In der Rhön hat man sich zum Ziel gesetzt, Deutschlands "Wanderparadies Nummer 1"zu werden. Entsprechend viel wurde in den vergangenen Jahren in diesem Bereich investiert. Neue Wanderwege wie der Hochrhöner und seine Extratouren wurden ausgewiesen, das Wegenetz wurde aktualisiert und das Angebot gestrafft. Ähnliches ist im Bereich des Radwegenetzes geschehen beziehungsweise vorgesehen. Glaubt man den aktuellen Zahlen, ist die Rhön damit touristisch auf einem guten Weg. Sie hat sich zu einer touristischen Qualitätsregion mit nationaler und internationaler Bedeutung etabliert.
Auflagen und moderne Standards
Allerdings hat sich in der jüngeren Vergangenheit ein neues Problem entwickelt. Dieses betrifft die Wanderhütten und Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecken. Sie sind als Versorgungs- und Übernachtungsstandorte für eine Wander- und Freizeitregion unerlässlich. Sie verleihen der Region und dem Landkreis angesichts ihrer hohen Dichte und ihres Angebots bislang ein Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu manch anderen deutschen Mittelgebirgen. Allerdings mit der Einschränkung des "bislang".
Die meisten der bewirtschafteten Wanderhütten gehören Wandervereinen, in der Rhön vor allem den Rhönklub, der sie mit großem finanziellen und ehrenamtlichen Aufwand am Leben hält. Mit den bescheidenen Erträgen aus Verpachtung und Mitgliedsbeiträgen ist es inzwischen allerdings oft nicht möglich, Gästen moderne gastronomische Standards zu bieten und ihren gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Zudem erfordern neue rechtliche Auflagen in Bereichen wie Brandschutz oder Hygiene enorme Aufwendungen. Als Ergebnis dieser Entwicklungen hat sich trotz laufender Reparaturmaßnahmen bei einigen Hütten ein Sanierungsstau entwickelt, der von den ehrenamtlich geführten Vereinen alleine nicht mehr bewältigt werden kann.
Von öffentlichem Interesse
Hier sieht sich nun der Landkreis in der Pflicht. Wie in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses deutlich gemacht wurde, bekennt sich Rhön-Grabfeld "zu der herausragenden Bedeutung dieser Wanderhütten, deren Erhalt für die Attraktivität der Region als Wander- und Radwanderregion essentiell und damit von öffentlichem Interesse ist." Entsprechend sollen in den kommenden drei Jahren 400 000 Euro in den Kreishaushalt eingestellt werden. Auf Antrag könnten Vereine einen entsprechenden Zuschuss für die dringendsten Sanierungsmaßnahmen erhalten.
Viele Hütten seien einfach in die Jahre gekommen und eine Sanierung dringend erforderlich, begründete auch Landrat Thomas Habermann die Initiative des Kreises. Als Beispiel nannte er die Kissinger Hütte, deren Sanierung auch keine Aufgabe sei, die man der Gemeinde Sandberg auflasten könne. Auch die Zufahrt zum Schweinfurter Haus befinde sich in keinem guten Zustand, auch hier wäre eine Reparatur entsprechend teuer. Die Vereine sind seiner Ansicht nach langfristig nicht in der Lage, die Kosten für die Wanderhütten zu tragen.
Wie er bedauerte, habe der sich Rhönklub nicht durchringen können, eine Art Hüttenfonds anzulegen. Ihm sei bewusst, wie schwer es heutzutage sei, Vereinsbeiträge zu erhöhen. Aber zehn Euro pro Mitglied, "das sind gerade mal drei Weißbier", könnten als Hüttenzuschuss zusätzlich zum Jahresbeitrag einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der Wanderhütten leisten.
Toiletten am Rothsee
Habermann verwies auch auf ein Beispiel in der hessischen Rhön. Hier habe der Rhönklub die traditionsreiche Milseburghütte verkaufen müssen, da er die Mittel für die Sanierung nicht aufbringen konnte. Eine Privatisierung der Wanderhütten sah Habermann skeptisch, da sich dann der prägende Charakter der Einkehrmöglichkeiten ändern könnte. Die Ausschussmitglieder sahen die Problematik ähnlich und stimmten dem Vorhaben einhellig zu. Über die entsprechende Satzung soll nun noch der Kreistag entscheiden.
Unabhängig von der geplanten Fördersatzung für Wanderhütten, stand im Wirtschaftsausschuss ein konkretes Projekt zur Entscheidung an. Die Toilettenanlage bei der Fischerhütte am Rothsee ist dringend sanierungsbedürftig. An dem beliebten Ausflugsziel oberhalb von Bischofsheim fallen Kosten an, die der Fischerverein alleine nicht tragen kann. Das Gremium stimmte dem Vorschlag der Verwaltung zu, dafür 15 000 Euro bereitzustellen. Wie der stellvertretende Bischofsheimer Bürgermeister Egon Sturm bestätigte, beteiligt sich auch die Stadt Bischofsheim an den Kosten.