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Wülfershausen
In Wülfershausen: Wird die Bäckerei zum Dorfladen?
Der Wunsch von Einwohnern nach Einkaufsmöglichkeiten im Ort lässt den Gemeinderat das Thema Dorfladen aufgreifen. Wie und wo ließe sich das bewerkstelligen?
Seit 1993 betreiben Lothar und Agnes Gernert ihre Bäckerei in der Dammallee. Um dort einen Dorfladen einzurichten würden sie ihr Geschäft aufgeben. 
Foto: Michael Petzold | Seit 1993 betreiben Lothar und Agnes Gernert ihre Bäckerei in der Dammallee. Um dort einen Dorfladen einzurichten würden sie ihr Geschäft aufgeben. 
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:23 Uhr

Um es gleich vorneweg zu sagen, entschieden ist in der Sache noch gar nichts. Gerade einmal den ersten Schritt hat der Gemeinderat in der Sitzung vom Mittwoch vollzogen mit der in nichtöffentlicher Sitzung gefassten Entscheidung, das Projekt weiter zu verfolgen. Zuvor hatte Volker Hahn, geschäftsführender Gesellschafter des Instituts für Nahversorgungs Services (ifns), sein Dorfladen-Konzept vorgestellt und Fragen der Gemeinderatsmitglieder beantwortet. Tenor: solch ein Vorhaben muss professionell angegangen werden, soll es Erfolg haben. Und, was genauso wichtig ist: ein großer Teil der Bevölkerung muss hinter der Sache stehen.

Weil in der Vergangenheit bei Gesprächen mit Einwohnern immer wieder der Wunsch nach einem Dorfladen an ihn herangetragen wurde, habe er sich an Hahn gewandt, erklärte Bürgermeister Wolfgang Seifert. "Wülfershausen ist eine Zukunftsgemeinde", betonte Seifert, das gehe nicht ohne einen Laden. Wo findet sich aber ein geeigneter Standort? Eine Möglichkeit würde sich in der Bäckerei Gernert bieten. Nach drei Hüftoperationen tritt Lothar Gernert beruflich eh schon kürzer, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion verrät. Brot und Brötchen lässt er sich liefern, selbst stellt er noch süßes Gebäck her, seine Frau Agnes steht im Laden. Außerdem hat er mit seinen 64 Jahren bald das Rentenalter erreicht und trägt sich mit dem Gedanken, früher oder später aufzuhören.

Lothar und Agnes Gernert in ihrem Bäckerladen.
Foto: Michael Petzold | Lothar und Agnes Gernert in ihrem Bäckerladen.

Insofern waren die Gernerts auch gleich gesprächsbereit, als Bürgermeister Seifert nachfragte. "Wir haben den Laden schon vor zwei Jahren der Gemeinde angeboten", sagt der Bäcker, damals aber keine Antwort erhalten. Platz genug wäre hier jedenfalls, meint er. Die Idee, einen Dorfladen einzurichten, gibt es in Wülfershausen nämlich schon länger. Über die Diskussion ist man aber bisher nicht hinausgekommen. Der Standort sei auch immer ein Thema gewesen, meinte Harald Schwarz in der Gemeinderatssitzung. 

Nur 450 Einwohner halten einen Dorfladen am Leben

 Diplom-Betriebswirt Hahn ist Mitinitiator des ersten Dorfladens in ganz Nordbayern. In seiner  Heimatgemeinde Heilgersdorf, einem nur 450 Einwohner großen Stadtteil von Seßlach, wurde 2008 ein Dorfladen eröffnet, den es trotz zwischenzeitlicher Schwierigkeiten immer noch gibt. Seitdem stand Hahn mit seinen Erfahrungen bei gut 80 Neugründungen Pate, derzeit berät er  auch eine Initiative, die in Premich einen Dorfladen eröffnen will.    

Wird die Informationsveranstaltung, die in Wülfershausen für das Frühjahr vorgesehen ist, gut besucht und  kristallisiert sich dort ein großes Interesse heraus, soll eine Projektgruppe gebildet werden, die eine Fragebogenaktion durchführt und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gibt. Bei einem positiven Votum geht es um die Erstellung eines Businessplans  mit Betreibermodell. "Ein Dorfladen ist kein kleiner Supermarkt", betonte Hahn. Solche Läden würden auch als Treffpunkt und Kommunikationszentrum im Ort dienen.  Je nach Lage und Raumausstattung könnten auch noch weitere Nutzungsmöglichkeiten  angegliedert werden, wie etwa Direktvermarktung oder eine Tagespflege. Auf alle Fälle sollte eine Möglichkeit geschaffen werden, um eine Tasse Kaffee trinken zu können.          

Bürger werden Teilhaber ihres Dorfladens  

Die Dorfläden, die Volker Hahn geholfen hat, ins Leben zu rufen, funktionieren alle nach dem Modell der Bürgerbeteiligung.  Ab 200 Euro  könne man einen Anteilsschein erwerben, 30 000 bis bis 40 000 Euro müssten schon zusammenkommen, um ein Grundsortiment mit 1600 bis 1700 Artikeln anzulegen. Was bedeutet, dass etwa zwischen 150 und 200 Bürger Anteilsscheine zeichnen müssten. "Das ist der Betrag der Bürger zur Steigerung ihrer eigenen Lebensqualität", sagt Hahn. Die Gemeinde darf sich zwar nicht am Geschäft, aber doch an möglichen Umbauten beteiligen, wofür auch Leader-Zuschüsse  und Kfw-Mittel beantragt werden können. Um den Dorfladen zu betreiben, sind nach Hahns Konzept fünf bis sechs bezahlte Verkäuferinnen in Teilzeit notwendig, denn ehrenamtlich funktioniert die Sache nach Hahns Erfahrungen nicht.      

 
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