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Bad Königshofen
Insolvenz von Schindler in Bad Königshofen: Wie der vorläufige Insolvenzverwalter die Lage beurteilt
Gespräche mit Geschäftsführung und der Belegschaft verliefen positiv. Auch die Auftragslage ist gut. Entscheidend sind die Entwicklungen in den nächsten Wochen.
Die Firma Schindler Handhabetechnik in Bad Königshofen hat Anfang Februar Insolvenz angemeldet.
Foto: Archiv Alfred Kordwig | Die Firma Schindler Handhabetechnik in Bad Königshofen hat Anfang Februar Insolvenz angemeldet.
Thomas Pfeuffer
 |  aktualisiert: 14.02.2024 02:56 Uhr

Der Insolvenzantrag, den die Firma Schindler Handhabetechnik in der vergangenen Woche stellte, hat für manchen Gesprächsstoff und vor allem auch für Sorgen bei der Belegschaft gesorgt. Schließlich sind immerhin rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bad Königshöfer Firma beschäftigt.

Auch wenn sie natürlich noch nicht ausschlaggebend sind, gibt es erste Signale, die auf eine positive Entwicklung für den Betrieb und die Mitarbeiter hindeuten. Er sei regelrecht begeistert von dem alteingesessenen Unternehmen, lautet die erste Einschätzung von Rechtsanwalt Stefan Herrmann, der seit wenigen Tagen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt wurde. Sie sei im Hochtechnologiebereich angesiedelt und das sei etwas, das in Deutschland benötigt werde. Die Firma sei gut aufgestellt. 

Drei Gründe für die wirtschaftliche Schieflage

Grund dafür ist nach Ansicht von Herrmann auf der einen Seite die sehr gute Auftragslage, die Schindler vorzuweisen habe. Teils hätten sogar Aufträge abgelehnt werden müssen. Zum andern habe er bei einem Besuch in der Firma feststellen können, dass nicht nur die Geschäftsführung in dem ganzen Verfahren gut mitziehe, sondern auch die Belegschaft hoch motiviert sei.

Auf die Frage, warum eine Firma mit "spitzenmäßiger Auftragslage" in die Insolvenz geht, führt Herrmann drei Gründe an: Zum einen habe es die Geschäftsführung wohl "versäumt", in Zeiten allgemeiner Verteuerungen die "Preisschraube" anzuziehen. Zum zweiten habe man auch Pech gehabt und musste Forderungsausfälle hinnehmen. Schließlich gebe es da noch die Gesellschafterstruktur. Bei den Gesellschaftern handele es sich um eine russische Familie. Diese finde sich zwar auf keiner Sanktionsliste, aber das mache es bei Finanzgebern extrem schwierig, Kredite zu erhalten oder Leasingverträge abzuschließen. Eine Einschätzung, die auch Schindler Mitgeschäftsführer Steffen Heusinger weitgehend teilt.

Möglicher Investor entscheidend für die Zahl der Arbeitsplätze

Für eine verbesserte Stimmung beim Besuch des vorläufigen Insolvenzverwalters in Bad Königshofen hat sicher auch seine Ankündigung beigetragen, dass das Insolvenzgeld in den drei Monaten bis zur Insolvenzeröffnung ausgezahlt werde. Das heißt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten bis einschließlich März das Gehalt in voller Höhe ausbezahlt. Die Insolvenz wird dann am 1. April eröffnet. 

Wie es mit der Firma weitergeht, entscheidet sich nach den Worten des vorläufigen Insolvenzverwalters in den nächsten Wochen. Sein Ziel sei es jetzt, die Firma als Ganzes zu verkaufen. Als sehr gutes Zeichen bezeichnet er es, dass sich bereits erste Interessenten gemeldet haben. Allerdings stehe man hier noch ganz am Anfang. Entsprechend ließen sich noch keine Auskünfte über das Thema Arbeitsplätze machen. Die Entwicklung hier hänge ganz entscheidend von einem möglichen Investor ab.

 
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  • Franz Schröter
    Mit diesem Insolvenzverwalter habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Die Firma wurde,trotz schöner Worte, wie toll das Unternehmen sei, platt gemacht und alle Mitarbeiter wurden entlassen. Patente wurden veräußert. Alles restliche wurde versteigert. Die Mitarbeiter sollen sich wenig Hoffnung machen.
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  • Kein Insolvenzverwalter kann passende Investoren herbeizaubern, und genau die braucht es bei einer Insolvenz nunmal. Finden sich diese nicht, muß die Firma liquidiert werden und alles, was zu Geld gemacht werden kann, muss zu Geld gemacht werden, um etwaige Forderungen von Gläubigern zumindest ansatzweise erfüllen zu können.
    Ich finde es grenzwertig, hier
    a) den Insolvenzverwalter in Verruf zu bringen und
    b) den Mitarbeitern Hoffnung zu nehmen.
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