Manchmal braucht es einen kleinen Schubser vom Schicksal, um sich seine Träume zu erfüllen. Zwar hatte sich Diana Michel schon als Kind in Gedanken ausgemalt, wie schön es wäre, einmal einen eigenen Friseursalon zu besitzen. Doch letztendlich hatte ihr als erwachsene Frau immer etwas der Mut gefehlt, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Alles wurde anders, als es vorbei war mit der Leitung einer Filiale einer deutschlandweit agierenden Kette in einem Kaufhaus in Schweinfurt, das geschlossen wurde.
Am 20. März dieses Jahres eröffnete Diana Michel in einem Kellerraum des Hauses am Judenhügel 8 ihr eigenes Geschäft, das sie zudem um einen mobilen Service erweitert hat. Auf Wunsch kommt die Friseurmeisterin auch zu den Kunden nach Hause. Die müssen nur eine Sitzgelegenheit zur Verfügung stellen. Alles andere – vom Kamm über den Spiegel bis hin zu den Farbabmischungen, bringt sie mit. Davon leitet sich auch der Geschäftsname "Einstuhl" ab.
Eine Filialschließung war der Start in die Selbstständigkeit
Bis zu acht Angestellte arbeiteten zu Spitzenzeiten in der Filiale in Schweinfurt, am Ende waren sie nur noch zu zweit. Als es klar war, dass es dort nicht weitergehen konnte, habe sie im Auftrag ihres Arbeitgebers in ihrer Freizeit in der Stadt nach alternativen Standorten für die Filiale gesucht. "Ich habe auch welche gefunden, aber die wurden alle abgelehnt", sagt Diana Michel. Langsam hatte sie das Gefühl, nur hingehalten zu werden, um bis zum Ende bei der Stange zu bleiben.
Sich nach der Schließung eine neue Stelle zu suchen, erschien ihr wenig sinnvoll, weil sie kaum eine Chance sah, als Meisterin adäquat bezahlt zu werden. Zusammen mit ihrem Mann Manfred Heppt, mit dem sie seit zwei Jahren verheiratet ist, hat sie dann entschieden, ihren eigenen Salon aufzumachen. Immerhin kann sie auf ihre Stammkundschaft aus Schweinfurt bauen, die ihr nach wie vor die Treue hält. Meistens, an einem Freitag, fährt sie etwa alle vier Wochen mit allem, was sie braucht, nach Schweinfurt. Damit sich der Aufwand auch lohnt, besucht sie gleich mehrere Kundinnen, mit denen sie vorher telefonisch die Aufgabenstellung besprochen hat.
Eine neue Frisur gibt mehr Selbstbewusstsein
Zu ihrer Klientel gehören Frauen, die gehbehindert sind oder ein Alter erreicht haben, in dem man nicht mehr allzu oft aus dem Haus geht. "Die sind glücklich, dass ich zu ihnen nach Hause komme", sagt Diana Michel. Es gibt aber auch junge Leute, die körperlich oder psychisch beeinträchtigt sind und die Öffentlichkeit scheuen. "Eine neue Frisur gibt mehr Selbstbewusstsein", weiß sie auch um den psychologischen Effekt ihres Tuns.
Wenn man Diana Michel zuhört, glaubt man ihr gerne, dass sie ihrem Beruf mit viel Herzblut nachgeht. "Ich wollte nie etwas anderes werden", sagt sie. Haare haben schon als Kind bei ihr eine große Rolle gespielt. "Wir haben ständig Zöpfe geflochten und gebürstet", erzählt sie von ihren drei Schwestern. Für die ersten Haarschnitte mussten die Barbie-Puppen herhalten. Als sie dann 2010 ihre Meisterprüfung in der Tasche hatte, unterrichtete sie auch drei Jahre an ihren freien Tagen an der Berufsschule. "Ich war Single und zu dieser Zeit hat niemand auf mich gewartet", erklärt sie ihr großes zeitliches Engagement.
Nachwuchs-Probleme durch schlechte Bezahlung
Schon damals zeichnete sich aber auch ab, dass der einstige Mädchen-Traumberuf viel von seiner Anziehungskraft eingebüßt hatte. Anfänglich gab es in der Berufsschule noch drei Friseur- Klassen, am Ende nur noch eine. Den rapiden Rückgang führt Diana Michel auf die vergleichsweise schlechte Bezahlung in dem Beruf zurück. Sie ist zufrieden mit ihrer Selbstständigkeit. Vieles laufe jetzt deutlich entspannter. Vor allem spürt sie die Freiheit, sich selbst verwirklichen zu können. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Mann, der als ehemaliger Geschäftsführer der Bad Königshöfer Firma ISO und Berater viel Erfahrung gesammelt hat.