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Oberelsbach
Millionenförderung: Rhön wird Modellregion für Insektenschutz
In einem Modellprojekt sollen Forscher und Landwirte im Biosphärenreservat Wege zu besserem Insektenschutz erarbeiten. Über ein Förderprogramm gibt es dafür jetzt viel Geld.
In den kommenden sechs Jahren werden im bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön gemeinsam mit den Landwirten Wege zu mehr Insektenschutz erprobt.
Foto: Wolfgang Kumm/dpa | In den kommenden sechs Jahren werden im bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön gemeinsam mit den Landwirten Wege zu mehr Insektenschutz erprobt.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:09 Uhr

Bringt es etwas, die Zeitpunkte für die Wiesenmahd zu verschieben? Wie geht insektenschonendes Mähen? Können manche Wiesen beweidet werden, statt sie zu mähen? Und: Wie können solche Maßnahmen für die Bewirtschafter ökonomisch attraktiv sein? Das sind nur einige der Fragen, die künftig im bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön erforscht werden sollen. Letztlich soll sie so zu einer Modelllandschaften entwickelt werden, in der Insektenschutz und Landnutzung integriert werden.

Dabei ist die Rhön nicht alleine. Sie ist Teil eines Forschungsverbundes, der in den nächsten sechs Jahren verschiedene Strategien zum Schutz von Insekten erproben will. Gemeinsam mit vier anderen Biosphärenreservaten haben die Rhön und mehrere wissenschaftliche Einrichtungen den Zuschlag für ein Modellprojekt bekommen, dessen Ziel ist es ist, zum einen bekannte Wege für den Insektenschutz – wie Blühstreifen oder optimierte Düngung - auf die Probe zu stellen.  Zusammen mit Landwirten sollen aber auch neue Möglichkeiten der insektenschonenden Bewirtschaftung ausprobiert werden. Gefördert wird das Projekt mit immerhin 6,4 Millionen Euro aus Bundesmitteln. 

Bewirtschafter als wichtige Partner

Projektpartner sind neben der Rhön die Biosphärenreservate Mittelelbe, Schaalsee, Schorfheide-Chorin und Schwarzwald, der WWF Deutschland, der Verein Nationale Naturlandschaften, die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde und das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung. Wichtig beim Erproben und Evaluieren von Maßnahmen zum besseren Insektenschutz auf Äckern und Wiesen ist dabei ein weiterer Partner, nämlich die Landwirtschaft.

Das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt soll schließlich in einen Katalog von ökologisch und ökonomisch erprobten Maßnahmen für unterschiedliche landschaftliche und landwirtschaftliche Bedingungen münden.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze (rechts) überreichte den Förderbescheid in Höhe von 6,4 Millionen Euro an Diana Pretzell vom WWF Deutschland, dem Träger des Projekts.
Foto: WWF Deutschland | Bundesumweltministerin Svenja Schulze (rechts) überreichte den Förderbescheid in Höhe von 6,4 Millionen Euro an Diana Pretzell vom WWF Deutschland, dem Träger des Projekts.

Der Startschuss für das Verbundprojekt fiel jetzt im Rahmen der Grünen Woche mit der Übergabe des Förderbescheides von Bundesumweltministerin Svenja Schulze an Dr. Diana Pretzell vom WWF Deutschland. „Das Insektensterben ist für uns alle sehr besorgniserregend. In diesem Projekt packen wir gemeinsam an, um Wege für den Schutz von Insekten zu erproben“, erklärte Pretzell, Direktorin Biodiversitätspolitik des WWF und Leiterin des Projektes, laut einer Presseerklärung. Die fünf Biosphärenreservate würden zu Modelllandschaften für mehr Insektenschutz in landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaften, so das gemeinsame Ziel der Verbundpartner.

Bekannte und neue Methoden

Getestet und bewertet werden sollen bereits bekannte und auch neue insektenfördernde Maßnahmen auf den bewirtschafteten Flächen sowie in angrenzenden Strukturen – zum Beispiel Blühstreifen, Brachstreifen, Gehölzsäume, Bepflanzung und Mähen der Straßenränder, insektenschonender Maschineneinsatz, die Reduktion der Schnittzahl, veränderte Mahdzeitpunkte, Beweidung statt Mähen, optimierte Düngung durch Senkung der Menge und veränderte Ausbringungstechnik.

Im Fokus stehen dabei nicht nur die naturschutzfachlichen Potenziale der Maßnahmen, sondern auch, wie sie sich in die Praxis der beteiligten Flächenbewirtschafter einfügen lassen und welche wirtschaftlichen Folgen sie haben. "Nur wenn es gelingt, tragfähige und übertragbare Modelle zu entwickeln, kann sich eine insektengerechte Landnutzung langfristig und flächendeckend etablieren", heißt es in einer Mitteilung der Projektpartner.

Biosphärenreservat als Modellregion

Fast drei Viertel aller Tierarten in Deutschland sind Insekten. Sowohl die Gesamtmenge der Insekten als auch die Vielfalt der Insektenarten in Deutschland sinke. Zentrale Faktoren für den Insektenschwund seien der Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, intensivierte landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Wiesen und Feldern oder Lichtverschmutzung. Hinzu komme der Verlust von Lebensräumen oder deren massive Veränderung, beispielsweise, wenn Streuobstwiesen, Hecken oder Kleingewässer verschwinden.

Die Biosphärenreservate werden als geeigneter Partner für das Projekt gesehen, da sie Modellregionen sein sollen, in denen das Zusammenleben von Mensch und Natur beispielhaft erprobt und umgesetzt wird. Schließlich ist es ihr Auftrag, Kulturlandschaften und wichtige Lebensräume für Mensch und Natur vor zerstörenden Eingriffen zu bewahren. Dazu gehört, eine Balance von menschlicher Nutzung und natürlichen Kreisläufen zu erreichen.

Konkrete Projekte in der Rhön sind aktuell noch nicht geplant, erläutert der Leiter der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats Rhön, Michael Geier, auf Nachfrage dieser Redaktion. Zunächst laufen nun inhaltliche und organisatorische Vorarbeiten beim WWF als Projektträger an. Als nächster Schritt werde  das Biosphärenreservat dann die Stelle eines Projektmanagers ausschreiben. Gleichzeitig würden dann Gespräche mit den unteren Naturschutzbehörden Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld anlaufen. Das, so schätzt Geier, dürfte in der zweiten Jahreshälfte der Fall sein.

 
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Kommentare
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  • H. E.
    Mit welcher Rechtsbegründung wird ausschließlich die -Rhön- zur Modellregion
    für Insekten und das zum selben Landkreis dazugehörige Grabfeld ausgeschlossen?

    Oder soll das -Grabfeld- mit seiner einst intakten Natur geopfert werden?

    Näheres ergibt aus dem -Buch-;
    "Geopferte Landschaften: Wie die Energiewende unsere Umwelt zerstört",
    Herausgeber: Georg Etscheit, erschienen 2016
    Buch-, Textinhalte: Produzieren wir statt Ökoenergie die nachhaltige Naturzerstörung?
    Über die Schattenseiten der Energiewende zu sprechen gilt als politisch nicht korrekt.
    Aber soll man darüber schweigen?
    Näheres über o.g. Buch

    Weshalb also diese Millionenförderung?

    Steuergeldverschwendung: -JA- oder -NEIN-?
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