Die bayerischen und damit auch die Rhöner Skiliftbetreiber sahen sich bereits mit einem großen Handicap in die Saison starten. 2G plus hatte die Staatsregierung für sie vorgeschrieben. Nun wich die Sorge der Erleichterung. Am Dienstag kippte das bayerische Kabinett die 2G plus-Regelung und milderte sie in 2G ab. 2G plus hätte für die Skigebiete bedeutet, dass nur Geimpfte und Genesene mit einem zusätzlichen negativen Test auf den Pisten erlaubt gewesen wären. Der Coronatest, das Plus, entfällt jetzt nach der aktuellen Entscheidung.
Ebenfalls im Kreuzfeuer der Kritik stand die Vorgabe, dass die Lifte nur zu 25 Prozent ausgelastet werden dürfen. Damit hätten die Liftbetreiber nur jeden zweiten Bügel mit einer Person oder jeden vierten Bügel mit zwei Personen besetzen können. Nach Auskunft des Rhöner Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner wird für Schlepplifte diese Einschränkung wegfallen – für Gondeln müssen noch Regelungen getroffen werden. Unmittelbar nach der Kabinettssitzung überbrachte er Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert die gute Nachricht. "Es freut mich sehr, dass eine Lösung gefunden wurde, die praktikabel und für die kleinen Betriebe in der Rhön von Vorteil ist", sagt Kirchner gegenüber dieser Zeitung.
Was sagt der Verband deutscher Seilbahnen und Schlepplifte?
Der Verband deutscher Seilbahnen und Schlepplifte hatte erschrocken auf die vorherigen Beschlüsse reagiert. "Das ist der Todesstoß für uns", so dessen Präsident Matthias Stauch. Ein wirtschaftlicher Betrieb sei unter solchen Bedingungen nicht möglich. Auch in den sozialen Medien kursierte der Satz "2G plus: Der Tod für die Schlepplifte in der Rhön!". Im vergangenen Jahr fiel in der Rhön der Skispaß trotz traumhafter Bedingungen aus. Umso größer war in diesem Jahr die Hoffnung, die Lifte laufen lassen zu können. Das soll nun geschehen, und zwar mit Maskenpflicht, Abstandsgebot und 2G. Das heißt, wer Skispaß haben möchte, muss geimpft oder genesen sein.
Was freut Matthias Adrian besonders?
"Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen." So die Reaktion von Matthias Adrian, Skiliftbetreiber am Arnsberg, auf die jüngsten Beschlüsse des Kabinetts. In 2G plus hatte er nicht so das Problem gesehen. "Wir müssen eh kontrollieren. Ob 2G oder 2G plus, es kommt auf dasselbe raus." Kritischer sah er die 25-prozentige Auslastung. "Die Warteschlange wäre immer länger geworden und die Leute wären zusammengerückt. Das hat mir schon Sorgen bereitet", so Adrian. "Es ist schön, dass sich die Politik über ihre eigenen Vorschriften Gedanken gemacht und gesehen hat, dass sie nicht so praxistauglich sind." Auch FW-Landtagsabgeordneter Gerald Pittner aus Bad Neustadt freute sich über diese Neuregelung. "Unsere Seilbahnbetreiber haben mir immer wieder gesagt, dass ein Skibetrieb unter diesen Umständen unwirtschaftlich ist“.
Und wo herrscht noch Unverständnis?
Unverständnis herrscht beim Arnsberglift-Betreiber nach wie vor über die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Regelungen. Im Nachbarland Hessen zum Beispiel gibt es kaum Beschränkungen – nur die Maskenpflicht und Abstandsregelung, noch nicht einmal 3G. Da werden so manche Skifahrer der Wasserkuppe oder dem Zuckerfeld den Vorzug geben, befürchtet Adrian.
Braucht es mehr Personal?
Der Skiliftbetreiber geht davon aus, dass er in diesem Winter wegen der Corona-Regeln doppelt so viel Personal brauchen wird wie sonst. Um die Auflagen einhalten zu können, wird es keine Punktekarten geben, sondern nur Halbtages- und Tageskarten. Die Impfnachweise werden bei der Kartenausgabe überprüft. Bei einer Punktekarte hätte bei jedem Abknipsen kontrolliert werden müssen. Um sicherzugehen, dass die Abstandsregeln (ein Bügel wird nur mit Personen aus einem Haushalt besetzt) eingehalten werden, muss auch am Einstieg eine Person stehen. Die Skihütten werden auf sein, allerdings nur Außen mit Essen und Getränken to go.
"Man muss das Beste daraus machen", bleibt Matthias Adrian optimistisch. Immerhin können die Lifte laufen, vorausgesetzt natürlich es gibt ausreichend Schnee. "Wie auf jede Saison, so freuen wir uns auch auf diese. Wir hoffen, dass die Skifahrer kommen und in der Rhön Skifahren möchten."
Mit welchen Gefühlen wird am Kreuzberg gestartet?
Auch am Kreuzberg reagiert man froh auf die aktuellen Nachrichten aus München. "Mir hat heute das Mittagessen geschmeckt", sagt Thomas Fuß in einem Gespräch. Mit 2G könne man leben. "Das hätte auch kein Mensch verstanden", meint er. "In Innenräumen von Gaststätten gilt 2G und draußen an den Schleppliften 2G plus." Wie sein Kollege vom Arnsberg so hat auch er mit Sorge die Folgen einer Auslastung von 25 Prozent gesehen. "Die Warteschlangen wären länger als sonst gewesen. Zwischen unseren Liftbügeln liegen 16 bis 22 Meter und in der Schlange muss man nur 1,50 Meter Abstand halten."
Aus den gleichen Gründen wie am Arnsberg wird es in diesem Winter auch am Kreuzberg keine Punktekarten, sondern nur Halbtages- und Tageskarten geben. Die Impfnachweise werden ebenfalls beim Kartenverkauf kontrolliert. Thomas Fuß hofft nun zunächst einmal auf genügend Schnee. "Ich kann ruckzuck starten."
Wie sieht es bei den hessischen Nachbarn aus?
Wie blickt man in Hessen dem Winter entgegen? Auf der Wasserkuppe ersehnt Betriebsleiter Florian Heitmann Naturschnee und kalte Temperaturen, damit wenigstens der Kunstschnee liegen bleibt. In Hessen werden Skilifte nach wie vor als Sportstätten eingestuft. Für sie muss lediglich ein "sportartspezifisches Hygienekonzept" vorliegen. Also nichts mit 3G oder 2G. Somit können auch Ungeimpfte die Skilifte benutzen, wenn nicht noch die hessische Corona-Schutzverordnung verschärft wird. Ist das gegenüber Bayern ein Wettbewerbsvorteil?
"Die Regeln können sich noch ändern", entgegnet Heitmann. Entscheidender sind für ihn die Höhe der Wasserkuppe und auch die umfassenden Beschneiungsmöglichkeiten. Am vergangenen Wochenende liefen bei fünf Zentimeter Naturschnee der Schlittenlift Wie-Li, der Kinderlift Zauberteppich und der Rhönbob. Für mehr reichte es noch nicht.
Für wann rechnet man auf der Wasserkuppe mit dem Start?
Florian Heitmann blickt mit einem besseren Gefühl der Saison entgegen, als letztes Jahr. Er glaubt nicht, dass noch irgendwann komplett geschlossen werden muss. "Wir hoffen jetzt auf Kälte und auf Frau Holle. Vielleicht können wir um den dritten Advent loslegen."