Er strahlte rund um die altehrwürdige Kirchenburg eine ganz besondere Atmosphäre aus: der Adventsmarkt von Ostheim. Nach zweijähriger Corona-Zwangspause lockte dieser an zwei Tagen wieder viele Personen aus nah und fern an. Besonders am Samstagabend tummelten sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher auf der Veranstaltung, die längst mehr als nur ein Geheimtipp ist. Der Sonntag war zudem in Ostheim verkaufsoffen.
Am Samstagabend heizte bei frostigen Temperaturen die Mellrichstädter Folk- und Countrygruppe "Band aus der Hütte" ein. Bereits am Nachmittag begeisterte das Saxophon-Ensemble der Ostheimer Stadtkapelle, während das Ostheimer Urgestein Udo Trabert an der Drehorgel, mit der er schon am Brandenburger Tor musizierte, für die passenden Töne sorgte.
Das Weihnachtsevangelium passte auf eine kleine Kugel
Und wer wollte, der konnte Handwerkern wie Drechsler, Glasbläser oder Schmied über die Schulter schauen. Eine ganz besondere Attraktion zeigte Sandra Birkholz. Sie schrieb das Weihnachtsevangelium nach Lukas auf eine kleine Weihnachtskugel. Eine echte Meisterleistung, für die sie zweieinhalb Stunden benötigte. 385 Worte schrieb sie auf die Kugeln, die in allen Farben zum Verkauf angeboten wurden.
Für den Job des Drechslers brauche man eine ruhige Hand, ein gutes Auge und eine gewisse Formvorstellung, so Rainer Fröhlich. Sein Beruf sterbe allmählich aus. Aber es gebe immer noch ein paar Unentwegte, unterstrich Andreas Scholl, der sich den Job selbst angeeignet hat. Viel Geduld und Kreativität brauche ein Glasbläser, erklärt Thomas Mückel aus Neuhaus.
Er hat seine Lehre 2005 im Mekka des Glases, in Lauscha, begonnen. Beim Schmieden kommt es darauf, die Temperatur zu halten. Diese liegt zwischen 800 und 1200 Grad. Bandsägekunst zeigte der Ostheimer Manfred Schnarr, der vor zehn Jahren mit den Krippen begann.
Durch die Kirchenburg entsteht eine ganz besondere Stimmung in Ostheim
Als Christkind eröffnete die neunjährige Hanna Leiber den Adventsmarkt. Das Vortragen des Prologs machte ihr ganz besonderen Spaß. Die Vorsitzende des Kommunalunternehmens Tourismus und Marketing in Ostheim, Susanne Orf, betonte die Einbindung der angestrahlten Kirchenburg in den Adventsmarkt. So entstehe eine ganz besondere Stimmung.
Außerdem nennt sich die Veranstaltung "genussvoller Adventsmarkt". Damit wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass Ostheim seit 2018 Genussort ist. Bewusst wollte man keine Party ausrichten, stattdessen war Besinnlichkeit Trumpf. Und zu dieser Besinnlichkeit trugen zahlreiche Stände mit ihrem Weihnachtszauber, Glühweinbuden und kleine Feuerstellen bei.
Wie "alt" die jüngste Verkäuferin in Ostheim war
Die jüngste Verkäuferin war Arcus Happ mit ihren fünf Jahren. Bei ihr gab es "gesunde Plätzchen" ohne Zucker, mit Dinkelmehl und Honig. Ihre aus Spanien stammende Mutter Melina Cruzate präsentierte sich als sogenannte "Holzfrau", die mit Holzresten interessante Objekte erstellte. Diverse Liköre mit einer besonderen Geschmacksrichtung waren ein Renner. Und über allem lag der Duft von gebrannten Mandeln sowie von Bratwürsten.
Susanne Orf und Bürgermeister Steffen Malzer waren froh, dass der Adventsmarkt wieder stattfinden konnte. Im vergangenen Jahr war schon alles aufgebaut, Vorsichtsmaßnahmen getroffen, doch dann sagte Ministerpräsident Söder alle Weihnachtsmärkte ab.
Welche Idee Bürgermeister Steffen Malzer für das nächste Jahr hat
"Es ist hier total schön. Die Leute freuen sich darauf und viele finden es auch schön, dass durch die weihnachtliche Straßenbeleuchtung in Ostheim eine gewisse Atmosphäre rüberkommt", so Malzer. Für das nächste Jahr hat er die Idee, einen Shuttlebus einzusetzen, der die Menschen von einem Adventsmarkt zum anderen bringen soll. "Da käme man mal weg vom Kirchturmdenken. Das wäre eine Bereicherung für den ganzen Raum", ist sich der Bürgermeister sicher.
Wer den Adventsmarkt verpasst hat: Bis zum 6. Januar ist in Ostheim noch die traditionelle Krippenschau zu sehen.