„Ich darf auf ein zutiefst erfülltes Berufsleben zurückblicken, immer im Grenzbereich der Belastbarkeit, aber auch mit der Gewissheit, dass dies meine mir zugedachte Aufgabe ist.“ Eberhard Clarenbach hat fast 40 Jahre als Arzt gearbeitet, davon die letzten 25 Jahre als niedergelassener Internist in Mellrichstadt. Mit 68 Jahren geht er zum Jahresende in den Ruhestand.
Dass sein Arztsitz in Mellrichstadt erhalten bleibt, war Clarenbach wichtig. Um für die Patienten vorzusorgen, hat er schon 2017 mit der Eingliederung in die Praxis „Die Hausärzte“ in der Hauptstraße 50 und 60 die Weichen gestellt. Christina Leutbecher, die bereits eine Facharztausbildung für Anästhesie absolviert hatte, wurde von Clarenbach während ihrer Facharztausbildung für Allgemeinmedizin in Mellrichstadt betreut und wird nun nach ihrem Abschluss in der Hausärzte-Praxis weiterarbeiten.
Der Arztberuf wandelt sich
Als Eberhard Clarenbach nach Mellrichstadt kam, thronte das Kreiskrankenhaus noch oben am Hainberg. Seither hat es nicht nur in der Stadt, sondern auch im Berufsbild der Ärzte weitreichende Veränderungen gegeben. Das Bild des klassischen Hausarztes mit 24-Stunden-Rundumversorgung gehört seiner Meinung nach der Vergangenheit an. Der Arztberuf wandelt sich. „Die jüngere Generation legt heute Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance mit der Möglichkeit für individuelle Arbeitszeitmodelle im Angestelltenverhältnis. Das hat zur Folge, dass für eine Einzelpraxis keine Nachfolge mehr zu finden ist – oder nur in Einzelfällen“, so der Mediziner.
Er selbst war Hausarzt mit Leib und Seele. „Ich habe meine Patienten nie als Kunden betrachtet, und mich nie als reinen Leistungsanbieter. Die Sorge um die seelische und körperliche Gesundheit meiner Patienten war immer mein oberstes Gebot“, sagt Clarenbach.
Begeistert von der schönen Rhön
1989 kam der Rheinländer nach Mellrichstadt, wo er sich für eine Oberarztstelle am Kreiskrankenhaus beworben hatte. Ausschlaggebend war seine Begeisterung für die Rhön, die Faszination für die schöne Landschaft, die er als Jugendlicher in Büchern entdeckt hatte. „Da wollte ich immer mal hin“, sagt Clarenbach, der in Bergneustadt im Bergischen Land aufgewachsen ist. Als junger Facharzt zog er mit der Familie nach Hendungen und arbeitete ein Jahr lang als Oberarzt Seite an Seite mit Hanns-Georg Kugel am Hainberg.
Eine Verbindung, die gut funktionierte. Denn nach einem Abstecher an eine Klinik in Hessen, wo Clarenbach von 1990 bis 1994 arbeitete, zog es ihn zurück nach Mellrichstadt, wo sich Kugel als Internist selbstständig gemacht hatte.
Berufliche Etappen
Clarenbach stieg in die Praxis mit ein, bis 2005 arbeiteten die beiden Fachärzte Seite an Seite im Beethovenweg. Dann eröffnete Eberhard Clarenbach seine eigene internistische Praxis mit hausärztlicher Versorgung – bis Juli 2017 betreute er seine Patienten in der Uhlandstraße in Mellrichstadt. Schließlich verlegte er seine Praxis vom Hainberg in die Innenstadt.
Mit dem Umzug in die Hauptstraße 60 ging der Facharzt einen ärztlichen Verbund mit Hausarzt Dr. Michael Günther ein. Denn der damals 66-Jährige wollte für seine Patienten eine geregelte Nachfolgelösung finden, wenn er einmal in den Ruhestand tritt. „Das war mir eine Herzensangelegenheit.“
Der letzte Dienst im Krankenhaus
So wie es eine war, nach der Schließung des Krankenhauses weiter für die Patienten vor Ort da zu sein. Clarenbach erinnert sich noch gut an den Silvestertag 2006, als er seinen letzten Hintergrunddienst im Krankenhaus geleistet hat. Zusammen mit Dr. Klaus Wutke, dem Chefarzt für Innere Medizin, schloss er die Türen am Hainberg zu.
Nun endet ein weiteres Kapitel für den Mediziner. Er nimmt Abschied von seinem Traumberuf, der für ihn auch immer eine Berufung war. Und das nicht, ohne auch Kritik zu üben. Denn in den vergangenen Jahren wurde ihm die berufliche Welt immer mehr fremd, wie er sagt. Private Klinikkonzerne, die rein auf Gewinn ausgelegt sind, sieht er mit gemischten Gefühlen, überwiegend mit Skepsis. „Die Medizin sollte nicht mit Kommerz verbunden sein“, bezieht er klar Stellung. Geld verdienen auf Kosten der Patienten geht seinem ethischen Grundverständnis zuwider.
18 Jahre im Stadtrat Mellrichstadt
Auch aus dem Mellrichstädter Stadtrat zieht sich der 68-Jährige zurück. Nach drei Amtsperioden im Stadtparlament will er anderen den Vortritt lassen. „Ich habe mich stets aufgefordert gefühlt, an der Stadtentwicklung mitzuarbeiten, die letzten Jahre waren kommunalpolitisch eine sehr prägende Zeit“, sagt er, aber nach 18 Jahren ist für ihn nun Schluss.
Es wird Zeit für neue Aufgaben. Und die werden sich ganz im privaten Bereich abspielen. „Meine große Liebe gilt dem Lesen“, sagt Clarenbach, seine umfangreiche Bibliothek ist sein ganzer Stolz. Auch dem Schreiben will er sich weiter widmen, vielleicht sogar an seinen Memoiren arbeiten. Und natürlich ist ihm die Liebe zur Natur geblieben, er freut sich auf ausgedehnte Spaziergänge und Radtouren durch die Rhön. „Heimat erkunden“ ist das Ziel, das er sich für den neuen Lebensabschnitt gesetzt hat.