Das Weltnetzwerk der UNESCO-Biosphärenreservate umfasst 669 Gebiete in 120 Staaten dieser Welt. Es gilt als das Modell für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung mit gleichzeitiger Erhaltung der Biodiversität unter verschiedensten kulturellen und natürlichen Verhältnissen. Im Rahmen einer internationalen wissenschaftlichen Expertenbefragung wurde die Rhön mit Abstand am häufigsten als Beispiel für ein „erfolgreiches Biosphärenreservat“ genannt und steht damit weltweit an der Spitze.
Tipp von den Partnern
Auf die Untersuchung aufmerksam gemacht wurde die Verwaltungsstelle in Oberelsbach nach eigenen Angaben durch ihre südafrikanischen Partner, die erst vor Kurzem in der Rhön zu Gast waren. Die Ergebnisse sind in der amerikanischen Zeitschrift Journal of Environmental Management mit dem Titel „Biosphere reserves: Attributes for success“ erschienen. Sie stammen von den Wissenschaftlern Chu Van Cuong, Peter Dart und Marc Hockings von der University of Queensland, in Brisbane, Australien.
Die Idee der Biosphärenreservate stammt aus den 1970er-Jahren und verfolgte im Rahmen des Wissenschaftsprogramms „Der Mensch und die Biosphäre“ neben der Forschung zunächst den Ansatz eines räumlich differenzierten Schutzgebiets, heißt es dazu in einer Mitteilung der bayerischen Verwaltungsstelle in Oberlesbach. Nachhaltigkeitsgesichtspunkte und die Einbeziehung der örtlichen Interessengruppen wurden erst später – 1995 auf der Weltkonferenz in Sevilla – als zeitgemäße Zielsetzungen vereinbart. Festgelegt wurde auch, dass das Management der Biosphärenreservate einer regelmäßigen Überprüfung durch die UNESCO unterzogen werden sollte.
Vergleichsbewertung
Die jetzige Untersuchung der australischen Wissenschaftler der Universität Queensland ist davon völlig unabhängig. Die Vergleichsbewertung der Biosphärenreservate erfolgte nach der sogenannten Delphi-Methode. Die holt nach einem festgelegten wissenschaftlichen Verfahren in mehreren Befragungs- und Diskussionsrunden Expertenmeinungen ein.
Zur Beantwortung der Frage, welche Faktoren für den Erfolg beziehungsweise Misserfolg von Biosphärenreservaten verantwortlich sind, wurden insgesamt 55 Experten aus Wissenschaft und Management von UNESCO und den Nationalkomitees aller Weltregionen ausgewählt. Sie sollten in zwei Befragungsrunden aus ihrer individuellen Sicht fünf erfolgreiche und fünf weniger erfolgreiche Biosphärenreservate aus dem Weltnetz benennen, und bis zu fünf Faktoren angeben und gewichten, die aus ihrer Sicht zum Erfolg oder Misserfolg der jeweiligen Gebiete beitragen.
Mit Abstand am besten
Das Ergebnis: 60 Gebiete wurden von den Experten als Beispiele für besonders erfolgreiche Biosphärenreservate genannt, 30 Gebiete als Beispiele für weniger erfolgreiche. Das waren vor allem diejenigen, die dem klassischen Schutzgebietsgedanken alleine verpflichtet waren und die Funktionen moderner Biosphärenreservate nur unzureichend erfüllen.
In Oberelsbach ist man stolz, dass die Rhön von den internationalen Experten am häufigsten als Beispiel für ein erfolgreiches Biosphärenreservat genannt wurde. Sie führt mit acht Nennungen die Wertung an, gefolgt von den Biosphärenreservaten North Devon (Großbritannien) mit vier Nennungen und Camargue (Frankreich) mit zwei Nennungen. Auf Platz 4 liegt als weiteres deutsches Biosphärenreservat der Spreewald, auf Platz 9 der Schaalsee. Das Partner-Biosphärenreservat der Rhön, „Kruger to Canyons“ in Südafrika, kam auf Platz 11 von 60.
Wichtige Faktoren
„Die Region Rhön punktet bei den Faktoren, die als maßgeblich für Erfolg identifiziert wurden“ stellt Michael Geier, Leiter der Bayerischen Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön, fest. Dies sind das klare Verständnis von Idee und Zielsetzung des Biosphärenreservats und dessen räumliche Differenzierung in Form einer Einteilung in Zonen. Als wichtigste Faktoren entscheiden über Erfolg oder Scheitern die intensive Beteiligung von Interessengruppen sowie eine gute Zusammenarbeit mit diesen – in geeigneten Strukturen und mit guter Organisation. Bewusstseinsbildung und Kommunikation, ein dauerhaftes und verantwortungsvolles Management und die Umsetzung der Ziele durch die Biosphärenreservatsverwaltung seien nach Einschätzung der Experten wesentlich, um erfolgreich zu sein.