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KREUZBERG
Kein Schnapsfass mehr im Bruder-Franz-Haus
Hubert Herbert
Hubert Herbert
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:44 Uhr

Dem einen oder anderen Besucher des Bruder-Franz-Hauses auf dem Kreuzberg wird es wohl aufgefallen sein: das Holzfass, dass auf dem Fenstersims neben dem Eingang stand. Aus Eiche war es und gefüllt mit feinstem Zwetschgenbrand. Es stand da seit dem 7. Juli 2016. Seit November ist der Fenstersims wieder frei, das Fass ist weg.

Jetzt ruht der Inhalt zusammen mit dem von weiteren fünf 50-Liter-Eichenfässern in einem Stahltank, wie Hubert Fröhlich, der Vorsitzende des Fränkischen Obst- und Kleinbrennerverbandes erklärt. Die sechs Fässer gehören zu einem Projekt des Vereins der Bayerischen Edelbrandsommeliers. Jedes der Fässer ruhte an einem besonderen Ort. Neben dem Kreuzberg waren die anderen fünf Lagerorte der Zehntkeller in Veitshöchheim, die Teufelshöhle Pottenstein, die Burg Burghausen, die Insel Frauenchiemsee und eins schipperte an Deck der MS Bayern über den Bodensee.

Alle aus demselben Holz

Alle Fässer sind aus dem gleichen Eichenholz vom selben Küfner hergestellt und in allen war zunächst für ein Vierteljahr Silvaner-Süßwein drin. Erst dann wurden sie mit Zwetschgenbrand befüllt, berichtet Fröhlich. Der Brand war eine Cuvée aus den besten Zwetschgenbränden bayerischer Brenner. Die steuerten jeweils fünf Liter bei. Aus Rhön-Grabfeld war das als einziger Mathias Gerstner aus Trappstadt. Aus dem Landkreis Bad Kissingen lieferten Franziska Bischof (Wartmannsroth), Andreas Lutz (Wartmannsroth-Windheim) und Lothar Bold (Neuwirtshaus) jeweils fünf Liter ihres besten Zwetschgenbrands.

Überall das gleiche Fass, überall derselbe Inhalt, da konnte nur die Lagerung eine Auswirkung darauf haben, ob es am Ende einen Unterschied beim Geschmack gibt. Und es gab deutliche Unterschiede, wie Hubert Fröhlich sagt. Er muss es wissen, er hat probiert. Gut waren sie alle, aber sie hatten alle eine völlig unterschiedlichen Charakter. „Es ist halt ein Unterschied, ob so ein Brand in einem Fass gelagert wird, das der Wellengang des Bodensees auf der MS Bayern ständig bewegt, oder ob es einfach nur in einem dunklen Keller ruht“, erklärt Fröhlich.

Intensive Bernsteinfarbe

Der Brand vom Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg ist einer von den beiden Bränden, die am weitesten entwickelt waren, so Fröhlich. Mit einer intensiven Bernsteinfarbe. Und er erklärt auch warum. Das Fass auf dem Fenstersims im Bruder-Franz-Haus stand wechselnd hell und dunkel. Und es erlebte Temperaturunterschiede. Das habe zu der schnelleren Reifung des Zwetschgenbrands geführt.

Den Unterschiede werden sich die Kunden, die später eine Halbliterflasche des Zwetschgenbrandes erwerben könne, allerdings nicht auf der Zunge zergehen lassen können. Denn der Inhalt der sechs Fässer wurde, wie es das Projekt der bayerischen Edelbrandsommeliers vorsah, inzwischen wieder zu einer Cuvée zusammengeführt und lagert nach Angaben von Fröhlich derzeit in einem Stahltank. „Da passiert dann nichts mehr mit dem Geschmack. Im Gegensatz zum Holzfass verhält sich Edelstahl neutral“, sagt er.

Flasche gesucht

Derzeit, so Fröhlich, ist man beim Verein der Edelbrandsommeliers gerade dabei ein moderne Flasche auszusuchen und mit einem entsprechenden Etikett zu versehen, in die der edle Tropfen dann abgefüllt wird. Eine modern designete Flasche und darin eine auf ganz traditionelle Art erzeugte Köstlichkeit, das sind die beiden Pole, die da zusammengeführt werden. Ein Sinnbild halt für Bayern, das die Tradition pflegt, gleichzeitig aber modern ist, wie Fröhlich erklärt.

Rund 500 Halbliterflaschen werden mit dem fassgereiften Zwetschgenbrand gefüllt, denn von den zunächst 300 Litern, sind nur noch ungefähr 250 Liter übrig. Der geringere Teil von den fehlenden 50 Litern ist in den Kehlen der Brenner und Sommeliers beim Verkosten verschwunden. Der weitaus größere Teil ist das, was man den Anteil für die Engel nennt. Denn wenn so ein hochprozentiger Stoff in einem Holzfass lagert, dann verflüchtigt sich so nach und nach ein Teil durch das Holz. Und dieser Anteil, so sagt man, ist für die Engel bestimmt.

Nicht billig

Ein Teil der Flaschen geht dann wieder an die Brenner zurück, erläutert Fröhlich. Der Rest kommt in den freien Verkauf. Wer sich so einen bernsteinfarbenen Tropfen schmecken lassen oder vielleicht verschenken will, der muss allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen. So um die 60 Euro soll so ein Fläschen voraussichtlich kosten, sagt Fröhlich. Aber davor wird es erst noch eine öffentliche Veranstaltung geben, in dem der einzigartige bayerische Zwetschgenbrand vorgestellt wird. Wann genau das sein wird, steht laut Fröhlich allerdings noch nicht fest.

Die beiden stellvertretenden Landräte aus Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen, Peter Suckfüll und Alfred Schenk, kippten am 6. Juli, noch ein bisschen Zwetschgenbrand in das 50 Literfass, das dann etwa eineinhalb Jahre im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg lagerte. Auf das Ergebnis freuten saich schon damals (von links) die Brenner Franziska Bischof, Andreas Lutz und Mathias Gerstner, sowie Michael Pfaff und Hubert Fröhlich.
Foto: Hubert Herbert | Die beiden stellvertretenden Landräte aus Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen, Peter Suckfüll und Alfred Schenk, kippten am 6.
 
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Kommentare
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  • R. A.
    ... für die Engel bestimmt.Danke für die Aufklärung! Jetzt weiss ich endlich warum der Aloysius ständig so bes....ffen ist! Allein vom Manna kann das ja wohl nicht verursacht sein. Ob ich mir so ein Cuvee (was im weiteren Sinn ein Geopansche ist) kaufen würde, sei dahingestellt. Jeder wie er meint!
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