Wenn die Rhön zum Winterwunderland wird, zieht es die Massen auf die Pisten und in die Loipen. Wer über eine gute Ausrüstung verfügt, kann sich direkt ins Skivergnügen stürzen. Einsteiger müssen sich Ski, Stöcke und Schuhe kaufen oder leihen. Doch das ist derzeit leichter gesagt als getan. Die Nachfrage ist immens, doch was gibt der Markt noch her? Wie sieht die Lage in Sportgeschäften in Mellrichstadt und Bischofsheim aus?
Mirjam Stürmer von Intersport Stürmer in Mellrichstadt sieht ihr Sportgeschäft in der Abteilung Alpin gut aufgestellt. Einsteiger und Fortgeschrittene finden das passende Equipment, auch Leihskier sind ausreichend vorhanden. "Die Nachfrage ist groß", sagt sie, insbesondere seit Skispaß in der Rhön möglich ist. Zudem wird bei Stürmer ein Ski-Service angeboten, der ebenfalls sehr gut angenommen wird.
Wie sieht es im Bereich Langlauf aus?
Anders sieht es im Bereich Langlauf aus. Viele Kunden würden sich gern ein Komplettpaket, bestehend aus Ski, Schuhen und Stöcken, kaufen, doch die Regale sind ausgesucht, die Lieferungen lassen auf sich warten. "Die Liefertermine mancher Hersteller wurden bereits auf Mai verschoben", sagt Mirjam Stürmer. Und Vorbestellungen für die nächste Saison werden noch gar nicht angenommen.
Bereits in der vergangenen Saison war der Run auf die Sportgeschäfte dank bester Schneelage in der Rhön groß. Die Chefin des Sportgeschäfts in Mellrichstadt hatte daher für diesen Winter ein hohes Kontingent an Wintersportausrüstung vorbestellt. Das habe sich zunächst ausgezahlt, doch jetzt sind die Lager nahezu leer. "Eigentlich wollten wir erstmals einen Verleih von Langlaufskiern anbieten und hatten entsprechend vorgesorgt. Doch mittlerweile haben wir das ganze Kontingent verkauft", verweist Mirjam Stürmer auf die immense Nachfrage.
Welche Ski sind gefragt?
In der kommenden Woche hofft sie nun auf eine neue Lieferung. Gefragt sind zurzeit vor allem Cruiser, mit denen Sportfreunde direkt hinter dem Haus im Schnee mit einer Tour starten können. "Diese Ski sind kürzer und breiter und eigenen sich gut für Allrounder", so Stürmer. Skating-Ski sind überwiegend bei jüngeren Nutzern gefragt, am beliebtesten ist ihrer Erfahrung nach derzeit die klassische Variante.
Für die nächste Saison will die Inhaberin, sobald es möglich ist, wieder großzügig vorbestellen. "Vielleicht können wir dann im kommenden Winter mit unserem Verleih starten." Für die Alpinski läuft der Verleih im übrigen bei Intersport Stürmer bis nach Ostern weiter. Wer also kurzentschlossen auf die Piste möchte, kann sich noch mit Ski und Schuhen eindecken.
Warum waren die Lager so schnell leer?
"Unser Lager war schon im vergangenen Jahr ausverkauft", sagt Nicolas Schmiedel, Chef von Sport Walter in Bischofsheim. Da die Lifte in den Rhöner Skigebieten trotz bester Schneelage 2021 coronabdingt nicht öffnen durften, haben sich die Leute auf Langlauf fokussiert. "Und gemerkt, wie viel Spaß das macht", weiß Schmiedel aus vielen Gesprächen mit Kunden.
Wer erst einmal mit alten Langlaufski, die seit Jahren im Keller standen, unterwegs war und Spaß am Outdoorsport gefunden hat, wollte schließlich in eine moderne Ausrüstung investieren. Doch das Angebot war schnell vergriffen, und heuer sieht es ähnlich aus. Denn wer im vergangenen Jahr nicht zum Zug kam, war diesmal einfach früher dran. Entsprechend gut lief das Geschäft schon zu Beginn der Saison. "Im November war schon nichts mehr da", beschreibt Schmiedel die Lage.
