Die Gerüchteküche brodelt in Mellrichstadt: Wie geht es weiter mit der ärztlichen Versorgung? Facharzt Eberhard Clarenbach wurde in den vergangenen Tagen und Wochen von vielen Patienten auf das Weiterbestehen seiner Praxis angesprochen und spricht nun Klartext: „Die Regelung meiner beruflichen Nachfolge ist mir eine Herzensangelegenheit.“ Und es wird weitergehen, wenn auch in einer anderen Form.
Zusammenschluss
Die Patienten sollen weiterhin umfassend ärztlich versorgt werden. Um das zu erreichen, bedarf es laut Clarenbach einer vorausschauenden Planung. Da kaum noch Ärzte Praxen im ländlichen Raum übernehmen möchten, wird sich Clarenbach mit Dr. Michael Günther zu einem ärztlichen Verbund zusammenschließen. Geplant ist auf weite Sicht ein medizinisches Versorgungszentrum in der Hauptstraße, wo Günther bereits eine Praxis betreibt. „Was jetzt entsteht, ist die Keimzelle eines solchen Versorgungszentrums“, sagt Clarenbach im Gespräch mit dieser Redaktion.
Derzeit nutzt Günther die leer stehende gynäkologische Praxis in der Hauptstraße 50 in Mellrichstadt, da seine eigenen Praxisräume in der Hauptstraße 60 zurzeit renoviert werden. Nach Abschluss der Arbeiten ist Günther wieder in seinen angestammten Räumen zu finden. Ab 1. Juli wird Eberhard Clarenbach seine Praxis von der Uhlandstraße 15 in die einstige gynäkologische Praxis verlegen. Clarenbachs Kassenarztsitz wird dann – unter der Voraussetzung einer entsprechenden Genehmigung durch den Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern, wie er sagt – zu einem Baustein einer neuen ärztlichen Versorgungseinheit unter Leitung von Dr. Michael Günther.
Keine konkreten Ruhestandspläne
„Meine Patienten fragen mich oft, wie lange ich noch für sie da sein werde“, sagt der 66-jährige Clarenbach, der seine Praxis als Internist mit hausärztlicher Versorgung führt. Ob der Veränderung sind sie beunruhigt, wenngleich Clarenbach versichert, keine konkreten Ruhestandspläne zu haben. Doch die Situation in Mellrichstadt ist prekär: Zahlreiche Haus- und Fachärzte sind über 60 Jahre alt und werden über kurz oder lang ihre Praxen schließen. Nachfolger sind laut Clarenbach kaum in Sicht. Schließlich habe sich in den vergangenen Jahrzehnten auch das Berufsbild des Arztes gewandelt.
Fragen nach persönlicher Lebensplanung werden heute anders beantwortet als vor 30, 40 Jahren, sagt er. „Heute steht mehr der Bezug auf private Bedürfnisse und Belange im Vordergrund.“
Work-Life-Balance
Diese Neuausrichtung großer Teile der jungen Ärzte-Generation habe zur Folge, dass Arbeits- und Berufsstrukturen den aktuellen Wünschen und Bedürfnissen der Menschen angepasst werden müssen. Für Clarenbach heißt das: „Das Bild des klassischen Hausarztes wird bald der Vergangenheit angehören. Die Zeit der medizinischen Versorgungszentren oder ähnlicher Arbeits- und Versorgungsmodelle ist angebrochen.“ Dort werden angestellte Ärzte im Rahmen individueller Arbeitszeitmodelle ihre Tätigkeit verrichten, sagt der 66-Jährige. Die jüngere Generation lege Wert auf eine ausgewogene „Work-Life-Balance“. „Das hat zur Folge, dass für eine Einzelpraxis keine Nachfolge mehr zu finden ist – oder nur in Einzelfällen“, so der Mellrichstädter. Ärzte als Einzelkämpfer wird es seiner Meinung nach immer seltener geben.
Verantwortung
Was das neue Konzept für Clarenbach und seine Patienten heißt, macht er mit einem Satz deutlich: „In dem neuen ärztlichen Verbund werde ich bis auf Weiteres mitarbeiten in der Hoffnung, mit diesem Projekt nachhaltiges Interesse bei jungen Kollegen zu wecken, die dann einmal meine Arbeit mit neuer Prägung fortsetzen möchten.“ Denn der 66-Jährige sieht sich in der Verantwortung, für seine Patienten eine geregelte Nachfolgelösung zu finden.