fahrer die Strecke nutzen, sieht er nicht ganz so problematisch: "Diese Bikes liegen sehr satt in den Trails!"
Im Flowtrail fahren in der Regel keine Amateure
Was MTB-Guide Rohe mehr Sorgen bereitet, sind diejenigen, die den Pfad bergauf fahren. "Das geht gar nicht. Wenn sich einer nicht an unsere Nutzungsbestimmungen hält, mache ich von meinem Weisungsrecht Gebrauch. Und das ganz deutlich!" Bergwachtler Scheuplein stellt den Mountainbikern ebenfalls ein gutes Zeugnis aus: "Im Flowtrail fahren in der Regel keine Amateure. Das sind Menschen, die wissen, was sie tun." Auch Alkohol habe bei den beiden Unfällen keine Rolle gespielt, sagt er. Allerdings glaubt er, dass die Dunkelziffer der Unfälle höher ist als die Einsatzzahlen aussagen. "Mountainbiker sind harte Hunde, die gehen erst zum Arzt, wenn's gar nicht mehr geht."
Wer meint da runter ballern zu müssen, der legt sich halt hin.
Ihr könnt natürlich eine möglichst sichere Strecke bauen. Dann fahren sie halt für den Kick wieder mitten durchs Gestrüpp.