Wo liegen die Probleme bei der Lieferung?
Das Problem: Es kommt viel zu wenig Ware nach. Insbesondere im Bereich Langlaufschuhe gebe es einen Engpass in der Lieferkette. Hier schlagen zwei Faktoren durch, die derzeit auch in anderen Branchen für Engpässe sorgen: Materialknappheit und Containerprobleme. "Die Langlaufschuhe werden vorwiegend in Asien produziert. Wir hatten im vergangenen März Ware bestellt und sollten Ende Oktober beliefert werden. Wenn wir Glück haben, kommen die Schuhe in diesem März bei uns an", so Schmiedel.
Wann sich das Lager seines Geschäfts am Fuße des Kreuzbergs wieder füllt, gleiche derzeit einem Blick in die Glaskugel. Und auch Begleitartikel werden langsam knapp. "Ein Pflegespray für die Ski kann ebenfalls nicht geliefert werden, weil diverse Inhaltsstoffe nicht verfügbar sind."
Wie hat sich der sportliche Fokus verändert?
Die Hersteller haben den Ladeninhaber beizeiten vor die Wahl gestellt, ob er seine Bestellungen angesichts der Lieferengpässe stornieren möchte. Das hat Nicolas Schmiedel abgelehnt. Denn zum einen ist die Nachfrage ungebremst groß, zum anderen werden die Sportartikel auch teurer. "Ein Langlaufschuh, der bislang 90 Euro gekostet hat, kostet jetzt 100 Euro", sagt er.
Doch nicht nur Verfügbarkeit und Preise, auch der sportliche Blickwinkel hat sich in den Corona-Jahren verändert. "Das sportliche Fahren mit Skating-Skiern stand jahrelang bei den Kunden im Fokus. Das ist nun anders. Viele Neu- oder Wiedereinsteiger fangen mit dem klassischen Langlauf an", so Schmiedel. In seinem Sportgeschäft sind vor allem sogenannte Fellski gefragt, die gute Gleiteigenschaften haben und Halt beim Abdruck geben. Hier sind vor allem die Damengrößen vergriffen. "Beim Langlauf sind zurzeit viele Frauen am Start", ist seine Erfahrung.
Warum sind auch die Verleihski weg?
In den letzten Tagen und Wochen haben ihm die Kunden die Türen eingerannt. Und auch das Telefon steht nicht still. Dabei fragen nicht nur Kunden an, ob es noch Skiausrüstung gibt, sondern auch Händler aus Österreich und Frankreich, die auf der Suche nach Nachschub sind. Sein Kundenstamm hat sich schon deutlich erweitert, auch über Würzburg und Schweinfurt hinaus. "Kürzlich rief ein Mann aus Frankfurt an, ob ich noch Ski im Laden habe", so der Chef von Sport Walter. Nicolas Schmiedel hatte da just eine kleine Lieferung bekommen. "Halten Sie sie fest, ich bin in zwei Stunden da", sagte der Frankfurter und setzte sich sofort ins Auto. Das passiert dem Rhöner Langlaufspezialisten auch nicht alle Tage.
Nicolas Schmiedel hofft darauf, dass er seine Lager bis zur nächsten Saison wieder komplett auffüllen kann. Auch, was seinen Verleihservice betrifft. Denn die rund 200 Ausrüstungen, die er üblicherweise an die Kunden verleiht, hat er bereits in der vergangenen Saison aufgrund der großen Nachfrage verkauft. "Und von der Nachbestellung ist nichts bei uns angekommen."
Kommen noch neue Lieferungen?
Im Alpinbereich hat der Fachmann ebenfalls eine starke Nachfrage verzeichnet, neue Ware muss ins Haus. "Der Wintersport lockt die Massen", sagt Nicolas Schmiedel, und ganz besonders, wenn die Rhön ebenfalls beste Bedingungen bietet. Und der Winter ist ja noch nicht vorbei. Wer wissen will, ob neue Lieferungen angekommen sind, um sich ins Sportvergnügen zu stürzen, schaut am besten von Zeit zu Zeit in den Geschäften vorbei. Ansonsten bleibt nur warten und auf die neue Saison hoffen.