Das wird in Zukunft wohl nicht nur freundliche Nachfragen geben, darüber sind sich die Verantwortlichen der Gemeinde Oberelsbach und an der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats einig. Entsprechend legen sie großen Wert darauf, zu informieren, was da derzeit an der Schornhecke nahe der Hochrhönstraße so passiert. Vom beliebten Parkplatz aus wurden entlang des Premiumwegs "Hochrhöner" Fichtenstämme auf mehreren Poltern gestapelt.
Das Besondere daran ist: Die Stämme werden von keinem Holztransporter abtransportiert, sie werden an dem Rhöner Vorzeige-Wanderweg liegenbleiben. Und schließlich dort als Totholz verrotten. Das so entstehende Bild entspricht sicherlich nicht mehr dem gängigen, das viele Besucher von einem "ordentlichen" Wald haben. Und das wiederum dürfte so manche kritische Frage aufwerfen.
Ungewöhnliche Biotope als Folge des Klimawandels
Letztlich sind die ungewöhnlichen Biotope, die da an der Schornhecke entstehen, eine Folge des Klimawandels. Seine drastischen Auswirkungen zeigen sich derzeit in so vielen Waldflächen der Rhön und natürlich auch der Marktgemeinde. Nach den Frühjahrsstürmen, den geringen Niederschlägen und wegen des Borkenkäferbefalls mussten alleine im Oberelsbacher Gemeindewald bislang schon 2500 Festmeter Schadholz eingeschlagen werden, so der Oberelsbacher Revierförster Matthias Schlund.
Einen Eindruck von der Menge kann man an der Straße zwischen Weisbach und Ginolfs gewinnen, wo am sogenannten Zick-Zack-Küppel ein Holzpolter mit rund 2000 Festmetern aus den Abteilungen Rhönlein und Armes Haag lagert und darauf wartet, während der momentan höchst angespannten Lage auf dem Holzmarkt verkauft zu werden, wie Schlund erklärt.
Borkenkäfer-Gefahr: Überspringen verhindern
Auch an der Schornhecke musste wegen des Borkenkäfer-Befalls entsprechend eingegriffen werden. Das Besondere hier: Die Schornhecke ist seit 2013 Kernzone des Biosphärenreservats. Hier dürfen eigentlich keinerlei Eingriffe mehr vorgenommen werden, so Tobias Gerlach. Wie der Biologe von der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats erläutert, werden aber aus Waldschutz-Gründen bei Borkenkäfer-Befall die Fichten entnommen, um ein Überspringen auf die angrenzenden Wälder zu verhindern. Anders übrigens im angrenzenden Hessen, wo in Kernzonen Borkenkäfer nicht mehr bekämpft werden.
Zwar dürften in einer Übergangszeit vom Eigentümer noch Fichten aus einer Kernzone entnommen werden, dennoch geht man hier auf Anregung des Biosphärenreservats einen anderen Weg. Man habe mit der Gemeinde Oberelsbach einen Kompromiss entwickelt, wonach die Fichtenstämme entrindet wurden, um den Borkenkäfern den Brutraum zu entziehen. Etwa 300 Festmeter Nutzholz wurden dann auf mehreren Stapeln am Wegrand abgelagert, wo sie als Totholz liegenbleiben sollen.
Tafel zur Erläuterung: Was passiert im Totholz
"Im Vorzeigeprojekt Kernzone hat der wirtschaftliche Aspekt den ökologischen Funktionen zu folgen", erklärt Florian Bolg, Forstinspektorenanwärter am Revier Oberelsbach. Entsprechend betont auch Tobias Gerlach die Bedeutung der nun entstehenden Biotope nicht nur für eine immense Vielzahl von Kleinstlebewesen und Pilzen. Gerade in der Kernzone Schornhecke mit ihrer enormen biologischen Vielfalt lohne es sich, das Totholz dort zu belassen, ohne dass davon eine Gefahr durch Borkenkäfer ausgehe. Gerlach lobt das Entgegenkommen der Gemeinde Oberelsbach bei dem Naturschutzprojekt als wieder einmal höchst vorbildlich. Zwar sei der Preis für Fichtenholz derzeit tief im Keller, aber immerhin habe sie die Kosten für den Harvester-Einsatz tragen müssen.
Einig ist man sich auch, dass es notwendig ist, Vorbeikommenden das ungewöhnliche Projekt vorzustellen und zu erklären. Dazu soll in nächster Zeit eine Informationstafel an dem "neu geschaffenen Klimadenktmal", wie des Florian Bolg bezeichnet, aufgestellt werden.
Schlechte Perspektiven
Mit den bisherigen Eingriffen im Oberelsbacher Wald ist es aber nicht getan. Wie Revierförster Schlund berichtet, läuft aktuell bereits wieder in den Tieflagen (Haard und Sondernauer Wald) die Borkenkäferaufarbeitung. Auch in den Hochlagen werde ein weiterer Aufarbeitungsdurchgang notwendig sein. Leider, so der Förster weiter, zeigen auch bereits Baumarten wie die Buche deutliche Anzeichen von Trockenstress und den langanhaltenden Hitzeperioden. Der Niederschlag aus den Frühjahrsmonaten habe nicht gereicht, um den Wassermangel aus den vergangenen Trockenjahren auszugleichen.