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Bad Neustadt
Kommt die russische Invasion? Wie ein Unterfranke in der Ukraine mit der Kriegsgefahr umgeht
Tobias Weihmann lebt seit 2015 mit seiner Frau in Kiew. Warum der gebürtige Bad Neustädter die Ukraine trotz des Konflikts mit Russland nicht verlassen will - der Notfallrucksack aber schon gepackt ist.
Tobias Weihmann, gebürtiger Bad Neustädter, und seine Frau Shandra in ihrem Garten in Kiew.
Foto: Weihmann | Tobias Weihmann, gebürtiger Bad Neustädter, und seine Frau Shandra in ihrem Garten in Kiew.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:02 Uhr

Tobias Weihmann, gebürtiger Bad Neustädter (Lkr. Rhön-Grabfeld), lebt seit sechs Jahren in Kiew. Während die Welt gebannt auf den Aufmarsch russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine blickt und immer neue Spekulationen über einen Einmarsch publik werden, scheint das Leben in der ukrainischen Hauptstadt – beinahe – normal zu verlaufen. "Ich war gestern mit meiner Familie das erste Mal im neu renovierten Kiewer Zoo und kann diesen sehr empfehlen", schreibt Weihmann per Mail an diese Redaktion. Auch der deutsche Stammtisch habe am Sonntag wie gewohnt stattgefunden.

Die meisten Ukrainerinnen und Ukrainer glaubten weiterhin nicht an einen großen Einmarsch, auch wenn der stetige Strom dramatischer Nachrichten aus den westlichen Medien nicht ohne Folge bleibe. So würden Kurse in Selbstverteidigung rege besucht und auch Notfallkoffer gepackt. Präsident Wolodymyr Selenskyjs "Kein-Grund-zur-Panik"-Kurs sei umstritten, sagt Tobias Weihmann. "Am
Präsidenten und seinem Regierungsstil scheiden sich in der Ukraine schon seit langem die Geister.
Das ist Normalität."

Vor allem jüngere Ausländer halten sich an die Reisewarnungen ihrer Heimatländer

Den Aufruf, die Ukraine zu verlassen, befolgen längst nicht alle Deutschen, berichtet der 42-jährige Software-Entwickler, der mit einer Ukrainerin verheiratet ist: "Diejenigen, die bereits mehrere Jahre im Land leben, hier Familien und einen Freundeskreis haben, bleiben fast alle da." Sie seien schon durch einige Krisen gegangen und hätten gesehen, "dass die Ukrainer aus jeder wieder herausgekommen sind". Außerdem hätten sich viele durch die zögernde deutsche Reaktion auf den drohenden Angriff von ihrem Heimatland entfremdet.

Ein prägnanter Kommentar in der Social-Media-Gruppe "Deutsche in der Ukraine" laute beispielsweise: "Soll ich nach Deutschland und mir überall anhören, dass die Russen sich eingekreist fühlen und eh die USA Schuld sind? Ich würde zum Amokläufer. Das ist nicht mehr meine Heimat, die ist jetzt hier und notfalls kämpfe ich auch!"

Junge Menschen protestieren in Kiew gegen die russische Aggression.
Foto: Ukrinform, dpa | Junge Menschen protestieren in Kiew gegen die russische Aggression.

Vor allem jüngere Ausländerinnen und Ausländer hielten sich an die Reisewarnungen ihrer Heimatländer und reisten aus. Deutsche, die für Entwicklungshilfeprogramme wie die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeiten, würden abgezogen und gar nicht gefragt. "Meine Bekannten würden lieber bleiben", schreibt Weihmann.

Notfallrucksack mit Taschenlampen, Walkie-Talkie und geladenen Powerbanks

Seine Familie werde bleiben, sagt der 42-Jährige - genauso wie die anderen langfristig in der Ukraine lebenden Ausländerinnen und Ausländer, Expats genannt. "Wir haben einen Notfallrucksack, falls wir in die Schutzräume müssen. Außerdem habe ich mich zur Sicherheit mit einem Walkie-Talkie und mehreren Taschenlampen eingedeckt, alle Powerbanks sind gefüllt." Er überlege noch, sich ein Satellitentelefon anzuschaffen, aber diese seien teuer und im Ernstfall nur von beschränktem Nutzen: "Wen sollte man anrufen, was würde das ändern?"

