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Salz
Margit Derleth ist das Herz des Derleth-Hofs in Salz: Mit ihrer Energie und Kreativität hält sie alles am Laufen
Margit Derleth jongliert Hofarbeit, Backkunst und Sprachunterricht mit Leichtigkeit. Ob in der Küche auf dem Hof, sie weiß ihre Kraft sinnvoll einzusetzen.
Margit Derleth backt jeden Donnerstag bis zu 100 Kuchen für das Wochenende in ihrem Holzbackofen.
Foto: Markus Büttner | Margit Derleth backt jeden Donnerstag bis zu 100 Kuchen für das Wochenende in ihrem Holzbackofen.
Markus Büttner
 |  aktualisiert: 23.04.2025 13:32 Uhr

Margit Derleth aus Salz ist ein wahres Energiebündel. Sie ist es, die am gleichnamigen Naturlandhof an der Hauptstraße alles und alle zusammenhält. Sie ist das Herz und für die Seelen verantwortlich. Über eine Frau, die ihre Kraft und ihre Zeit lieber einsetzt, als sie zu vergeuden.

In der Backstube herrscht an diesem Frühlingstag emsiges Treiben. Noch kurz das Mehl von den Händen klatschen, über den Hof sausen, ein kurzer Blick in den Holzofen, aus dem der Duft von acht frischen Blechkuchen strömt.

Am Morgen hat sie schon rechtzeitig geschürt. Die Zeit und die perfekte Temperatur hat sie im Gefühl. Mit einer beeindruckenden Leichtigkeit bäckt sie mit ihren Helferinnen jeden Donnerstag zwischen 60 und 100 Kuchen für das Wochenende. Fast immer sind die Kuchen komplett ausverkauft.

Das Mehl dafür stellen die Derleths selbst her, die Eier sind aus dem eigenen Hühnermobil. Der Rest aus regionalem Anbau. Eben, was gerade Saison hat. Mal Johannisbeeren, mal Äpfel. Ihre hausgemachten, schwäbischen Seelen sind wie warme Semmeln. Und gehen deshalb auch so weg.

Fast immer sind die Kuchen komplett ausverkauft.
Foto: Markus Büttner | Fast immer sind die Kuchen komplett ausverkauft.

Biolandwirtin aus Überzeugung seit 1989

Keine Woche ist auf einem Bauernhof und auch bei Margit gleich. Genau deshalb braucht es eine gute Struktur. Und die haben die Derleths. "Bei uns hat jeder am Hof genau seine Aufgaben. Das hilft." Schon 1989 hat sie mit ihrem Mann Alfred auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Sohn Michael und Schwiegertochter Uli führen den Hof seit 2005 in sechster Generation.

Ohne Margit geht dennoch nichts. Ihre Tätigkeitsbereiche sind die Küche und die Backstube, der Eierschrank, die Blumendekoration und ab Mai wieder das Hofcafé. Sie sorgt dafür, dass alle am Hof immer etwas zu essen bekommen. "Ich bin die Kreativität, die anderen die Realität", sagt sie schmunzelnd. Margit hat immer etwas im Kopf. Neue Ideen und Erledigungen. Listen erstellen und abhaken, Verbesserungsvorschläge und sinnvolle Veränderungen. Rastlos ist sie dennoch nicht.

Auch der geräumige und gut sortierte Hofladen, den sie nach großem Umbau Weihnachten 2020 wiedereröffnet hatten, ist – inklusive dessen Buchhaltung – Margits Angelegenheit. Ordentlich aufgeräumt und sauber strukturiert gibt es dort neben eigenen Produkten wie verschiedenen Mehlen und zehn Kartoffel-Sorten, Dinkelreis, Eiern sowie Gemüse und Bio-Waren anderer Bauernhöfe. Freitags steht Margit selbst hinter der Verkaufstheke.

Wie macht sie das? "Ich habe 24 Stunden am Tag, wie jeder andere. Und wenn es nicht reicht, dann mache ich es eben nachts. Dazu mache ich das, was ich mache, mit Freude und voller Überzeugung. Ich bin froh, dass ich Arbeit und Aufgaben habe, dass ich gebraucht werde und etwas bewirken kann."

Kochen und Backen mit den Kindergartenkindern

Gewirkt hat sie auch 27 Jahre im Mühlbacher Kindergarten als Leitung. Den Bauernhof hat sie in dieser Zeit nebenbei gemacht. Gemeinsam mit den Kindergartenkindern zu kochen, zu backen und ihnen gesunde Ernährung näherzubringen, sei für sie dabei das Schönste und Wertvollste gewesen. Seit 2018 ist sie in Rente und legt seitdem den Fokus auf den Bauernhof. Jedoch nicht nur.

Gehen weg wie warme Semmeln: Die selbstgebackenen Seelen von Margit Derleth.
Foto: Markus Büttner | Gehen weg wie warme Semmeln: Die selbstgebackenen Seelen von Margit Derleth.

50 Jahre nach ihrem Frankreich-Schüleraustausch hat sie sich, bei einer Fahrt in Bad Neustadts Partnerstadt Falaise neu in die französische Sprache verliebt. Seitdem lernt sie fleißig jeden Tag Vokabeln und nimmt regelmäßig Unterricht. "Wäre ich in der Schule so fleißig gewesen, hätte ich nur Einser geschrieben." Frankreich hat sie gepackt. Im vergangenen Jahr war sie sogar auf einer zweiwöchigen Sprachreise in Aix-en-Provence. Ein junger Amerikaner, der dort ihrem Referat über "l'agriculture biologique" lauschte, war so begeistert über die Arbeit der Derleths, dass er im Sommer zum Praktikum nach Salz kommt.

"Ich habe noch so viel Kraft"

Margit ist Basis, Anlaufstelle und gute Seele am Naturlandhof Derleth. Bei ihr laufen die Fäden zusammen. All die Plackerei und Unsicherheiten, die so ein Hof mit sich bringt, machen ihr nichts aus.

Auf die Frage eines Freundes, warum sie immer noch so viel arbeite und nicht mehr Freizeit verbringe, antwortet sie lässig-selbstbewusst: "Ich habe noch so viel Kraft, es wäre doch schade, wenn ich die vergeuden würde, oder?" Dann holt sie für heute das zehnte und letzte Blech aus dem Ofen. Die Hitze beschlägt kurz ihre Brille. Mit einem zufriedenen Blick zählt sie noch einmal durch und sagt glücklich: "Achtzig Kuchen."

 
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