Wer bisher noch nicht mit dem Gedanken spielte, eine Reise Richtung Osteuropa zu machen, könnte nach dem interessanten Vortrag von Margarete Voll glatt mit der Planung beginnen. Die gebürtige Bischofsheimerin startete in Stuttgart mit einer knallroten Vespa Primavera auf ihre Reise Richtung Odessa. Bis zu ihrem Ziel am Schwarzen Meer wollte sie laut ihrer Planung 2500 Kilometer zurücklegen, am Ende wurden es sogar 3500 Kilometer, die sie durch acht Länder führten.
Begleitet wurde sie von ihrer Reisegefährtin Mechthild Neuberger und zusammen hatten die beiden noch 15 Kilogramm Gepäck auf dem Roller dabei. Für die Reise hatten sie sich ganze zwei Monate Zeit genommen und die täglich zurückgelegte Strecke sollte nicht länger als 60 Kilometer sein, damit genügend Zeit für die "kleinen Abenteuer am Straßenrand" blieb.
Warnung vor den fremden Ländern
Familie und Freunde hatten beide vor der Abreise in den Osten Europas gewarnt, vor Dieben, korrupten Polizisten, schlechten Straßen und rücksichtslosen Lkw-Fahrern. Mit diesen "guten Wünschen" machten sich beide mit ihrem roten Roller auf den Weg.
Als die beiden Frauen ihr Reiseziel erreicht hatten, konnten sie von vielen schönen Erlebnissen auf ihrer Tour berichten und über die Tipps vor der Abreise nur den Kopf schütteln.
Kultur und Menschen begeisterten die Reisenden
Architektonische Prachtbauten zeugten von der großen Geschichte der bereisten Städte, die teilweise zum Weltkulturerbe gehören. Sie besichtigten Museen, die durch ganz andere Art der Ausstellung begeisterten, als aus unseren Regionen bekannt. Sie besuchten Folklorefeste und kamen zu einem Erntedankfest hinzu. Und der markante rote Roller wurde sogar zum Fotomotiv eines Brautpaares.
Tschechien erlebten die beiden Frauen als das Land der Weltkulturerbe, hier gönnten sie sich eine Paddeltour auf der Moldau und erlebten dort unter anderem die Weltstadt Krumau, von der sie zuvor noch nie gehört hatten, mit unzähligen Besuchern aus Asien und Amerika. Die Slowakei hingegen betitelten die beiden als das Land der Nationalparks. In der Hohen Tatra trafen sie bei ihren Wanderungen auf Lastenträger, die sogenannten Tatra-Sherpas, die auf ihrem Rücken Lasten mit 100 Kilogramm auf die Berge transportierten. Sie versorgen die Berghütten, die wiederum die Touristen verköstigen, die teils mit der Seilbahn hinauffahren.
Mit der Vespa durch den größten Weinkeller Europas
Die Straßen auf ihrer Reise waren oft nicht in bestem Zustand. "In Czernowitz habe ich gelernt, mit 10 km/h und Mechthild hinten auf dem Roller durch die maroden Straßen zu fahren", erzählte Margarete Voll nicht ohne Stolz und ein entsprechendes Beweisfoto zeigt sie bei ihrem Bildervortrag, welches die Zuschauer und Zuschauerinnen die Köpfe schütteln lässt.
Rumänien war für die beiden Reisenden das Land mit den freundlichsten Menschen, Moldawien bestach durch seine weiten Fernen. Dort besuchten sie den größten Weinkeller Europas, in dessen unterirdischen Gängen sie sogar mit dem roten Roller fahren durften. Und in Odessa schließlich residierten sie in einer prachtvollen, 200 Quadratmeter großen Ferienwohnung.
Ukrainischer Wein in Rhöner Fässchen
Kultur und Geschichte von Ländern und Städten, das Leben von Menschen und ihre Schicksale haben Margarete Voll und Mechthild Neuberger kennengelernt. In ihrem Vortrag berichtet Margarete Voll lebendig, unterhaltsam und in ausgewogener Mischung über diese Reise und macht Lust auf mehr.
Sie trafen auf überraschend viele Deutschsprachige, die Verständigung war, auch ohne das Beherrschen der Landessprache, kein Problem. Die Frauen genossen die Reise und die kuriosen Erlebnisse, wie zum Beispiel am geographischen Mittelpunkt Europas in der Ukraine, wo sie an einem Verkaufsstand ein Fässchen Kreuzbergbier stehen sahen. Überraschung: Darin war kein Klosterbier, sondern eine regionale Weinspezialität.
Gerne blieben die Besucher im Anschluss an den Vortrag im Bischofsheimer Rentamt noch etwas und es entstanden viele anregende Unterhaltungen. Margarete Voll hatte für die Besucher Wein und Sekt aus Moldawien bereit gestellt und ein Fässchen Klosterbier mit echtem Kreuzbergbier durfte natürlich nicht fehlen.