Knapp 94 Prozent Zustimmung bei einer Kommunalwahl ist ein deutliches Ergebnis. Darüber hat sich Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert auch sichtlich gefreut. Allerdings hat der CSU-Mann aus der Rhön, der als einziger Kandidat angetreten war und nun in seine zweite Amtszeit geht, auch immer einen Blick auf die Wahlbeteiligung gehabt. Im Vorhinein hatte er sein Ziel auf 50 Prozent gesetzt, am Wahltag aber deutlich nach unten gelegt. "Alles zwischen 40 und 50 Prozent ist gut", sagte er auf Nachfrage.
Wie wichtig ist Kommunal-Politik?
Dass die Wahlbeteiligung an diesem Sonntag knapp unter seinem untersten Wert der Zufriedenheitsskala lag, sollte er doch einer genaueren Untersuchung unterziehen. Klar, bei Sonnenschein und Ausflugswetter hatte es Alternativen für den Urnengang gegeben. Politische Weggefährten wie beispielsweise Sandro Kirchner formulierten diese geringe Wahlbeteiligung auch positiv: "Die Leute drücken durch Nichtwählen ihre Zufriedenheit aus!"
Die Frage bleibt aber: Wie wichtig ist Kommunal-Politik der betroffenen Bürgerschaft? Ein kleiner - nicht repräsentativer - Rundgang um den Marktplatz am Sonntag kurz vor Schließung der Wahllokale brachte ein "normales" Ergebnis. "Wir haben gewählt, selbstverständlich!", war eine häufig gehörte Aussage. Aber auch diese: "Was, heute wird der Bürgermeister gewählt? Das wussten wir nicht. Wir sind erst seit kurzem hierhergezogen!" Und: "Der wird doch eh wiedergewählt. Da braucht's meine Stimme nicht!"
Fragen aus der Bürgerschaft, Resonanz gleich Null
Auch diese Redaktion hatte im Wahlkampf versucht, drängende Fragen aus der Bürgerschaft an den einzigen Kandidaten zu stellen. Die Resonanz in der Wählerschaft war gleich Null. Hängt dieses Desinteresse an der allgemeinen Politik-Verdrossenheit? Oder war es ein stummer Protest?
Antworten auf diese Frage sollte Bürgermeister Georg Seiffert bei seiner Wahlanalyse nicht ausblenden. Denn die Zahl der Nicht-Wähler war größer als die Zahl der Wähler.
Statistisch sachlich habe ich widerlegt, dass das mit Bischofsheim vergleichbar ist, da eben nicht mal die Mehrheit der Wahlberechtigten gewählt hat, also bei weitem NICHT SO repräsentativ. OK?
FH
Man muss nicht nur wollen, man muss es auch tun – und können.
Herr Seiffert hat es m.E. in seiner letzten Amtszeit geschafft einer Stadt in der bayerischen Rhön, mit all seinen Traditionen aber auch Drang zur Moderne eine Richtung zu geben. Ob diese vorher schon da war, kann ich nicht beurteilen. Was ich aber auch div. Gesprächen mit Freunden und Bekannten aus dem Stadtgebiet von Bischofsheim raushöre, (ich selbst komme nicht aus Bischofsheim) ist eine grundlegende Zufriedenheit und das ist doch etwas, was in der heutigen Zeit schon ein rares Gut geworden ist, leider auch auf kommunaler Ebene. War die Wahlbeteiligung schlecht? Unbenommen! Warum war sie schlecht?
Nicht übelnehmen bitte, doch wo ist da etwas substantiell belastbares, was die Analyse ändert? Die Headline ist korrekt, leider etwas irreführend, 94 % - von was? Hätten auch nur 10 % der Wähler sein können. Was rechtfertigt den Ausschluss von anderen Gründen? Rhöner sind rau, nicht dumm. Speisekartendenken ist out. Und die andere Seite ist, mir als Zugezogene aufgefallen, dass sie leidensfähig sind. Sie meckern, doch unternehmen "sicherheitshalber" erstmal nichts. So kommt man u.a. touristisch ins Hintertreffen, checken Sie kurz die ZDFs! Das ist nicht nur Corona usw., wirkt sich sukzessive auf viele andere Bereiche, Künstler etc., aus. Auch in der Rhön kommt man an Infos, erkennt Fehlentwicklungen. Krisen, höhere Digitalisierung, zeigen plötzlich Versäumnisse auf, erinnert man sich an offene Versprechen. Ich würde die Rhöner nicht unterschätzen. Letzteres übrigens eine bequeme, grundsätzlich jedoch nicht ungefährliche Angewohnheit. Keine Anspielung, nur siehe die Weltlage.
S. Spiegel-online heute: Berater mahnen dazu, grundsätzliche Reformprojekte unbedingt voranzutreiben, sonst stehe der deutsche Wohlstand auf der Kippe.
Letzte Frage von mir: hat Bischofsheim, haben wir nichts zu verlieren?
Allen hier danke damit!
Heißt das nun, dass aus der Bürgerschaft keine Fragen kamen oder lagen solche "drängenden" Fragen vor, wurden an den einzigen Kandidaten gestellt und es kamen von diesem keine Antworten ("Resonanz gleich Null" etc.)?
Michael Nöth, Redaktion
Sollten die Bürger auch, wie die Stadträte, mit publizierten Namen fragen? Wenn das so war, dann ist einTeil der Frage schon beantwortet, der Chef wird schnell direkt oder indirekt “ungnädig“. Abgesehen davon, dass ich auch schon Fragen gestellt habe, ohne als „Postboten“ über die Mainpost zu gehen. Z. B., wann die Umfrageergebnisse Bürgerbefragung endlich komplett publiziert werden, nicht nur unlesbare Grafiken imBiBo. Gleiches Ergebnis, nur diesmal von der anderen Seite Null! In einer der Nachbargemeinden hält die Bürgermeisterin regelmäßige Sprechstunden ab. Hier wurde einem Bürger, der zu evtl. Bebauungsplänen auf einem bewaldeten großen Grundstück in Haselbach etwas wissen wollte, kein Termin eingeräumt. In einen offenen Brief dann eine Antwort, mit der man nichts anfangen konnte, und darum gebeten, doch bitte direkt zu fragen, s. MP-Artikel! Irgendwann gibt man auf, Vertrauen weg, geht ohne Alternativen nicht wählen.