Wie von den Mellrichstädter Stadträten von der CSU/Die Grünen-Fraktion erhofft, kamen am Mittwoch viele Bürger zu einer offenen Fraktionssitzung in die Gaststätte am Marktplatz. Das Thema traf offensichtlich den Nerv vieler Mellrichstädter: „Was tun mit dem Loose-Areal und den Grünanlagen zwischen Bahnhofweg und südlicher Friedenstraße?“ Dementsprechend war der Versammlungsraum proppenvoll.
Nach den Erfahrungen rund um die Diskussion für ein Ärztehaus am Alfons-Halbig-Platz wolle man dem Vorwurf vorbeugen, dass die Öffentlichkeit nicht genügend informiert wird, machte Frank Vetter, CSU-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, eingangs deutlich. „Die Bürger und besonders die Anlieger sollen mit ins Boot genommen werden.“ Bei der in dieser Form neuartigen Fraktionssitzung ging es aber nicht nur um Information, sondern auch darum, zu erforschen, welche konstruktive Vorstellungen die Bürger selber haben, um diese in die weiteren Überlegungen im Stadtrat aufzunehmen.
Vorschläge für eine Gestaltung
Vetter zeigte zunächst einige Bilder von dem großflächigen Bereich, das in Mellrichstadt pauschal als „Loose-Areal“ bezeichnet wird. Das in der Planung vorgesehene Gebiet liegt im Auenbereich des Malbachs und grenzt unmittelbar an den südöstlichen Teil der Altstadt bei der Stadtmauer an. Es ist mehrfach unterteilt, in die Flächen bei der nun leerstehenden Gärtnerei Loose, angrenzende Flächen, die in das Konzept eingefügt werden können, und das Areal der Kleingärten. Vetter zeigte auch den vom Architekturbüro Franke & Messmer aus Emskirchen ausgearbeiteten Bebauungs- und Gestaltungsplan, der dem Stadtrat in der Sitzung am 3. Mai vorgestellt wurde.
Vetter zitierte dazu aus dieser Stadtratssitzung, wo mögliche Varianten der Gestaltung aufgezeigt wurden: etwa der Bau von Einfamilienhäusern oder ein Geschosswohnungsbau, und ein Quartiersparkplatz mit 25 Stellplätzen. Weiterhin sehe der Planentwurf eine Neuordnung der Schrebergärten im Bereich des Freibads vor. Zudem könnte in dem Bereich auch ein Kinderspielplatz entstehen. Bürgermeister Eberhard Streit hatte aber dazu klar gemacht, dass nicht alle von dem Entwurf einbezogenen Flächen im Besitz der Stadt sind. Das alles seien bislang unverbindliche Vorschläge.
Noch ist nichts beschlossen
Markus Groenen (CSU) betonte beim Gedankenaustausch mit den Bürgern, dass von diesem Plan eine Art suggestive Wirkung ausgehe, weil nun viele Bürger schon von einer Bebauung mit Wohnhäusern geradezu ausgehen. Das sei aber noch in keiner Weise festgelegt. Außerdem könne immer nur von den Flächen gesprochen werden, die sich im Besitz der Stadt befinden.
Vetter ermutigte die Anwesenden, ihre Ideen, Bedenken und Vorschläge vorzutragen. Hellfried Bachmann trat als Sprecher einiger Anlieger in der Gartenstraße auf, er hatte ein Zehn-Punkte-Papier ausgearbeitet, das er den Stadträten zur Verfügung stellte. Ihm und seinen Nachbarn geht es darum, dass auf jede Art von Bebauung verzichtet wird und die Flächen als Grünareale erhalten werden. Durch das Anpflanzen von Bäumen und Büschen in den jetzt brachliegenden Bereichen würde der Grüngürtel um die Stadt vergrößert. Mit Bänken, Wasserspielanlagen, einer Beleuchtungsanlage am Bahnhofweg und der Umgestaltung des Heizhauses in ein städtisches Backhaus könne hier ein Naherholungsgebiet direkt an der Stadtmauer entstehen, schlug er vor.
Bebauung oder Grünflächen?
Diese Tendenz zu einem reinen Grüngebiet wurde von vielen anderen Bürgern unterstützt. Karl-Peter Sturm forderte, dass die Stadt ein anderes Architekturbüro beauftragen sollte, um einen Neugestaltungsentwurf ganz ohne Hausbebauung auszuarbeiten. Dem gingen Überlegungen voraus, welche Beeinträchtigungen eine solche Bebauung mit sich brächte – in der Hauptsache, dass eine Zufahrt als allgemeine Straße benutzt werden könnte, mit einhergehender Lärmbelästigung. Doris Knahl als Anliegerin argumentierte zudem, dass die Stadt jetzt die Chance habe, einen Raum der Stille zu schaffen, wo Ruhe Suchende Energie auftanken könnten. Zu bedenken sei auch, dass es mit dem Bau von Wohnhäusern ja nicht getan sei, es müssten auch die Kanalisation, die Strom- und Gasversorgung und der Hochwasserschutz bedacht werden.
Bedenken gab es zudem, dass der schöne Blick bei einer Bebauung gestört werden würde, wenn man von Bahnhof her zur Stadt geht. Karl Groenen bezeichnete es gar als „Wahnsinn“, ein so schönes Areal für Parkplätze zu verbrauchen. Bernhard Ledermann erläuterte, unter welchen Bedingungen die Stadt für die Neugestaltung Fördergelder erschließen könnte, auch dann, wenn das Areal als eine Art kleine Landesgartenschau unter dem Motto „Natur in der Stadt“ ausgebaut werden würde. Dies sei grundsätzlich möglich. Kurt Mültner empfahl, sich in anderen Städten, etwa in Coburg, Anregungen zu holen. Markus Groenen brachte in die Diskussion den Begriff „Garten-Flurbereinigung“ ein, der sich auf eine Neuverteilung der Kleingärten bezog. Ein Spielplatz vertrüge sich vermutlich nicht gut mit Wohnhäusern, weil viele Mieter den Lärm der Kinder nicht tolerieren würden.
Parkplätze für Städter?
Einige der Anwesenden machten aber auch Vorschläge, wie und wo Parkplätze angelegt werden könnten. Elmar Hiltrop konnte sich vorstellen, dass diese an Interessenten verkauft werden. Ähnlich sah es Brigitte Proß vom Verein „Aktives Mellrichstadt“. Sie habe durchaus ein „grünes Herz“, sagte sie, aber für Bewohner der Innenstadt wären Parkplätze in der Nähe der Bauerngasse vorteilhaft. Für Christel Heid wären einige wenige Häuser im Bereich des Bahnhofwegs in der Nähe zum Postgebäude durchaus vorstellbar. Der Verkauf entsprechender Grundstücke würde dem Stadtsäckel gut tun. Auch Benjamin Schultheiß war der Meinung, dass Mellrichstadt einen gewissen Verlust an Grünflächen verkraften könnte, da rings um die Altstadt viele andere Grünareale vorhanden sind.