Bundeskanzler Olaf Scholz (links) und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag in Kiew. Selenskyjs 'Kein-Grund-zur-Panik'-Kurs sei im Land umstritten, sagt Tobias Weihmann.
Foto: Kay Nietfeld, dpa | Bundeskanzler Olaf Scholz (links) und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag in Kiew. Selenskyjs "Kein-Grund-zur-Panik"-Kurs sei im Land umstritten, sagt Tobias Weihmann.

Manche würden sehr gelassen mit der Krise umgehen: Expats, die noch nicht lange in Kiew leben, siedeln laut Weihmann von der Zentralukraine in die Westukraine um: "Ein paar Wochen Urlaub im schönen Lwiw (Lemberg) sind ja auch nicht das Schlimmste", meint Tobias Weihmann.

Ukrainer in Deutschland und Deutsche mit ukrainischen Familien fragten besorgt bei ihm nach, ob und wie sie ihre Familien evakuieren sollten, berichtet der 42-Jährige. Das sei oft nicht so leicht, da die Covid-Einreisebeschränkungen weiter gelten. Ohne triftigen Grund könnten ungeimpfte Ukrainerinnen und Ukrainer nicht einreisen. Und ein potenzieller Krieg gelte im Moment wohl nicht als "triftiger Einreisegrund", vermutet Weihmann.

 
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  • pbronco@web.de
    Und wäre Fr. Merkel noch da, hätte Putin wohl mehr Widerstand erwartet und jetzt kann man doch mal die Ampel-SPD testen
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  • rasputin32
    Hoffentlich geht dieses von den Amerikanern inzenierte Theater bald zu Ende.
    Am 19.4.2021 meldete der EU Außenbeauftragte an seine Minister: 150.ooo russische Soldaten an der ukrainischen Grenze.
    Reaktionen der Ministerrunde das ist zu viel, es sind nur 100-120.000. beobachten, kein Grund für Sanktionen.
    Von Medien, andere Politikern, Kriegstreibern keine Reaktion, schließlich war das Afghanistan-Desaster wichtiger.
    Putin meldete damals schon, dass nicht mehr alle Verbände nach den Manövern abgezogen würden. Ein halbes Jahr später verkündet die USA eine Bedrohung durch 100.000 Russen, die überwiegend 250 bis 350 km von der Grenze weg sind.
    Haben die USA Afghanistan verdaut und brauchen für ihre Kriegsmaschinerie ein neues Feld? Nachdem Merkel weg ist, haben sie es ja einfacher
    Ist es ein Drama, wenn Rußland 10% seiner 1 Mio Soldaten an der westlichen Grenze hat?
    In Norwegen trainierten 50 000 Natosoldaten, in Litauen 30 und 40 000, sollte kein Grund zur Beunruhigung für Rußland s
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
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  • pbronco@web.de
    und was machen die 100.000 oder 130.000 Soldaten wohl da? Urlaub? So wie schon russische Soldaten in der Ostukraine Urlaub gemacht haben? Dazu die 30 - 40 Schiffe im Schwarzen Meer, die jederzeit eine Aktion ausführen können? Ganze Kampfverbände und Flugzeuge aus Ostsibirien herangekarrt, dazu Einheiten in Weißrussland und die pro-russischen Kämpfer im Osten sowie die Möglichkeit, von Moldawien/Transnistrien aus anzugreifen? Da soll man ich nicht bedroht fühlen, wenn es von allen Seiten losgehen kann ...
    Aggressive Aktionen gab es von russischer Seite schon mehr als genug, übrigens auch in Afghanistan, aber zuletzt auch z.B. in Syrien oder Libyen, wo es nicht um die Bekämpfung von IS oder ähnlichem geht, nicht um humanitäre Hilfe, sondern darum, dort einen Stützpunkt/Brückenkopf zu haben und eigene Interessen durchzusetzen.

    Ganz so abgetan wurde der Aufmarsch auch im letzten April nicht, aber die Situation hat sich ja nicht verbessert, sondern eher verschlechtert.
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