Zum Artikel "Die Rhön-Klinikum AG steigert ihren Umsatz" vom 9. August 2024 erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
"Krankheit als Geschäftsmodell" ist an sich keine neue Idee, aber in dieser extremen Ausprägung bemerkenswert. Wie Frau Kunzmann in ihrem Artikel schreibt, steigerte die Rhön-Klinikum AG ihren Umsatz im letzten Halbjahr um 6,5 Prozent. Der Gewinn stieg aber zeitgleich um 68,9 Prozent. Man hat also aus kranken Patienten mehr als das Zehnfache "herausgeholt" als vorher. Wie das geht, durfte ich heute selbst erleben: als Patient im Campus Bad Neustadt.
Ich kam mit einer Überweisung vom Hausarzt. Es sollte ein MRT von der LWS gemacht werden. Da ich extrem starke Schmerzen hatte, bat ich, dies als Notfall zu behandeln und mich möglichst heute noch dran zu nehmen. Doch es war nichts zu machen. Die Saale-Radiologie behandelte mich nicht. Sie wollte mir einen Termin für September geben. Ich erklärte nochmals, dass ich starke Schmerzen habe und ich so nicht bis September warten könne. Doch ich wurde wieder nach Hause geschickt.
Mittags kam ich nochmals mit meiner Frau, die einen Termin für ein MRT des rechten Beins wegen eines Bänderrisses hatte. Ein Arztgespräch, das den Befund erläuterte, gab nicht. Die Saale-Radiologie hat einen neuen Inhaber, der das Arztgespräch für Kassenpatienten direkt gestrichen hat. Privatpatienten bekommen es selbstverständlich weiterhin. Eine nochmalige Nachfrage meinerseits, ob es nicht möglich wäre, bei mir ein MRT zu machen, wurde negativ beschieden. Wenn ich so starke Schmerzen hätte, müsse ich eben in die Notaufnahme. Genau dies machte ich am Nachmittag.
In der Notaufnahme bekam ich zunächst eine Triage, eine Ersteinschätzung von einer Krankenschwester. Ich schilderte meine Schmerzen in der linken Wade und äußerte eine Vermutung zur möglichen Ursache. Die Möglichkeit, eine Cortison-Spritze direkt in den Entzündungsherd zu geben und die Schmerzen damit aufzulösen, beschied die Schwester mir negativ mit dem Satz: Das bieten wir nicht an. Ein hinzugezogener Unfallchirurg erklärte: Es Müsste ein MRT vom Knie gemacht werden, was heute nicht mehr möglich sei. Vielleicht am Montag, hieß es. Der Arzt hat mich weder untersucht, noch hat er mich behandelt. Er schickte mich einfach weg.
Die ursprüngliche Idee, Arzt zu werden, um kranken Menschen zu helfen, ist offenbar völlig verloren gegangen zugunsten der Gewinnmaximierung von Privatkliniken. Ein sehr trauriges Bild einer früher einmal sozial organisierten Gesellschaft. Der Staat hätte eigentlich die Fürsorgepflicht für seine Bürger, nimmt sie jedoch nicht wahr.
Peter Picciani
97631 Ipthausen