Erst fuhr ein großer Laster an der Menschenmenge vorbei, dann folgten einige Autos: Manche Verkehrsteilnehmer wollten am Donnerstagvormittag nicht abwarten, bis der neue Kreisverkehr im Bereich der Supermärkte im Norden von Mellrichstadt freigegeben wurde. Völlig außer Acht lassend, dass die Zufahrtsstraßen noch gesperrt waren, fuhren sie unbeirrt in Richtung Kreisel, um dann wie die ertappten Sünder unter den Augen hunderter Mellrichstädter gleich wieder in die erste Ausfahrt abzubiegen.
Bürgermeister Eberhard Streit nahm es mit Humor: Zu groß war seine Freude über die Eröffnung des dritten Kreisels in der Stadt, der in nur drei Monaten Bauzeit fertiggestellt wurde und nun im Bereich der ehemaligen Aldi-Kreuzung dafür sorgt, dass der Verkehr rund läuft. Auch Fußgänger können aufatmen: Durch Verkehrsinseln wird das Überqueren der stark frequentierten Straßen deutlich erleichtert. Und auch an Radfahrer wurde gedacht.
Freie Fahrt am nördlichen Stadtausgang
Vorbei ist es also nun mit den Umleitungen in der Stadt, es herrscht wieder freie Fahrt in der Meininger Landstraße, der Thüringer Straße und der Lohstraße. Das freut die Mellrichstädter, die Bürger aus Eußenhausen und Mühlfeld wie auch die Pendler aus Thüringen. Mehrere hundert Menschen ließen sich die Kreisel-Eröffnung nicht entgehen, bei der die Promi-Band aus Bad Königshofen zünftig aufspielte. Die Vertreter der Stadt freuten sich über das große Interesse, das die enorme Bedeutung des Verkehrsprojekts belegt. Und auch die Betreiber der Einkaufsmärkte werden aufatmen: Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft ist der Verkehr in Mellrichstadt wieder im Fluss.
Schon 2014, blickte der Stadtchef zurück, war angedacht, die Kreuzung im Norden der Stadt durch einen Kreisverkehr zu ersetzen. Doch im Vorfeld solch einer Maßnahme müssen viele Dinge auf den Prüfstand gestellt werden. Tut es nicht auch eine Ampel, die zumal deutlich billiger ist? Und darf Mellrichstadt überhaupt solch ein Verkehrsprojekt anpacken – immerhin erhält die Stadt Stabilisierungshilfe. Als alle Punkte abgeklärt waren, war der Fördertopf des Straßenbauamts für den Kreiselbau leer.
Mellrichstadt packt's selber an
Eberhard Streit gab nicht auf. Er bemühte alle Instanzen, suchte Gespräche mit Vertretern des Staatlichen Bauamts und der Regierung von Unterfranken bis hin zur obersten Baubehörde. Ende 2018 dann die Zusage aus München: Wenn Mellrichstadt den Kreisverkehr in kommunaler Sonderbaulast angeht, winkt eine Förderung von bis zu 80 Prozent. Die Stadt übernahm die Verantwortung für die Planung, den Grunderwerb und den Umbau der Kreuzung in einen Kreisverkehr. Mit der Verkehrsfreigabe geht die Straßenbaulast nun wieder auf die Straßenbauverwaltung zurück.
Bürgermeister Streit bedankte sich bei allen Behördenvertretern, die ihn bei diesem Vorhaben unterstützt hatten, zudem beim Planungsbüro Zehe und natürlich bei den Mitarbeitern der Firma Strabag (Schwarzach), die deutlich unter dem Zeitplan für die Fertigstellung des Kreisels geblieben ist. "Was die Truppe hier geleistet hat, hat unsere Erwartungen weit übertroffen", lobte der Stadtchef die Bauarbeiter. Dankesworte galten auch den Vertretern des Überlandwerks Rhön, der Bayerischen Rhöngas GmbH und des Wasserzweckverbands Mellrichstädter Gruppe für das unproblematische Verlegen der nötigen Versorgungsleitungen. Und auch das städtische Bauamt mit Leiter Christian Roßhirt sowie die Mitarbeiter des Bauhofs haben ihren Anteil am guten Gelingen rund um die Baustelle.
Neuer Kreisel: Geld ist gut angelegt
Den kirchlichen Segen für die neue Verkehrsanlage erteilte Pfarrer Thomas Menzel, der auch im Sinne der Ökumene im Namen des evangelischen Stadtpfarrers Andreas Werner sprach. Baudirektor Stefan Arzberger von der Regierung von Unterfranken lobte im Anschluss das gute Miteinander der Behörden bei der Baumaßnahme und legte schließlich Zahlen auf den Tisch: Über 700 000 Euro wurden in den Kreiselbau investiert, wobei Mellrichstadt eine pauschale Fördersumme von 530 000 Euro erhält. "Das Geld ist gut angelegt", befand der Baudirektor mit Blick auf das Rondell.
Michael Fuchs, Leiternder Baudirektor am Staatlichen Bauamt Schweinfurt, konnte da nur zustimmen. "Die Stadt investiert in die Zukunft, und wie wichtig das Projekt ist, zeigt auch, dass Autos hier schon durchfahren, obwohl die Straße noch gar nicht freigegeben ist."
Landrat wünscht sich mehr Kreisel
Landrat Thomas Habermann erinnerte an die deutsche Geschichte, als vor 30 Jahren an genau dieser Stelle tausende Trabis auf der damaligen B 19 fuhren. "Seit damals hat die Region gewaltige Veränderungen erlebt." Dass nun ein Kreisverkehr im einstigen Kreuzungsbereich für fließenden Verkehr und mehr Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer sorgt, war dem Kreischef ein großes Lob wert. Er würde sich auch für Bad Neustadt weniger Ampeln und dafür mehr Kreisel wünschen, sagte er auch mit Blick auf die aktuelle Klima-Diskussion. Die Vertreter der Straßenbaubehörde spitzten schon mal die Ohren.
Was die Bepflanzung der Verkehrsinsel in der Kreiselmitte betrifft, ist laut Bauhof-Vorarbeiter Manfred Reder noch keine Entscheidung gefallen. Sicher ist, dass im Norden der Stadt keine Steinwüste entsteht, sondern dass es grünen und blühen wird. Ein Paradies für Insekten. Landrat Thomas Habermann hatte zudem noch einen ganz speziellen Tipp für die Mellrichstädter parat: Da sich Stadtchef Eberhard Streit für seinen Kreisel jahrelang schwer ins Zeug gelegt hat, könnte man ihm zum Ende der Amtszeit eine Statue im Innern setzen. "Das wäre doch eine schöne Idee", sagte der Kreischef verschmitzt.
Unter dem Applaus der Bürger schnitten der Stadtchef sowie zahlreiche Mitstreiter schließlich das symbolische Band durch, die Bauhofmitarbeiter räumten die Schilder weg und schon lief der Verkehr rund am nördlichen Kreisel. Im Feuerwehrhaus gab es anschließend Freibier und Bratwürste für die Mellrichstädter und ihre Ehrengäste. Dafür gab es am Ende begeisterten Applaus.