
Großen Zuspruch erhielt die Aktion "Kulturgut Kochen", die der Lions Club Bad Königshofen am vergangenen Samstag bereits zum achten Mal organisierte. In der Schulküche der Grabfeld-Schule trafen sich die insgesamt neun Kochteams aus zahlreichen Nationen bereits am Vormittag, um Spezialitäten ihrer Herkunftsländer zuzubereiten.
Die Idee zu diesem Projekt stammt von Christine Wehe-Bamberger. Jeder Migrant oder Geflüchtete muss fast all seine Habe in der Heimat zurücklassen. Kleidung, Haus, Möbel, Bücher, nichts davon kann man mitnehmen. Erschwerend hinzu kommt, dass das Erlernen einer neuen Sprache nicht jedem leichtfällt sowie die Anpassung an eine Kultur, die den meisten völlig fremd ist. Da ist es tröstlich, wenn wenigstens die Nahrung in gewohnter Weise zubereitet werden kann. Die Rezepte hat man im Kopf und der Geschmack gibt ein heimatliches Gefühl.
Die Aula der Grundschule war voll
Hier setzt das Projekt an. Über das gemeinsame Kochen und das anschließende Essen sollen die Kochenden, aber auch die Gäste, die zum Essen kommen, in einen Austausch miteinander kommen. Dass dieses Konzept aufgeht, durfte man auch diesmal wieder eindrucksvoll erleben. Das Essen musste von den Küchenräumen der Schule in diesem Jahr in die Aula verlegt werden, weil sich so viele Interessenten gemeldet hatten.

Die Veranstaltung wurde vom Lions Club in Kooperation mit Renate Knaut und ihrem Team des jukunet Bad Königshofen und der Grabfeld-Schule, deren Schulleiter Jürgen Seidenzahl die Aktion schätzt und unterstützt, durchgeführt. Für die Schule schaffte der Lions Club einen großen Grill, einen Pavillon, Kochplatten und mehrere Chafing Dishes (Behälter zum Warmhalten von Speisen) an, die als Grundausstattung für zukünftige Projekte und Schulfeste dienen sollen. Einiges davon fand bereits seinen ersten Einsatz bei dem Event.

Im Vorfeld gab es eine Menge zu tun. Kochteams verschiedener Nationalitäten mussten gefunden werden, Rezepte wurden ausgesucht, Einkäufe waren zu tätigen und nicht zuletzt brauchte es zahlreiche Helferinnen und Helfer zum Auf- und Abbauen, Spülen und Putzen.
Das sind die Köchinnen und Köche
Es kochten Samimi Nasibov und Rashad Pashayev (Aserbaidschan), Manzura, Selma Maier und Katharina Rerich (Tadschikistan), Tamana Yosufi, Zuhra Rahmani, Farima Nikmal und Shekiba Noori (Afghanistan), Mohamad al Naser und Moustafa Xano (Syrien), Viktoriia Tresselt und Vasili Tretiakov (japanisch/russisch), Selamawit Eyob, Debeassy Amanuel Habte und Merhawit Goitem Samuel (Eritrea), Nataliia Yefimenko, Olexandr Yefimenko (Ukraine), Ladan Mohamd Osman und Naimo Mohammad Hassan (Somalia) sowie als Vertreterinnen der fränkischen Küche Maria Hälker und Hildegard Scholz.

Diese Gerichte wurden aufgetischt
In der Küche herrschte bereits Stunden vor dem Essen ein reges Treiben. Die Zubereitung einiger Gerichte war sehr aufwändig. Bald brodelte es in den Töpfen und es roch intensiv nach allerlei Gewürzen. Ukrainische mit verschiedenen Zutaten gefüllte Crêpes, scharfe Hühnerspieße aus Eritrea, syrische Falafel, somalische Sambusas mit Fleisch und Zwiebeln, gefüllte Weinblätter aus Aserbaidschan, japanisch-russisches Sushi, afghanische Kofta, ein fränkischer Pichelsteiner Eintopf und vieles mehr wurde gekocht.
Besonders beeindruckte eine Teilnehmerin aus Tadschikistan, die ihre Teigstücke gekonnt mit einem Küchengerät aus ihrer Heimat zu dünnen Fladen ausrollte, das entfernt an einen Besenstiel erinnerte und in ihrer Heimat in jedem Haushalt zu finden ist. Eines besseren belehrt wurde, wer dachte, dass in den mitwirkenden Nationen das Kochen reine Frauensache ist. Auch einige Männer standen am Herd und wirkten dabei sehr versiert.

Um 13 Uhr waren die Gäste zum Essen eingeladen und die Aula der Schule füllte sich allmählich. Die zubereiteten Speisen wurden auf einem langen Buffet präsentiert. Karten vor den Platten zeigten, was sich darauf befand und woher das Gericht stammte.
Die Esser waren begeistert von den verschiedenen Aromen und Geschmäckern und so mancher besuchte die lange Tafel gleich mehrfach, um möglichst vieles probieren zu können. Die Köchinnen und Köche mit ihren Familien aßen mit den deutschen Besuchern zusammen und über Sprachgrenzen hinweg entstand eine gute Kommunikation untereinander.
Und das war schließlich das Ziel der Veranstaltung: in Kontakt kommen. Gegen Ende des Essens wurden alle Kochteams vorgestellt und mit viel Applaus für ihre Kochkünste bedacht.

Christine Wehe-Bamberger und Renate Knaut bedankten sich bei allen Mitwirkenden und Helfenden und vor allem bei der Grabfeld-Schule, deren Räume sich ideal für dieses Event eignen. Weitere Veranstaltungen dieser Art sind bereits in Planung.